Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Turnier findet statt. Ich werde teilnehmen. Madigan auch. Ich habe sie in die Liste eintragen lassen. Der Preis für den Sieger ist tatsächlich ein wertvolles Schwert“
„Ich rate dir, nicht teilzunehmen. Wenn du erkannt wirst, wanderst du in den Kerker.“
„Oder direkt wieder in die Reihen der Garde. Ha! Sie brauchen gute Soldaten, Delek hatte Recht. Es werden immer weniger. Wenn alles klappt, werde ich schon heute Abend begnadigt. So einfach geht das.“
Der Söldner schien wie ausgewechselt. Seine Augen leuchteten, sein Gesicht war entspannt. Die Unrast, die Hockster immer in ihm wie eine Flamme hatte lodern sehen, war vergangen. An ihren Platz war ein zufriedene Gelassenheit getreten, wie sie Menschen nur dann zeigen, wenn sie an einem Ziel angekommen sind. Hockster wusste, was geschehen war. Rok Talusien war zu Hause angekommen. Dies war seine Stadt, seine Heimat. Nun war er zurückgekehrt und er genoss es.
„Ich will dieses Schwert erringen und das wird mir auch gelingen und dann will ich hier leben, nichts weiter.“ Er zog sein Schwert und legte es auf den Tisch. „Dieses hier gewann Taukon Dex bei seinem letzten Turnier vor fünf Jahren. Ich trage es, seit ich es von meiner Reise aus Hornburg mitgebracht habe, aber es gehört über einen Kamin, zum Gedenken an meinen Bruder. Einst gehörte es Lord Bregeren, der mit einer Handvoll Soldaten den Gabarpass gegen eine Hornburger Übermacht hielt. Es wird Zeit, dass ich ein neues Schwert bekomme, um welche Armee auch immer Heetland zu erobern versucht dahin zurückzujagen, wo sie hergekommen ist.“
Krieg, dachte Hockster. Schon wieder Krieg. Heldenverehrung! Wie viele Männer hatten in diesem aussichtslosen Kampf am Gabarpass unter Bregeren ihr Leben gelassen? Für ihren Lord und ihren König waren sie in den Tod gegangen; freimütig, furchtlos und tapfer und doch so dumm.
Der Söldner beendete sein Mahl und sah Hockster an. „Ich habe wenig für dich tun können, Hockster. Alles und jeder wartet gespannt auf den Wettkampf. Ich will es morgen noch einmal versuchen. Vielleicht gelingt es mir dann, in den Palast zu gelangen, und den einen oder anderen einflussreichen Würdenträger der Stadt zu treffen.“
„Du hast überhaupt nichts getan, richtig?“, fragte Hockster. „Hast dich nur um deine Angelegenheiten gekümmert.“
Der Söldner atmete tief ein. „Ja! Aber ich verspreche dir, mich für dich einzusetzen – nach dem Turnier.“
Bald darauf war Hockster wieder allein. Rok Talusien war erneut losgezogen, alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen. Hockster wartete. Am späten Vormittag erschien Madigan frisch und ausgeruht. Sie strahlte Hockster an. „Ich habe wunderbar geschlafen. Wie fühlst du dich?“
Hockster lachte. „Ausgezeichnet.“ Er nahm ihre Hand, wurde ernst und noch bevor sie etwas sagen oder ihn vor einer Dummheit bewahren konnte, die ihm ganz offensichtlich ins Gesicht geschrieben stand, sagte er: „Werde meine Frau, Madigan.“
Doch Madigan schüttelte den Kopf. „Tu das nicht. Wer weiß, was kommt.“
Enttäuscht senkte Hockster den Kopf.
„Sei nicht verletzt.“
„Ich dachte … letzte Nacht.“
Madigan lächelte. „Die letzte Nacht war ganz wunderbar. Und vielleicht werden wir eine zweite Nacht wie diese erleben. Vielleicht sind wir aber schon morgen nur noch Erinnerung. Leben ist gefährlich. Bindungen begrenzen Handlungen. Wir müssen frei sein, wenn wir leben wollen.“
„Wenn wir Halt wollen, müssen wir Halt geben“, widersprach Hockster. „Sicherheit ist dort, wo mehr als einer ist. Wir können unser Leben sicherer gestalten. Sicherer füreinander. Und schöner.“
„Das werden wir“, sagte Madigan. „Und jetzt möchte ich nicht mehr darüber reden. Ist Rok Talusien inzwischen hier gewesen?“
Hockster atmete tief ein und aus. „Ja!“, sagte er dann. Es fiel ihm sichtlich schwer, das Thema aufzugeben. Madigan dankte es ihm mit einem Lächeln. „Er kam mit einer schlechten Nachricht für mich und einer gefährlichen für dich. Er hat nichts erreicht, was mir weiterhelfen könnte. Dich aber hat er in die Teilnehmerliste des Turniers eintragen lassen. Ganz ehrlich, ich weiß nicht, welche Nachricht schlimmer ist.“
„Ich werde gewinnen. Du wirst es sehen“, erwiderte Madigan zuversichtlich.
„Das hat Rok auch von sich behauptet - aber das ist nicht alles“, sagte Hockster. „Er hat sich binnen einer Nacht verändert.“ Er bemerkte Madigans belustigtem Blick und nickte
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