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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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Eindruck, den die junge Frau auf ihn gemacht hatte, konnte er jedoch nicht verbergen. »Kann es sein, dass Sie hier die einzige Frau unter 100 männlichen Thomanern sind?«
    Noch bevor Anja Gans auf Krolls Anmerkung eingehen konnte, flog nach einem kurzen Klopfen die Tür auf und Dr. Callidus kam herein. Sein ganzer Körper war angespannt. Er begrüßte die Kommissare kurz mit einem Handschlag und bat sie, ihm in sein Büro zu folgen. Dort angekommen, atmete er noch einmal tief durch. »Hier wurde eingebrochen. Wir hatten Einbrecher im Alumnat!«
    Kroll und Wiggins sahen sich um. Das Büro des Alumnatsleiters sah nach allem anderen aus als nach einem Einbruch. Sämtliche Gegenstände lagen ordentlich an ihrem Platz, nichts war verwüstet und Einbruchsspuren waren auch nirgends erkennbar.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Wiggins.
    Callidus ging mit drei schnellen Schritten zum Fenster. »Hier, sehen Sie mal!« Er öffnete und schloss das Fenster mehrfach. »So war es, als ich heute Morgen ins Büro kam, unvorstellbar!«
    »Sie meinen, jemand hat bewusst das Fenster entriegelt?«, hakte Wiggins nach.
    »Genauso ist es.«
    »Aber wer könnte das denn gewesen sein?«, schaltete sich Kroll ein.
    »Sie können mir glauben, dass ich seit heute früh an nichts anderes denke. Gestern war Dienstag. Ich mache mir gerade eine Liste von allen Personen, die gestern bei mir waren.« Er machte eine kurze Pause. »Dumm ist nur, dass das eine ganze Menge waren. Die Leute vom Gesundheitsamt, viele besorgte Eltern, Mitarbeiter aus der Verwaltung, Thomasser und, und, und.« Wieder eine Pause. »Selbstverständlich habe ich mir auch schon meine Gedanken gemacht. Eines scheint mir offensichtlich zu sein: Der Einbrecher kam nicht aus dem Chor. Die kennen ja alle die Kombination am Eingang. Von denen würde sich sicherlich keiner die Mühe machen, hier durchs Fenster zu krabbeln, wenn er auch durch die Tür gehen kann.«
    Wiggins sah sich nochmals im Büro um. »Es sieht mir nicht danach aus, als ob hier etwas fehlt.«
    Callidus setzte sich auf seinen mächtigen Schreibtischstuhl. Seine Stimme wurde melancholisch. »Es fehlt aber etwas: mein Füllfederhalter.«
    »Ihr Füllfederhalter?«, rief Kroll, nicht sicher, ob er sich verhört hatte.
    Dr. Callidus nickte betrübt. »Es war ein Erbstück meines Großvaters. Er hat ihn an meinen Vater vererbt und als der gestorben ist, habe ich ihn bekommen.«
    »Wir lassen die Spurensicherung kommen«, entschied Kroll. »Es wäre gut, wenn Sie jetzt nichts mehr anrühren.«
     
    »Das hätte ich nie gedacht«, sagte Wiggins, als sie wieder im Auto saßen.
    »Ich auch nicht«, antwortete Kroll. »Ich hätte auch nie gedacht, dass in diesem Alumnat so ein scharfer Ofen rumläuft.«
    Wiggins sah seinen Kollegen verständnislos an. »Ich meinte eigentlich, dass ich nie gedacht hätte, dass jemand wegen eines alten Füllers ins Alumnat einbricht.«
    Kroll lehnte sich im Beifahrersitz zurück. »Mein Gott, Wiggins. Ich will ja gern zugeben, dass ich hormonbedingt zurzeit nicht so ganz klar denken kann. Aber das liegt doch nun wirklich auf der Hand.«
    »Was liegt auf der Hand?«, fragte Wiggins, leicht genervt.
    »Niemand würde in das Büro von Dr. Callidus einbrechen, um einen Füller zu klauen. Der hat doch regen Publikumsverkehr. So einen kleinen Gegenstand kann man doch viel eleganter verschwinden lassen. Man müsste nur in einem unbeobachteten Moment das Ding in seine Tasche fallen lassen. Dafür mache ich mir doch nicht so eine Mühe.«
    »Du meinst also, der Einbrecher hat etwas ganz anderes gesucht?«
    »Na klar.«
    »Aber dann müssen wir doch rauskriegen, was er gesucht hat.«
    »Was glaubst du, warum ich die Spurensicherung angefordert habe.«
     
    Paul Holzhund und Georg Schießer klatschten ihre Gesangskollegen auf der Internistischen Abteilung der Uniklinik ab. Georg kramte eine braune Papiertüte mit der Aufschrift ›Lesen bildet‹ aus einer Stofftasche hervor. »Wir haben euch etwas mitgebracht.« Er reichte jedem einen Big Mac in der typischen Verpackung. »Ich denke, das ist mal ’ne Abwechslung zu dem Krankenhausfraß hier! Ich hoffe, die sind noch warm.«
    Ludwig Fleischer biss beherzt in seinen Hamburger.
    »Und, wie ist’s hier so?«, fragte Paul.
    »Eigentlich gar nicht so schlecht«, antwortete Max. »Irgendwie ’ne coole Sache. Wir können den ganzen Tag chillen, fernsehen ohne Ende, und das alles mit Bedienung. Dazu keine Proben. Hätte schlimmer kommen können.«
    »Und

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