Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
Vom Netzwerk:
mir von deiner sonderbaren Idee erzählt. Es ist faszinierend und dumm zugleich. Wir werden hier sicher sterben. Wenn es uns aber gelingt, einen Ort des Wissen zu bilden, werden wohl zum ersten Mal in der Geschichte Heetlands Heldenlieder über Gelehrte und Lehrer gesungen und das darf ich nicht verpassen.“
    „Ich bleibe, weil ich vom Davonlaufen genug habe“, sagte Serima.
    „Wie auch immer“, fuhr Figele fort, „ich sehe meine Aufgabe darin, alle Lieder und Schauspiele, die ich kenne, aufzuschreiben und so zu erhalten, ja?“
    „Das wäre ein Anfang“, bestätigte Hockster. „Und dazu alles, was du über die Schauspielerei weißt. Dazu Bühnenbau, Dekoration, Besetzung, einfach alles.“
    „Nein! So geht das nicht“, widersprach Tupok. „Das ist ein unsinniger Neuanfang! Alles, was ich weiß, weiß ich aus Büchern. Es gibt sie in jeder Stadt, in jeder Bibliothek.“
    „Schreib es trotzdem auf. Am Ende mag es keine Stadt mehr geben, in der noch ein Buch zu finden ist.“
    „Pah! Was für ein Unsinn! Städte währen ewig.“
    „Womit wir bei den dringlichsten Problemen angekommen wären“, erklärte Millen mit hochgezogenen Augenbrauen.
    „Ja?“
    „Zuerst einmal fehlt es uns an Schlafgelegenheiten, Hütten, kleine Häuser oder auch Zelte, in denen wir uns vorerst einrichten können. Die Versorgung mit Lebensmitteln ist nicht gesichert. Wenn die Vorräte in deiner Küche erschöpft sind, was dann? Wir brauchen große Mengen an Werkstoffen: Papier, Tinte, Federn, Kohlestifte, Metall, auch Ackergerät und Saatgut – wenn wir uns künftig selbst versorgen wollen. Dann brauchen wir wenigstens eine Hütte als Schule. Darin könnten wir auch die ersten Niederschriften aufbewahren. Das Schlimmste aber ist, wir verfügen über keine Wertgegenstände, mit denen wir das Nötigste erwerben könnten.“
    Hockster furchte die Stirn. „Also gut. Serima wird vorerst in ihrem Wagen leben. Du, Tupok, und du, Figele, könnten einen Platz bei mir finden. Was all die anderen Dinge angeht, bitte ich um eure Geduld. Es werden sich Lösungen finden. Ich muss euch jetzt für eine Weile verlassen. Richtet euch ein, so gut es eben möglich ist. Morgen Abend bin ich wieder zurück.“
    Hockster ging in den Stall, sattelte Lilli und ritt eilig davon. Er erreichte Räubermarkt und ging zu Rikat.
    „Ich habe nicht erwartet, dich so schnell wiederzusehen“, erklärte Rikat überrascht.
    „Ich brauche deine Hilfe“, erklärte Hockster ohne Umschweife. „Wo können wir ungestört reden?“
    Rikat wies auf das Hinterzimmer der Schänke. Hockster nickte, folgte Rikat, der bereits die Tür geöffnet hatte.
    „Was gibt es?“, fragte Rikat.
    „Es hat angefangen“, erklärte Hockster. „Die ersten Flüchtlinge aus dem Süden sind gestern eingetroffen. Vier sind geblieben. Der Ort des Wissens, Rikat, verstehst du, wir bauen ihn auf.“
    „In meinem Land? Ohne mich zu fragen? Ich bin nicht sicher, ob mir das gefällt.“
    „Es tut mit leid“, Hockster hob entschuldigend die Hände. „Natürlich hätte ich dich erst um Erlaubnis bitten müssen, aber die Gelegenheit war da. Ich habe nicht nachgedacht, sondern gehandelt. Du weißt, wie viel mir an der Umsetzung dieses Vorhabens liegt. Sag mir, gibt es etwas wichtigeres als die Bewahrung des Wissens der Welt?“
    „Mir fallen viele Dinge ein, die mir wichtiger sind. Aber gut. Es ist geschehen. Was willst du von mir?“
    „Deine Hilfe!“ Hockster führte auf, was er alles benötigte. Als er seine Liste beendet hatte, lachte Rikat. „Weißt du, was das alles kostet?“
    Hockster zuckte die Schultern.
    „Natürlich weißt du es. Ich frage mich allerdings ob es nicht an der Zeit ist, zur Abwechslung etwas Gutes zu tun.“ Rikat ging in dem kleinen Raum auf und ab. „Einverstanden, ich werde dir helfen. Aber ich werde alles wieder zurückbekommen.“
    „Wie?“, Hockster wurde plötzlich sehr vorsichtig.
    „Schuldscheine“, erklärte Rikat und grinste übers ganze Gesicht. „Jeder, der etwas von mir bekommt, schreibt Schuldscheine an mich aus.“
    Hockster seufzte. Der Vorschlag gefiel ihm nicht, aber er wusste auch, dass er kaum eine andere Wahl hatte. Er brauchte die Waren schnell und Rikat konnte sie ihm beschaffen. „Ich bin einverstanden.“
    „Komm“, lud Rikat ein. „Das wollen wir mit einem guten Tropfen begießen. Ich glaube, das wird ein gutes Jahr.“
    Als Hockster am Nachmittag des nächsten Tages Diwens Steinkreis erreichte, setzte leichter Regen ein. Er

Weitere Kostenlose Bücher