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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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leer!«
    »Wer wusste, dass ihr ins Schreberbad geht?«
    »Garantiert niemand«, beeilte sich Silke zu versichern. »Das war mehr so eine spontane Idee.«
    Kroll rieb sich die Augen. Mit dem Abfallen der Anspannung nahm seine Müdigkeit zu. »Kann es sein, dass euch jemand beobachtet hat?«
    »Wir haben nichts bemerkt.«
    »Okay. Wir fahren jetzt ins Präsidium. Wir müssen noch ein Protokoll machen und unser Staatsanwalt hat sicher auch noch ein paar Fragen. Eure Eltern wurden natürlich informiert. Sie werden euch bestimmt dann abholen.« Das ›zumindest dein Vater‹ verkniff sich Kroll.
    Johannes war plötzlich hellwach. »Wir kriegen jetzt bestimmt ’ne Menge Ärger, oder?«
    »Meinst du von euren Eltern oder von der Polizei?«
    »Beides.«
    »Da müsst ihr jetzt durch. Aber ihr werdet es überleben.«
     
    Die Prozedur im Präsidium brachte keine weiteren Erkenntnisse. Das war auch nicht zu erwarten gewesen, aber so ein Einsatz musste schließlich protokolliert werden. Von Silkes und Johannes’ Eltern schien auch kein großes Ungemach zu drohen. Silkes Eltern und Johannes’ Vater waren nur erleichtert, ihre Kinder in die Arme schließen zu können. Alles andere war Nebensache.
     
    Auch Kroll, Wiggins und Anja waren trotz der Anstrengungen der letzten Stunden guter Dinge. Sie hatten mit dem Schlimmsten rechnen müssen und waren nur froh, dass sich die scheinbar dramatische Situation als harmlose Teenagerbeziehung entpuppt hatte.
    »Ich weiß nicht, wie es euch geht«, sagte Anja, als sie vor dem Präsidium standen. »Aber ich brauche jetzt einen Schnaps!«
    Wiggins war froh, dass der Vorschlag von Anja kam. Er war schon auf denselben Gedanken gekommen, zögerte aber noch, weil er das junge Glück nicht stören wollte. »Gehen wir doch in die ›MÜNZBAR‹. Da gibt es Wodka mit O-Saft und O-Saft mit Wodka, jedenfalls steht das so auf der Karte.«
    »Ich nehme beides!«, strahlte Anja und hakte sich bei Kroll und Wiggins ein.
     
    Die ›MÜNZBAR‹ war ein Geheimtipp unter Sportlern. Matthias, der Inhaber, war ein ehemaliger Fußballprofi und Trainer, der dem Stress des anstrengenden Sportbetriebes aus dem Weg gegangen war, indem er sich in seine kleine Bar zurückgezogen hatte. Ob er dort nun weniger oder nur anderen Stress hatte, vermochte er allerdings auch nicht zu sagen. Auf jeden Fall war ihm die Abstinenz vom Sport deutlich anzusehen. Zu seinen aktiven Zeiten hatte er rund 20 Kilo weniger auf den Rippen gehabt.
    Alles, was im Leipziger Sport Rang und Namen hatte, traf sich dort, um unter Gleichgesinnten zu fachsimpeln. Ehemalige Sportgrößen, inzwischen ein wenig in die Breite gegangen, fanden sich dort ebenso ein wie Aktive, die sich an einem Wasser erfreuten oder auch mal über die Stränge schlugen, wenn sie wussten, dass ihr Trainer nicht in der Nähe war. Zu später Stunde, wenn auf den vielen Monitoren kein Sportprogramm mehr zu sehen war, wurde der Barbetrieb mit dezenter Musik untermalt.
    Matthias kannte die Polizisten gut, weil sie schon viele gesellige Abende in der Bar verbracht hatten. Deshalb waren sie überrascht, dass Matthias zuerst Anja mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. »Hi, Anja, ich wusste ja gar nicht, dass du jetzt schon Polizeischutz bekommst. Pass bloß auf, die beiden sind nicht gerade Musterknaben.«
    »Ich schlage vor, dass du mal ganz schnell hinter deinem Tresen verschwindest und drei Bier bringst«, raunzte Kroll übertrieben ernst.
    Matthias fügte sich widerspruchslos und öffnete den Kühlschrank. Die Polizisten tranken hier immer das Bier aus kleinen Flaschen.
    »Kannst du mir mal sagen, woher du unseren alten Freund kennst?«, fragte Kroll so laut, dass Matthias es mithören konnte.
    Anja nippte an ihrem Bier und sah geheimnisvoll lächelnd zu Matthias herüber, der ihr Lächeln charmant erwiderte. »Wir kennen uns schon lange. Oder glaubst du etwa, ich war noch nie auf einem Fußballplatz?«
    »Leipzig ist ein Dorf«, bemerkte Wiggins und hielt den anderen seine Flasche zum Anstoßen entgegen. »Ich stelle das immer wieder fest.«
    Während sie erleichtert und ausgelassen plauderten, sah Kroll durch das große Fenster hinaus in die Münzgasse, die von den gelben Straßenlaternen und dem Licht des Vollmondes erleuchtet wurde. Der heftige Regen, der auf die Straße prasselte, sorgte für eine eigenartige Gemütlichkeit. Morgen war Karfreitag. Der Tag, an dem die Christen der Kreuzigung Jesu Christi gedachten. Natürlich ein Feiertag, wenn auch nicht für

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