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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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ein?«
    Anja schlug sich auf die Stirn. »Bin ich bescheuert! Natürlich! Das Schreberbad. Das ist doch keine 300 Meter von der Tankstelle entfernt. Die haben da ein beheiztes Außenbecken. Ich weiß, dass einige Thomaner manchmal nachts über den Zaun klettern, um sich dort zu amüsieren. Das ist so eine Art geheimer Treffpunkt. Warum ist mir das nicht früher eingefallen?«
    »Johannes hat nicht geduscht, weil er noch schwimmen gehen wollte«, überlegte Kroll laut.
    Er ließ den Motor an und wendete mit quietschenden Reifen. Dann wählte er die abgespeicherte Nummer. »Herr Reis, wir sind uns ziemlich sicher, dass Johannes im Schreberbad war. Schicken Sie bitte umgehend einen Suchtrupp dahin. Hundestaffel, Hubschrauber, das volle Programm. Ich fahre da jetzt auch hin.«
    Der Staatsanwalt war Profi genug, um nicht durch Nachfragen kostbare Zeit zu verlieren. Zudem konnte er seinem Kommissar blind vertrauen. »Mach ich, Kroll. Ich komme auch!«
     
    Als sie am Schreberbad ankamen, war die Hundestaffel schon da. Der Weg von der Marschnerstraße war nicht weit. Die uniformierten Beamten hatten mit einer Spezialschere im Nu den Metallzaun durchtrennt. Kroll wartete, bis die Hundeführer durchgegangen waren, und folgte ihnen. Sie verteilten sich auf der großen Wiese und liefen ihren Hunden nach, die an langen Leinen die Spur suchten, die Nasen immer am Boden.
    Toni, Krolls treuer Partner, war der Erste, der eine Fährte aufnahm. In dem für einen Spürhund typischen Zick-Zack-Gang lief er schnurstracks auf das Schwimmbecken zu. Ungefähr fünf Meter vor dem Beckenrand blieb er stehen und bellte. Es dauerte nicht lange, bis sich die anderen Hunde an derselben Stelle eingefunden hatten.
    »Er war hier, Kroll«, sagte Holger. »Das ist absolut sicher.«
    Kroll nickte. »Können die Hunde die Spur weiterverfolgen?«
    »Das dürfte kein Problem sein«, antwortete Tonis Hundeführer, der den Tatendrang des Tieres ohnehin kaum noch bändigen konnte.
    Toni führte sie weg vom Pool, über die Wiese, zwischen Bäumen und Sträuchern hindurch zu einem Zaun. Dort blieb er stehen und bellte.
    Der Hundeführer zeigte auf eine Stelle am oberen Ende des Maschendrahtzaunes, die eine große Delle aufwies. »Hier haben sie rübergemacht.«
    Kroll leuchtete mit seiner Taschenlampe den Zaun ab. »Was ist das denn, da vorn?«
    Der Hundeführer, der offensichtlich die Vorsichtsmaßnahmen der Spurensicherung für eine überflüssige Formsache hielt, entfernte mit der bloßen Hand ein schwarzes Stück Stoff vom Zaun und rieb es zwischen Daumen und Zeigefinger. »Irgend so ein Stück Stoff.« Er gab es Kroll. »Könnte von einem Vorhang sein oder so was in der Art.«
    Der, der abnimmt, müsse Trauer tragen, dachte Kroll. Er riss dem Hundeführer die Leine aus der Hand. »Geh zu den Kollegen! Die sollen sofort die andere Seite des Zaunes absuchen.«
    Der Beamte wollte protestieren, aber Kroll hatte sich schon im Laufschritt mit dem Hund entfernt. Anja folgte ihm. Sie rannten zu der durchtrennten Stelle, wo sie hineingekommen waren, und liefen am Zaun entlang, bis sie wieder dort angekommen waren, wo der Stoff gehangen hatte. Toni nahm sofort die Spur auf. Kroll und Anja folgten dem Hund, wobei sie die nähere Umgebung mit der Taschenlampe absuchten. Nach wenigen Minuten entdeckten sie ein junges Pärchen hinter einem Busch, das zusammengekauert auf dem Boden saß. Der Junge war in ein schwarzes Gewand mit einer Kapuze gekleidet, das Mädchen trug normale Straßenkleidung.
    Als Kroll den Lichtkegel der Taschenlampe auf das Gesicht des Jungen richtete, hielt der schützend eine Hand vor seine Augen.
    »Johannes?«, fragte Kroll vorsichtig.
    Der Junge nickte kaum merklich.
    »Weißt du, wie viel Sorgen sich deine Eltern gerade machen?«
    Johannes’ Stimme war fast unhörbar. Tränen liefen über sein Gesicht. Er zitterte am ganzen Körper. »Das kann ich mir leider denken«, flüsterte er mit kaum hörbarer Stimme.
    Der Strahl von Krolls Taschenlampe wanderte kurz zu dem Mädchen. Sie machte einen besorgten, aber gefassten Eindruck. »Ich bin die Silke. Machen Sie sich bitte keine Sorgen. Mir geht es gut«, kam sie Krolls Frage zuvor.
    Kroll sah sich im Licht der Taschenlampe den Umhang genauer an. Er erinnerte mit der großen Kapuze an eine Mönchskutte, war jedoch nicht aus diesem dicken, warmen Stoff, aus dem diese Kleidungsstücke in der Regel geschneidert waren, sondern aus einem dünnen, seidigen Material. Kroll überlegte, ob es überhaupt

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