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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Minuten später erreichte die Heilerin die Mitte des Steinkreises. Sie kniete sich neben Hockster. „Was ist mit ihm geschehen?“, fragte sie.
    Millen Hoog verdrehte die Augen und stöhnte. „Ich weiß es doch wirklich nicht. Der da“, er wies anklagend auf Garlit, „der da hat ihn umgeworfen, dabei sind die Edelsteine verschoben worden. Einen hält er jetzt in seiner Hand und er ist ohne Besinnung. Sein Atem ist schwach aber regelmäßig.“
    „Welchen Stein hält er in der Hand?“, wollte Serima wissen.
    „Ich glaube, es ist der Turmalin.“
    „Helft mir, ihn auf den Rücken zu drehen.“ Im nächsten Augenblick rissen Hocksters Hemd und Weste auf und drei nebeneinander liegende, heftig blutende Wunden klafften in seiner Brust.
    „Was ist das?“, rief Millen Hoog entsetzt.
    „Da bin ich ja zur rechten Zeit gekommen“, sagte Serima, die offensichtlich nichts aus der Ruhe brachte. Sie zückte ein Messer, trennte das ohnehin zerfetzte Hemd weiter auf und untersuchte die Wunde.
    „Was passiert mit ihm?“
    „Wenn ich darauf eine Antwort hätte, würde ich sie dir geben“, erwiderte Serima brüsk. „Jetzt seid ruhig, ihr alle, und stört mich nicht.“ Sie öffnet ihre Tasche und begann mit der Behandlung von Hocksters Wunden.
    Die Männer traten einen Schritt zurück und schafften etwas Platz. Inzwischen waren weitere Menschen in den Steinkreis geeilt. Die Nachricht von Hocksters Zustand sprach sich schneller herum, als es Millen Hoog lieb war. Er fasste Eman Delles am Arm. „Wir müssen reden“, sagte er leise. Millen zog den Karawanenführer in die Schatten zwischen den Felsen, wo sie ungestört waren.
    „Was gibt es?“, fragte Eman.
    Millen Hoog sah sich um bis er sicher war, dass keine Zuhörer in unmittelbarer Nähe waren. „Was auch immer mit Hockster geschehen ist“, begann er leise, „wird direkte Auswirkungen auf uns, auf Diwenstein und den weiteren Aufbau der Stadt haben. Er hat bislang alle Entscheidungen getroffen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wer ihn ersetzen soll.“
    „Er ist nicht zu ersetzen“, erklärte Eman Delles. „Noch nicht!“
    „Wir müssen dafür sorgen, dass er von hier fortgebracht wird. Sieh nur, immer mehr Leute finden sich ein. Besser wenn sein Zustand geheim bleibt. Ah, es ist zum Verzweifeln. Er hat immer wieder gefordert, dass wir einen Stadtrat einsetzen sollen.“ Millen Hoog schüttelte niedergeschlagen den Kopf. „Ich war dagegen. Nun zeigt sich, wie kurzsichtig ich gewesen bin. Du gehst zu Figele und bestellst ihn in Hocksters Haus. Ich werde ihn auf der Stelle dort hinbringen lassen. Gemeinsam mit Serima wollen wir beraten, was zu tun ist.“
    Eine Viertelstunde später lag der noch immer bewusstlose Hockster in seinem Bett. Serima hatte zwar die Wunde versorgt, konnte aber weiter nichts für ihn tun.
    Eman Dells und der Schauspieler Figele betraten Hocksters Haus. Und so tagte zum ersten Mal der vierköpfige Rat von Diwenstein in Hocksters Schlafzimmer.
     
    Hocksters linke Hand schmerzte. Er hob die zur Faust geballte Hand, öffnet sie und stellte erfreut fest, dass der Turmalin darin lag. Das war seltsam und er fand keine Erklärung, wie der in seine Faust gelangt war. Sorgfältig verstaute er ihn in seiner Hosentasche.
    Hockster sah sich um. Voraus erkannte er den Eingang zur Burg. Das Fallgitter war aufgezogen. Dahinter wallte dichter Nebel. Als er nur noch wenige Schritte entfernt war, erkannte er, dass es sich nicht um Nebel handelte. Hinter dem Torbogen war die Welt der Festung zu Ende. Die graue Wand waberte in spiralförmigen Schleiern langsam auf und nieder, als sei sie ein lebendiges Ding. Allein vom Zusehen wurde es Hockster übel. Über ihm wölbte sich ein grauer Himmel. Muss ein direkter Verwandter des Tornebels sein, dachte Hockster und grinste. Die Luft war kalt, es fröstelte ihn. Er erreichte das Tor und blieb stehen. Die hellen Wirbel und Spiralen bewegten sich jetzt schneller, als ob Hocksters Anwesenheit irgendetwas in Gang gesetzt hätte. Behutsam streckte er die Hand aus, besann sich aber dann. Er sah sich suchend um und entdeckte einen Zaun, der in der wirklichen Welt wahrscheinlich eine Schar Hühner oder anderes Geflügel vom Schlossplatz fernhielt. Er ging hinüber und griff nach einer Holzlatte. Kaum hatte er seine Hände darum geschlossen, löste sie sich vom Zaun und Hockster hielt sie in der Hand. Er näherte sich ein zweites Mal dem Tor und schob das Holz langsam in das graue Nichts. Er spürte Widerstand, etwas

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