Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
mit ‚Eure Majestät‘ ansprechen, wie es sich für einen Untertan gehört“, mahnte er Hockster.
Hockster lachte. „Titel und Ehrenbezeugungen sollten verdient werden. Eure Verdienste aber gereichen Euch seit dem Tode Eures Vaters nicht zur Ehre.“
Madigan verdrehte die Augen. Naggit sah Hockster an, als wäre dieser plötzlich krank geworden. Tragt nicht so dick auf , mahnte er. Wenn er geht, habt Ihr nicht nur den mächtigsten Feind, den man sich hierzulande vorstellen kann, sondern obendrein noch diesem Eutarus in die Hände gespielt und nicht zu vergessen: Wir werden einen langsamen und qualvollen Tod sterben.
Keine Sorge. Ich weiß, was ich tue.
Mir scheint eher, Ihr habt es auf den jungen König abgesehen. Ihr verabscheut nicht den Menschen, sondern seinen Stand.
Der junge König stand fassungslos mit offenem Mund staunend da. Eutarus bemerkte es und sagte: „Das wird dich den Kopf kosten.“
„Oder dich den deinen.“
„Zur Sache! Was willst du von uns?“
„Gerechtigkeit zum einen und Wahrheit zum anderen“, sagte Hockster. „Das eine ist nicht ohne das andere zu erreichen. Beginnen wir also mit der Wahrheit, Eutarus. Es wird deinen König Serkal wohl interessieren zu erfahren, wo du geboren und aufgewachsen bist.“ Hockster wandte sich an den König. „Ich bin sicher, dass er Euch dieses Geheimnis niemals anvertraut hat, Majestät.“ Hockster hatte bewusst diese Anrede gewählt. Er sah, dass der junge König seine Schultern straffte und sich stolz aufrichtete, aber in seinem Blick lag noch immer Unsicherheit.
Ihr macht das wirklich gut , frohlockte Naggit.
Ja, noch ist es leicht.
„Mit welchem Recht maßt du dir an, meine Aufrichtigkeit und Ergebenheit dem König gegenüber in Frage zu stellen?“
Hockster wirkte verblüfft. „Gibt es denn an deiner Ergebenheit etwas auszusetzen, Eutarus? Doch bevor ich näher darauf eingehe, gilt es, die Frage deiner Herkunft zu klären und die Erinnerungen an deine Kindheit für einen kurzen Moment wieder aufleben zu lassen. Du hast doch sicher wie jeder in diesem Raum eine Vergangenheit. Lass uns daran teilhaben.“
„Mein König. Ich ersuche Euch, mit mir dieses Haus zu verlassen. Wir haben es hier offensichtlich mit einem Verrückten zu tun. Sollen sich die Gardisten seiner annehmen.“
„Wir bleiben!“, erklärte Serkal.
Wir haben ihn!
Noch nicht. Aber immerhin haben wir in Serkal genug Zweifel geweckt, dass er sich auflehnt.
„Abgesehen von seinen mangelhaften Umgangsformen seinem König gegenüber“, fuhr Serkal fort, „und diese Beleidigung war gegen mich gerichtet, nicht gegen dich, erscheint mir dieser kleine Mann von gesundem Geist.“
„Vielen Dank!“
„Ein bisschen schrullig, sicherlich, aber bestimmt kein Fall für meine Soldaten. Er hat mich neugierig gemacht. Gleichwohl kann ich verstehen, wenn du seine Fragen nicht beantworten möchtest, immerhin bist du nur mir allein Rechenschaft schuldig.“
„Danke, Majestät.“
„Also werde ich dir die gleiche Frage stellen. Ich bin sehr erpicht, die Antwort zu erfahren. Mein guter Nokdan, wo bist du geboren und aufgewachsen?“
Da sieh mal einer an, der junge König ist weit besser als sein Ruf. Aufgepasst, Auserwählter, jetzt wird es ernst.
Eutarus verbeugte sich. „Wenn es Euer Wunsch ist. Es ist jedermann in Idenhal bekannt, dass ich in Brakant geboren wurde. Im Alter von 2 Jahren siedelte meine Familie nach Worron um. Dort bin ich auch aufgewachsen. Auch das ist bekannt.“
„Ist deine Frage damit beantwortet?“, wollte Serkal wissen.
„Ja, ich erfahre hier, was jeder in der Stadt schon weiß. Mir war gleichwohl bis heute nicht bekannt, dass in Worron ein Magier von hohem Rang gelebt haben soll. Ich bin der Urenkel des berühmten Arterius von Bergen, doch von einem Zauberer namens Nokdan Eutarus hat er mir nie berichtet.“
„Den gibt es auch nicht. Meine Familie ist seit Generationen im Kaufmannsgewerbe tätig.“
„Außer dir“, bohrte Hockster. „Du fühltest dich berufen, königlicher Berater und schließlich erster Berater zu werden. Ist das nicht eine seltsame Berufswahl für eine Krämerseele?“
„Mit deinen Beleidigungen erreichst du gar nichts“, sagte Eutarus kalt. „Ich weiß nicht, welches Ziel ...“
Von der Haustür klang lautes Pochen. „Einen Moment bitte, Majestät“, sagte Madigan. „Womöglich kann unser neuer Gast uns in dieser Angelegenheit weiterhelfen.“ Sie eilte nach draußen. Kurze Zeit später kehrte sie mit einem
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