Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Nun rächte sich sein Desinteresse, er wusste nicht einmal, wo das Turnier stattfand. Er sah hinaus. Nur noch wenige Passanten eilten am ‚Ritter‘ vorbei, alle offensichtlich mit demselben Ziel. Er lief nach draußen und sprach den erstbesten Mann an, der ihm über den Weg lief.
„Das Fechtturnier. Wo findet es statt?“
„Aus dem Weg, Zwerg. Ich bin in Eile.“
„Dieser Zwerg wird dir gleich den Schädel einschlagen, wenn du ihm nicht antwortest.“
Der Mann sah hinab, nickte und sagte: „Komm einfach mit. Wir haben denselben Weg.“
Der Fremde führte Hockster durch die Straßen der Stadt bis hin zu einem großen Marktplatz in unmittelbarer Nähe des Palastes, dort trennte er sich von ihm. Hockster hörte das Summen vieler Stimmen einer großen Menschenmenge und folgte einfach dem Lärm, als er plötzlich eine vertraute Stimme sagen hörte: „Hier steckst du also.“
Hockster sah nach rechts und erkannte Delek.
„Ich habe versucht, dich aufzuwecken, aber du hast geschlafen wie ein Kleinkind. Rok bat mich, nach dir zu sehen. Komm, das Turnier hat schon begonnen und wir haben gute Plätze.“
Delek führte Hockster um das Gedränge herum. Die Zuschauer warteten aufgeregt auf den Beginn des Wettkampfes. An der Ostseite des quadratisch angelegten Kampfplatzes hatte man eine Tribüne aufgebaut. Delek nickte einem Gardisten zu und marschierte die hölzerne Treppe hinauf. In einer Reihe waren noch zwei Plätze frei. Lena saß dort allein und schaute gebannt nach unten.
„Was ist inzwischen passiert?“, fragte Delek seine Tochter.
Ohne ihren Blick vom Kampf zweier Gardisten abzuwenden, erwiderte sie: „Rok und die Frau ...“
„Madigan“, half Hockster ihr.
„... ja, die, die haben gewonnen. Das ist jetzt Larkan gegen einen Gardisten aus seinem Zug.“
Hockster sah hinunter in die Arena und beobachtete, wie der mit Larkan bezeichnete einen Stich an die Brust seines Gegners setzte. „Treffer“, schrien die vier Richter, die den Kampf überwachten und Mühe hatten, sich gegen den Lärm auf dem Platz durchzusetzen. Der unterlegene Soldat senkte sein Schwert, verneigte sich vor seinem Gegner und dann vor König Serkal.
„Haben wir viel verpasst?“ fragte Hockster.
„Oh, ja“, erwiderte Lena. „Einige Favoriten sind schon ausgeschieden. Da! Meggan ist jetzt an der Reihe.“
„Madigan“, verbesserte Hockster. Er schaute hinunter in die Arena. Stolz stand sie da. Das Schwert lässig in der rechten Hand.
„Woher hat sie das Schwert?“, fragte Hockster.
„Von mir!“, erwiderte Delek stolz. „Es ist schon seit Generationen in unserer Familie. Ich habe es in der vergangenen Nacht wieder und wieder geschliffen und auch ...“
Hockster hörte nicht mehr hin. Die Gespräche auf der Bühne verebbten langsam und eine ungewöhnliche Ruhe senkte sich über den Platz, als Madigan in die Mitte trat.
Ein Herold in rotem Gewand trat vor und verkündete den bevorstehenden Kampf. „Es treffen sich im Kreis der Schwerter: Meggan Vill, die einzige Frau in diesem Turnier, und Bechter Mohn, Veteran der Garde ihrer Majestät, Königin Yanea von Hornburg. Auf mein Zeichen – beginnt.“
Wie gebannt sah Hockster hinunter und beobachtete die vorsichtigen Bewegungen von Madigan. Sie bewegte sich langsam im Kreis, das Schwert vorgestreckt. Plötzlich sprang ihr Gegner vor und führte einen Hieb nach ihrer Schulter, aber als das Schwert pfeifend durch die Luft schnitt, war Madigan schon nicht mehr an ihrem Platz, hatte sich weggedreht und stach nach der Hüfte des Veteranen. „Treffer!“, riefen drei der vier Richter. Das genügte. Madigans Gegner senkte die Schwertspitze bis sie die festgestampfte Erde des Kampfplatzes berührte und verneigte sich vor ihr, dann vor König Serkal. Auch Madigan verneigte sich und verließ den Platz.
„Sie ist sehr gut“, sagte Delek bewundernd.
„Ja! Ich wusste nicht, wie gut“, erwiderte Hockster anerkennend und weit weniger besorgt als er es ursprünglich gewesen war.
Der Herold trat in die Mitte des Kampfplatzes und verkündete eine Stunde Pause für die Wettkämpfer. Die Zuschauer zerstreuten sich langsam. Auch die Tribüne leerte sich nach und nach. Delek nahm seine Tochter an der Hand und ging davon. Hockster blieb, wo er war.
Gegen den Strom schiebender Leiber kämpfte sich Madigan auf die Tribüne. Als man sie erkannte, öffnete sich eine schmale Gasse, um sie durchzulassen. Die Kommentare, mit denen sie bedacht wurde, waren unterschiedlich. Manch einem
Weitere Kostenlose Bücher