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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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sein, und wollte an sein Erbe. Alle, die sie gesehen haben, hatten keinen Zweifel, dass sie seine Tochter war. Sie war dem Schauspieler wie aus dem Gesicht geschnitten. Eine unglaubliche Ähnlichkeit. Dann hat man das Grab von Montand geöffnet und eine Probe entnommen, um seine DNA zu bekommen. Die hat man anschließend mit der von Aurore verglichen.«
    »Und?«, fragte Paul gespannt.
    »Sie war nicht seine Tochter«, lächelte Wiggins. »So viel zum Thema: Das sieht man ja aus zehn Kilometern Entfernung.«
    Krolls Handy klingelte. Auf dem Display erschien der Name Anja. Kroll entfernte sich einige Meter, damit die anderen ihm nicht zuhören konnten. Nach wenigen Minuten kam er zurück. »Ich muss los. Bis dann, Jungs. Wir sehen uns im Büro, Wiggins.«
     
    Anja erwartete Kroll schon aufgeregt in ihrer Wohnung. Sie begrüßten sich mit einem Kuss auf die Wange. Er sah sich kurz in ihrem Zuhause um. Anja war noch ganz am Anfang ihres Einzuges. Die meisten Kisten waren noch nicht ausgeräumt, was auch nicht möglich war, weil nur wenige Schränke und Regale aufgebaut waren. Kroll erinnerte sich an sein Versprechen im ›SPIZZ‹. »Ich denke, ich muss wirklich mal mit einem Akkuschrauber vorbeikommen.«
    »Das ist doch jetzt scheißegal!« Anjas Stimme versagte. Sie räusperte sich.
    »Was ist los, Anja? Was wolltest du mir am Telefon nicht erzählen?«
    In ihren Augen sammelten sich Tränen, die sie mit einer heftigen Bewegung des Ärmels abwischte. »Das ist total beschissen, Kroll. Ich will dich auch nicht damit belästigen. Aber ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Und ich habe keinen anderen, mit dem ich darüber reden kann.«
    Kroll legte seine Hand auf ihre Schulter. »Erzähl doch einfach mal, was los ist. Wir finden schon eine Lösung.«
    »Wollen wir uns nicht setzen?«
    Kroll sah sich um. Er konnte keinen Stuhl oder Sessel entdecken. Anja musste lächeln. Dann verschwand sie im Nebenzimmer und kam mit zwei riesigen Sitzkissen zurück.
    »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, sagte sie, nachdem sie sich auf einem Kissen niedergelassen hatte.
    »Am besten am Beginn.«
    »Also … Macht es dir wirklich nichts aus … , ich meine, wir kennen uns ja noch nicht so lange.«
    Kroll versuchte, beruhigend zu wirken. »Erzähl doch einfach mal.«
    »Also, ich habe vor ungefähr zwei Monaten mit meinem Freund Schluss gemacht. Helmut. Wir waren etwa drei Jahre zusammen.« Sie atmete einmal tief durch. »Ich habe erst bei einer Freundin gewohnt, bis ich hier die Wohnung bekommen hab. Aber Helmut lässt mich einfach nicht in Ruhe. Am Anfang ist es ja normal, dass man noch mal über alles reden will. Doch es wird immer schlimmer. Anrufe, SMS, er lauert vor meiner Wohnung; wenn ich da bin, klingelt er an der Tür.« Anja begann zu weinen. »Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Ich trau mich nicht mehr raus; wenn das Handy klingelt, bleibt mir fast das Herz stehen, und wenn es an der Tür läutet, habe ich eine Todesangst. Er hört einfach nicht auf. Auch nachts nicht. Gestern Nacht hat er die ganze Zeit geklingelt.«
    »Das nennt man Stalking«, stellte Kroll nüchtern fest. »Dagegen kann man etwas unternehmen. Das kommt leider nicht so selten vor.«
    Anja knetete ein Papiertaschentuch und sah auf den Boden. Die ganze Sache war ihr unangenehm.
    »Gibst du mir mal dein Handy?«
    Sie reichte es ihm wortlos rüber. Kroll tippte sich in den Posteingang und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Es mussten weit über 100 SMS sein. »Bitte, lösch die Nachrichten nicht. Kann sein, dass wir die noch brauchen, zu Beweiszwecken.«
    Kroll sah sich einige Nachrichten genauer an. Die meisten enthielten Aufforderungen an Anja, sich zu melden, viele kündigten seinen Besuch an, weitere enthielten Einladungen zu Partys, Konzerten und ähnlichen Anlässen. Drohungen waren nicht dabei, es waren die Masse und die Penetranz, die belastend wirken mussten.
    Anjas Stimme war jetzt monoton. »Er steht auch jetzt vor der Tür.«
    Kroll sah sie interessiert an. »Fährt der einen roten Golf?«
    Anja nickte. »Wie hast du das bemerkt?«
    »Nenne es einfach Berufskrankheit. Es kommt nicht so häufig vor, dass jemand vor einem Haus parkt und nichts Besseres zu tun hat, als ständig nach oben zu den Fenstern zu glotzen.«
    Anja sprang auf und ging auf Kroll zu. »Weißt du jetzt, was ich meine? So geht das Tag und Nacht. Ich halte das nicht mehr länger aus.«
    Kroll nahm sie in den Arm. »Keine Panik. Lass uns jetzt

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