Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)
sterbe vor Angst. Ich habe mich dann hinter dem Denkmal versteckt. Der Kerl hat mich zum Glück nicht gesehen, hoffe ich jedenfalls.«
Paul sah kurz zu Georg. »Und dann kam Georg und wir sind in die Kirche. Und den Rest kennen Sie ja.«
»Donnerwetter!«, sagte Kroll anerkennend. »Da habt ihr ja richtig viel rausgekriegt. Alle Achtung!«
Paul und Georg sahen sich an. Sie waren sichtlich stolz auf ihre Ermittlungstätigkeit.
»Habt ihr euch die Nummer von dem Mercedes gemerkt?«, fragte Wiggins.
»Das war kein deutsches Nummernschild. Irgend so ein ausländisches. Da waren nur Zahlen drauf, die konnte ich mir bei der hektischen Verfolgung natürlich nicht merken.«
Kroll nickte. »Schon klar. Dann werden wir jetzt wohl mal weiterermitteln.« Er hob mahnend den Zeigefinger. »Ihr haltet euch ab sofort raus, ist das klar?«
Paul und Georg nickten heftig. »Werden Sie Fleischer und den Mann jetzt verhaften?«
Kroll gab vor, über diese Frage ernsthaft nachzudenken. »Dafür haben wir zu wenig. Es ist in Deutschland nicht verboten, abgeknickte Blumen in eine Kirche zu legen, zumindest wird man dafür nicht eingesperrt.«
Georg war enttäuscht. »Aber Bach … und der Wasserspender!«
»Dafür haben wir leider keine Beweise, zumindest noch nicht. Wir bleiben aber dran, versprochen.«
Georg blieb hartnäckig. »Aber Sie haben doch bestimmt Spuren?«
»Natürlich. Wir haben sogar ein ganz ausgezeichnetes Spurenbild. Uns fehlt aber das Vergleichsmaterial. Ich glaube nicht, dass sich Herr Dr. Fleischer in unseren Akten befindet, und von deinem ZZ TOP kennen wir nicht einmal den Namen!«
»Könnt ihr dem nicht einfach ein Haar abschneiden?«
»Das ist heute alles nicht so einfach. Dazu brauchen wir erst mal einen Beschluss.«
Der Blick, den Georg Paul zuwarf, war eindeutig. ›Wir werdendoch noch gebraucht.‹ Die Kommissare taten so, als hätten sie das nicht bemerkt.
Kroll wartete einen Moment. Die Jungs hatten ihnen offensichtlich alles gesagt, was sie wussten. »Noch mal, Jungs. Ihr habt wirklich tolle Arbeit geleistet. Und ich bin mir ganz sicher, dass wir ohne euch noch immer im Dunkeln tappen würden. Ganz ehrlich. Auf die Geschichte mit Ritter Harras wären wir nie gekommen.«
Die Freunde konnten ihre Freude über die Anerkennung nicht verbergen. Kroll fuhr fort. »Eine Sache sehe ich aber anders als ihr.« Er rieb sich die Nasenwurzel. »Wenn Ritter Harras nichts unternommen hätte, hätte seine Frau ein Kind von einem anderen bekommen.«
Die Freunde sahen Kroll gespannt an. »Vielleicht hätte sie Harras gar nichts von der Liebschaft erzählt. Dann hätte er ein fremdes Kind großgezogen, ohne es zu merken.«
Paul war beeindruckt. »Ein Kuckuckskind!«
»Ganz recht! Ich glaube eher, wir müssen nach einem Mann suchen, der Vater eines Jungen, vermutlich eines Thomaners, ist, der gar nicht weiß, dass sein Vater nicht sein leiblicher Vater ist. Versteht ihr, was ich meine?«
Wiggins versuchte, sich deutlicher auszudrücken. »Wir glauben, es gibt jemanden, der der leibliche Vater eines Thomaners ist, aber niemand außer ihm weiß es, außer der Mutter natürlich. Aber die erzählt natürlich niemandem, dass das Kind nicht von ihrem Mann stammt. Schon gar nicht ihrem eigenen Sohn.«
Georgs Augen weiteten sich. »Und das geht dem Vater, also dem leiblichen Vater, auf den Geist. Er hat keine Möglichkeit, mit seinem Sohn Kontakt aufzunehmen. Deshalb zieht er jetzt hier die Show ab.«
»Das würde zumindest Sinn machen«, bestätigte Wiggins.
Paul wurde nachdenklich. »Das macht die Sache natürlich nicht einfacher. Und … außerdem lägen wir dann mit Herrn Fleischer falsch. Der ist mit Sicherheit der Vater von Ludwig. Das sieht man ja aus zehn Kilometern Entfernung. Dann war ja alles für ’n Arsch.«
Kroll lächelte. »Ach, Jungs! Das ist doch unsere tägliche Arbeit. Man hat Spuren, die sich bestätigen oder im Sande verlaufen. Und es gibt neue Spuren und dann wieder neue Spuren. Dr. Fleischer hat sich auf jeden Fall verdächtig benommen, und den Umstand, dass der schwarze Mann in der Kirche war, bevor die Blumen dort aufgetaucht sind, müssen wir unbedingt aufklären.« Seine Miene wurde ernst. »Aber das ist jetzt unsere Arbeit.«
»Kennt ihr den Schauspieler Yves Montand?«, fragte Wiggins.
»Klar«, antwortete Georg. »Der spielt doch immer in diesen alten Filmen mit.«
»Ganz recht. Es gab einmal ein Mädchen, das hieß Aurore. Die hat behauptet, die uneheliche Tochter von Montand zu
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