Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
ausgewachsenen Menschen doch viel zu klein. Doch was ihn noch weit mehr beunruhigte waren die Schritte, die er seit einiger Zeit immer mal wieder hörte, mal erklangen sie vor ihm, ein anderes Mal wieder hinter ihm. Vielleicht war eine Waffe gar keine so schlechte Idee, auch wenn er damit nicht umgehen konnte. Aber das wusste Smirz ja nicht.
Die Tage vergingen viel zu schnell. Langsam erkannte Serima, was Hockster Beltrim alles geleistet hatte. Die Arbeit nahm kein Ende und die Verantwortung schien sie in manchen Stunden zu erdrücken. Hocksters Bedingungen folgend forderte sie jeden, gleich welchen Beruf, welche Abstammung oder Gesinnung er vorzuweisen hatte auf, in Diwenstein zu bleiben und ein Teil der Stätte des Wissens zu werden. Doch je mehr Diwenstein wuchs – und die junge Stadt wuchs schnell, da immer mehr Heetländer aus dem Süden und Südosten auf dem Weg nach Norden die junge Stadt erreichten -, um so deutlicher wurde auch, dass die aus nur vier Gardisten bestehende Stadtwache inzwischen überfordert war und rasch vergrößert werden musste. Es häuften sich die Berichte über Schlägereien, Diebstähle und Vergewaltigungen. Drei Tage waren vergangen, seit sie Hockster vom Steinkreis in sein Bett getragen hatten und in der jungen Stadt ging es drunter und drüber. Serima seufzte. Noch immer war der Zustand des jungen Mannes unverändert.
Zu ihrer Überraschung hatte sich Garlit Veitogan – dem keine Reue über seine Tat anzusehen war – und zwei Tage später auch Tira, die sich inzwischen von ihrer Verletzung erholt hatte, angeboten, sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Ihre Hilfe war für Serima von großem Wert. Da die beiden über Jahre hinweg selbst den lukrativen Beruf des Diebes ausgeübt hatten, war das hübsche Paar bestens geeignet, Gleichgesinnte zu erkennen und Diebstähle aufzuklären. Aber was danach mit den Überführten tun? Es gab keinen Platz in der Stadt und man wollte den begrenzten Raum nicht als Zellen verwenden. Zudem weigerte Serima sich strikt, Urteile jedweder Art zu fällen und gab alle rechtlichen Angelegenheiten an die Gerichtsbarkeit weiter, auch wenn der Richter in Arbeit zu ertrinken drohte. So konnte es nicht weitergehen. Serima drängte auf die Einsetzung eines verantwortlichen Gremiums.
Figele hatte die Zeit genutzt und gemeinsam mit dem Richter und Millen Hoog die Bedingungen für die Wahl eines Stadtrates ausgearbeitet. In Absprache mit Serima war man übereingekommen, dass der Rat aus acht Bürgern der Stadt bestehen sollte. Bei gleicher Stimmenzahl sollte die Stimme des Bürgermeisters den Ausschlag geben.
Als die Diwensteiner Bürger von Hocksters Zustand erfuhren, reagierten die meisten mit Entsetzen. Viele, vor allem die jüngeren Bürger der Stadt bauten anfangs noch darauf, dass Hockster bald wieder von seiner seltsamen Krankheit genesen würde. Doch die Tage vergingen und Hocksters Zustand blieb unverändert schlecht. Serima erwarb sich langsam aber sicher die Anerkennung aller Diwensteiner. Die Sorgen und Nöte des Alltags taten ein übriges, verdrängten die Furcht, die manch ein Bürger verspürte.
Am sechsten Tag nach Hocksters Unfall wählten die Diwensteiner ihren Stadtrat, dem unter anderem auch Serima, Richter Karion und Millen Hoog angehörten.
Für eine Überraschung ganz besonderer Art sorgte Rikat, der Anführer der Diebe aus Räubermarkt, als er sich für die Wahl des Bürgermeisters aufstellen ließ. Neben ihm gab es nur noch einen weiteren Kandidaten. Sein Name war Glan Vickert, ein Kaufmann aus einer kleinen Stadt südöstlich von Diwenstein.
Rikat erhielt nicht eine einzige Stimme. Er lachte, als er erfuhr, dass Vickert einstimmig gewählt worden war. Der Räuber verbrachte den Rest des Nachmittags in der einzigen Schänke Diwensteins und ritt mit seinen wenigen, ihm noch verbliebenen Untergebenen zurück nach Räubermarkt. Serima war froh, als er endlich verschwand, aber noch mehr freute es sie, dass die junge Stadt inzwischen unabhängig von Räubermarkt und ihrem Anführer geworden war.
Gegen Mitternacht fiel sie müde in ihr Bett und schlief sofort ein. Am nächsten Morgen wurde sie früh geweckt. Horinda, ihre einzige Schülerin, die in Hocksters Haus umgezogen war, um den Kranken zu pflegen, weckte sie sanft.
„Was ist?“, fragte Serima schlaftrunken.
„Komm und sieh selbst. Es ist erstaunlich.“
Als Serima das Schlafzimmer betrat, hielt Hockster ein Schwert in der rechten Hand. „Hast du es ihm
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