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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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seine ungedeckten Rippen. „Treffer“, schrien die Kampfrichter gleichzeitig, so dass es auch der Letzte auf dem Platz hörte. Madigan hatte gewonnen. Rok Talusien verbeugte sich kurz und verließ den Kampfkreis. Madigan aber ließ sich feiern. Hockster sprang auf. Er wollte hinunter zu ihr, um ihr zu gratulieren und diesen Moment mit ihr zu teilen. Doch andere hatten ähnliche Gedanken. Im Nu war die Treppe hinab zum Turnierplatz mit Leibern verstopft. Es gab für Hockster kein Durchkommen. Mit seiner geringen Körpergröße gelang es ihm einfach nicht, sich durchzusetzen. Für einen kurzen Moment öffnete sich die Wand aus Menschenleibern und er sah eine lachende Madigan die mit gerötetem Gesicht im Kreise fremder Menschen stand. Endlich war der Weg frei. Hockster trat aus der Reihe auf die Treppe. Inzwischen hatten übermütige Männer Madigan auf die Schultern gehoben und trugen sie davon. Als Hockster schließlich den Turnierplatz erreichte, war Madigan nirgends mehr zu sehen. Enttäuscht ging er langsam davon.
    „He, Hockster“, rief Delek, „willst du denn die Ehrung nicht sehen? König Serkal selbst wird Madigan den Siegerpreis überreichen.“
    Hockster schüttelte nur stumm den Kopf. Eine eigenartige Traurigkeit hatte ihn ergriffen. Einsam machte er sich auf den Rückweg zu Deleks Gasthaus.
    Er verbrachte den Rest des Tages und den Abend im ‚Ritter‘. Gegen Mitternacht ging er auf sein Zimmer und fiel in einen unruhigen Schlaf.
    Hockster erwachte allein. Madigan war noch immer nicht zurückgekehrt. Draußen war es inzwischen wieder hell geworden. Ein neuer Tag. Er schwang die Beine aus dem Bett. Die Füße pendelten in der Luft, eine Handbreit über den grob behauenen Fußboden. Er wusch sich, zog sich dann an und ging nach unten.
    Delek war wie immer schon auf den Beinen. Der Mann schlief anscheinend nie. „Frühstück?“, fragte er freundlich.
    „Ja, danke. Ist Madigan schon hier gewesen?“
    „Ja. Schon vor einer Stunde. Sie fand dich schlafend. Sie bat mich, dir auszurichten, dass sich eure Wege hier trennen. Sie ist fortgegangen. Es tut mir leid.“
    Hockster hatte es zwar kommen sehen, war aber letztendlich doch unvorbereitet. Die Nachricht traf ihn wie ein Schlag. Es war ein Schlag von der Sorte, der schon auf dem Weg zum Ziel von tiefen Schmerzen kündet bevor er dann auftrifft und Knochen bricht und Zähne. Hockster fühlte sich wie Sand, der durch fremder Hände Finger rann. „Danke, Delek“, sagte er schließlich und wusste nicht, wo er hinschauen oder was er sagen sollte. „War das alles?“
    „Ja, mehr hat sie nicht gesagt. Na, willst du immer noch ein Frühstück?“
    „Ja! Vielleicht wachse ich ja doch noch, wenn ich nur tüchtig esse. Meine Großmutter war fest davon überzeugt.“ Er setzte sich an einen Tisch nahe am Fenster. Es war ein anderer Tisch, kleiner als derjenige, an dem er am Abend zuvor gesessen hatte. Der Wirt brachte ihm Tee, einen kleinen Laib Brot, Käse und zwei Äpfel. Zum Schluss reichte er ihm ein Schriftstück. „Das hat sie für dich dagelassen“, sagte er.
    Hockster ließ sich Zeit, bevor er den Brief las. Bedächtig faltete er ihn auseinander.
     
     
    Liebster,
     
    ich kann nicht bleiben. Ich muss fort. Als ich dich bat, dich nach Trenadil begleiten zu dürfen, wollte ich nichts weiter als einen Beweis dafür, dass du nichts weiter bist als ein Aufschneider. Dann sind mir die drei Fremden in meinem Traum erschienen und dann bin ich ihnen selbst in der Traumfeste begegnet. So wie du habe auch ich einen Auftrag von ihnen erhalten. Sie sagen, dass du deine Aufgabe nur erfüllen wirst, wenn ich dich verlasse. Ich glaube, das stimmt. Ich werde also mit den Hornburgern zurück nach Burnyk reisen und Königin Yanea besuchen und sie überzeugen, dass ihre Unterstützung im kommenden Krieg für dein Heetland unerlässlich ist.
     
    Du sollst wissen, dass ich nicht gehe, weil man es von mir fordert. Ich verlasse dich, damit du unbehelligt dein Ziel erreichen kannst. Ich habe dich schon lange genug aufgehalten. Die wenigen Tage mit dir waren wunderschön. Ich danke dir für jeden Augenblick.
     
    Das alles hätte ich dir schon früher gesagt, doch dann wären all diese kostbaren Momente von unserer baldigen Trennung überschattet gewesen. So aber waren wir für kurze Zeit glücklich und vielleicht wirst du deine Zuneigung wiederfinden, wenn wir einander wieder begegnen. Ich trage meine immer bei mir.
     
    Madigan
     
     
     
    Als Hockster den Brief

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