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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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gelesen hatte, brannten Tränen in seinen Augen, dass es schmerzte. Er faltete den Brief und verstaute ihn vorsichtig in seiner Brusttasche.
    Er sah aus dem Fenster und beobachtete gedankenverloren die Menschen draußen, die eilig oder langsam am ‚Ritter‘ vorüberströmten. Ein steter Fluss sich bewegender Leiber. Madigan, die einzige Frau, die ihm je etwas bedeutet hatte, war fort. Er fühlte sich verloren.
    Spät am Vormittag betrat Rok Talusien den ‚Ritter‘. Müde ließ er sich auf einen Stuhl gegenüber Hockster fallen. Delek brachte ihm unaufgefordert einen Becher Wein.
    „Es ist geschafft!“, erklärte er mit einem Lächeln. „Wo ist Madigan?“
    „Fort“, sagte Hockster nur. Zu mehr war er nicht in der Lage.
    Der Söldner nickte. „Sie wollte uns ohnehin nur bis Idenhal begleiten. Du scheinst traurig darüber zu sein.“
    „Nein. Es ist gut.“ Hockster drehte den Becher, an dessen Boden ein Rest Tee war, zwischen seinen Händen und beobachtete, wie die Flüssigkeit träge hin und her schwappte. Er schüttelte sich. Heute war einer dieser wirklich miserablen Tage.
    Der Söldner bestellte Brot, Butter und Käse bei Delek und wandte sich kauend an Hockster. „Die Abgesandten Hornburgs sind hierhergekommen, um die Friedensverhandlungen zwischen Heetland und Burnyk abzuschließen. König Serkal hat endlich eingesehen, dass ein Frieden mit den Hornburgern auf lange Sicht besser ist als ein endlos andauernder Krieg.“
    „Die Hornburger glauben das doch nicht, oder?“ Hockster war sichtlich erstaunt.
    „Nicht unbedingt. Aber ihre Königin Yanea. Sie würde alles für den Frieden tun, sagt Alep. Ich habe ihn gestern Abend getroffen. Mit seiner Hilfe gelangte ich in den Königspalast und schließlich zu Nokdan Eutarus, dem ersten Berater des Königs.“ Rok lächelte siegesgewiss. „Du wirst dich heute mit Eutarus treffen.“ Genüsslich schob er sich ein Stück Käse in den Mund.
    „Du scheinst die gestrigen Niederlage gegen Madigan gut verkraftet zu haben“, sagte Hockster, dem das Verhalten seines Gegenüber nicht ganz geheuer war.
    „Der zweite Platz war ausreichend, um mich vollständig zu rehabilitieren. Soll sie das Schwert haben. Sie braucht es wahrscheinlich dringender als ich.“
    „Ich danke dir für deine Hilfe.“
    „Ach was“, widersprach der Talusien mit vollem Mund. „Ich habe die Zeit hier gut genutzt - alte Freundschaften wieder aufgefrischt und neue geschlossen.“
    „Wann werden wir zu diesem Eutarus gehen?“
    „Jetzt. Wir sollen uns zur Mittagsstunde im Palast einfinden. Komm.“ Der Talusien erhob sich, grüßte Delek und verließ, dicht gefolgt von Hockster, den ‚Ritter‘.
    Der Söldner führte Hockster den gleichen Weg, den er zwei Tage zuvor mit Madigan gegangen war. Sie kamen an der kleinen Werkstatt des Goldschmieds vorbei, aber die Läden waren vor den Fenstern und die Tür verschlossen. Ihr Weg führte sie quer über den großen Markt- und Turnierplatz, der sich an die Verkaufsstraße anschloss, und mündete schließlich in eine breite Promenade, an deren Ende sich der Königspalast erhob. Am Tor vor dem Palast standen vier Wachen, die Lanzen gekreuzt. Der Talusien trat auf sie zu, zog ein Schreiben aus seiner Tasche und hielt es dem ersten Soldaten unter die Nase. Sie durften passieren. Noch drei weitere Male zeigte der Söldner das Schreiben vor bis sie schließlich von einem prächtig herausgeputzten Bediensteten in grüngoldenem Gewand zu den Arbeitsräumen des Nokdan Eutarus im ersten Stock geführt wurden. Der Diener klopfte, wartete, trat dann zögernd ein und schloss die Tür hinter sich. Hockster stand vor der verschlossenen Tür und war sichtlich aufgeregt.
    „Beruhige dich“, mahnte der Talusien.
    Die Tür öffnete sich wieder und der Diener winkte Hockster herein. Hockster drehte sich noch einmal um, sah Rok fragend an.
    „Nur Ihr“, bestätigte der Diener. „Er bleibt hier.“
    Rok zuckte die Schultern, drehte sich um und ging. Hockster trat ein.
    Am Fenster stand ein Mann. Braunes, mit grauen Strähnen durchzogenes Haar fiel ihm in Locken auf die Schultern. Er wandte sich um und sah Hockster an. Hockster verbeugte sich tief. „Ich grüße Euch, Herr. Mein Name ist ...“
    „Ich weiß“, unterbrach Eutarus ungeduldig. „Meister Elders und der Söldner haben mir von dir berichtet – und von deinem Vorhaben. Man sagte mir auch, du bist überzeugt, dass ein Krieg mein Land und meine prächtige Stadt vernichten wird.“
    „Ja, Herr.

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