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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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rein!«
    Brecht rannte von Blume zu Blume. Wie ein Ball an einer Wand schien er an einer Blume abzuprallen, um die Aktion bei der nächsten zu wiederholen. »Alle sind sie abgeknickt und alle sind sie weiß.«
    Wiggins benachrichtigte die Spurensicherung. Kroll ging in die Mitte des Altarraumes und versuchte, sich ein Bild zu verschaffen. Lauter abgeknickte weiße Blumen. Ansonsten schien sich nichts verändert zu haben.
    Er ging zu Pfarrer Brecht, der vor dem Altarbild unruhig auf und ab ging. »Wo lag denn der Briefumschlag?«
    »Dort, mitten auf dem Altar. Auch unter so einer abgeknickten Blume.«
    »Haben Sie sonst noch etwas verändert?«
    Der Pfarrer schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe mir nur den Umschlag genauer angesehen.«
    Kroll sah sich wieder um. »Haben Sie das alles hier zufällig entdeckt?«
    Der Pfarrer schien ins Leere zu blicken. »Ich wurde angerufen. Von einem Mobiltelefon.«
    »Wurde eine Rufnummer angezeigt?«
    »Unterdrückt.«
    »Kam Ihnen die Stimme irgendwie bekannt vor?«
    Pfarrer Brecht schüttelte mit dem Kopf. »Es war, glaube ich, eine Kinderstimme, vielleicht auch eine Frauenstimme, auf keinen Fall eine tiefe Männerstimme.«
    »Wir müssen das natürlich überprüfen«, bemerkte Kroll, wobei er in Gedanken schon bei dem Anrufer war.
    »Brauchen Sie dazu mein Handy?«
    »Ich glaube, das wird nicht nötig sein.«
     
    Paul und Georg betraten den Blumenladen in der Fußgängerzone. Eine freundliche Verkäuferin lächelte sie an und fragte, was sie für sie tun könne.
    Georg kramte die Blume hervor, die er aus der Kirche mitgenommen hatte. »Würden Sie uns bitte sagen, was das für eine Blume ist?«
    Die Verkäuferin sah sich die Pflanze genauer an. »Oh je. Wer hat denn die so zugerichtet?« Sie war immer noch auffallend freundlich. »Das ist eine Lilie.«
    »Eine Lilie«, wiederholte Georg. »Hat es mit der Blume etwas auf sich?«
    Die Verkäuferin sah ihn fragend an. »Sie ist abgeknickt. Aber das seht ihr doch selbst.«
    »Ja, das stimmt. Das meine ich ja gerade. Eine zerbrochene Lilie. Hat das was zu bedeuten? Ich meine, eine Rose ist doch das Zeichen der Liebe. Steht die Lilie auch für so etwas in der Richtung?«
    Die Verkäuferin hatte schon angefangen, einen großen Strauß zu binden. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Vielen Dank und tschüs.«
    Sie setzten sich auf eine Bank in der Innenstadt. »Was machen wir jetzt?«, fragte Paul.
    Georg zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Auf jeden Fall sind wir bei dem alten Fleischer auf der richtigen Spur. Dass der mit dem Vollbart gerade vor dir in der Kirche war, ist bestimmt kein Zufall. Darauf verwette ich meinen Arsch! Hast du ein Foto von ihm gemacht?«
    »Bist du bescheuert? Ich bin heilfroh, dass er mich nicht gesehen hat. Meinst du, ich stelle mich mit meinem Handy noch vor den hin und sage: ›Bitte lächeln, Herr ZZ TOP!‹?«
    Georg ging nicht auf die letzte Bemerkung seines Freundes ein. »Wenn ich nur wüsste, was der mit den Lilien gemeint hat. Zerbrochene Lilie. Was ist die nächste Forderung in der Geschichte von Ritter Harras?«
    Paul überlegte kurz. »Die Reinheit muss gebrochen werden oder so ähnlich.«
    »Stimmt«, nickte Georg. »Also gebrochen passt ja schon ganz gut. Aber was hat denn eine Lilie mit Reinheit zu tun?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht kommt das aus dem Griechischen. Lilios heißt bestimmt rein oder so.«
    Georg überlegte. »Schon möglich. Oder auch nicht. Ich habe aber eher das Gefühl, das hat etwas mit Kirche zu tun. Denk nur an die Zahl des Teufels. Wen können wir denn da mal fragen?«
    »Pfarrer Brecht jedenfalls nicht. Der hat bestimmt gerade einen Herzinfarkt.«
    Paul hatte die rettende Idee. »Mein Onkel hat Theologie studiert. Katholische zwar, aber das geht ja vielleicht auch.«
    »Ist er Priester?«
    »Nein, er arbeitet bei VW in der Personalabteilung.«
    »Egal, ruf ihn an.«
    Paul tippte schnell auf seinem Handy herum und hielt es ans Ohr. Nach dem üblichen Begrüßungssmalltalk, wie es ihm ginge, dass es ja so schade sei, dass man sich so lange nicht gesehen habe, und was die Eltern gerade so machten, kam Paul zur alles entscheidenden Frage. »Sag mal, Benedikt, ich brauche dich mal als Theologen. Kannst du mir vielleicht erklären, was eine Lilie mit Reinheit zu tun hat?«
    Paul hörte interessiert den Ausführungen seines Onkels zu, während Georg ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden trommelte. »Was hat er gesagt?«, fragte Georg, als Paul sich von seinem Onkel verabschiedet

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