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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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erspähte, der mit dem Croupier sprach, erkannte sein mittlerweile vom Fieber gänzlich verwirrter Geist die Verschwörung und dass es Franz war, der offensichtlich mit dem Croupier unter einer Decke steckte, der seinen Enterbungsplan vereitelt hatte. Dann schwanden ihm die Sinne.
    Der Arzt stellte einen Kreislaufkollaps und hohes Fieber fest, er gab Hubert eine Spritze. Wieder bei Sinnen, weigerte er sich vehement, in ein Krankenhaus gebracht zu werden, er war jedoch zu schwach, um sich gegen den Transport zum Amselhof zu wehren.
    In Wolldecken gewickelt und mit einem Kissen unter dem Kopf verbrachte er die Stunden der Heimreise in einer Art Dämmerzustand auf der Rückbank von Franzens geräumigem Mercedes. Er konnte, sosehr er es sich auch wünschte, denn er wollte nicht länger Zeuge seiner selbst sein, einfach nicht einschlafen, die Roulettekugel raste unaufhörlich weiter, jetzt mit metallischem Klirren an seiner Schädelinnenwand entlang. Und sein Herz raste mit. Der Mund trocknete ihm dabei immer mehr aus. Er öffnete ihn, um nach Wasser zu verlangen, doch bei all dem Lärm, verursacht durch die rasende Roulettekugel und durch sein synchron mitrasendes Herz, verstand er seine eigenen Worte nicht. Er schloss den Mund wieder. Und die Kugel raste und raste, und sein Herz raste mit.
    Dann hörte das Rouletterad ganz plötzlich auf, sich zu drehen, die Kugel veränderte abrupt ihre Geschwindigkeit und wurde langsamer und langsamer, synchron sein Herz. Er erwartete nun, dass die Kugel in eins der Kästchen mit den Zahlen fiele, aber die Kugel fiel nicht, sie lief noch immer am Rand entlang, ohne dass sich das Rad drehte.
    Ihm wurde plötzlich kalt, ihm wurde eiskalt. Da endlich fiel die Kugel in eins der Kästchen und lag endlich still. Er beugte sich vor, um die Zahl des Kästchens erkennen zu können, in dem die Kugel lag, aber er fand keine Zahl, sondern ein Wort: Welteis. Das Wort hallte in ihm wider: Welteis, Welteis … Sein Klang nahm ihn mit, trug ihn nach Wien, wo er zuerst von ihr gehört hatte, während des Vortrags, bei dem er zusammen mit dem General in sie eingeweiht worden war, in die Welteislehre, und mit ihr in den großen Heilsplan der Bewegung.
    Es ist alles umsonst gewesen, dachte er noch, dann sah er den Mond auf die Erde zurasen. Der Zusammenprall würde die Erde in einen Eisklumpen verwandeln, in eine öde Eiswüste, von keiner Menschenseele bewohnt. Er atmete den ihn jetzt bereits umwehenden Kältehauch tief ein. Dann atmete er ein letztes Mal aus.
    Franz bog in die Einfahrt zum Amselhof ein und bekreuzigte sich, als er an der Madonnenstele vorbeifuhr. Wenig später dachte er, der Vater sei in genau diesem Moment gestorben, seine Hände waren noch heiß vom Fieber.
    Auf Alexandras Wunsch wurde Hubert im Wintergarten im offenen Sarg aufgebahrt. Drei Tage lang wollte sie Totenwache halten und von ihm Abschied nehmen, doch dann ertrug sie das Kommen und Gehen von Verwandten, alten Freunden, Geschäftspartnern und Nachbarn nicht und suchte Hubert nur nachts auf, wenn im Haus alles still war.
    Auf einer elektrischen Heizdecke schlummerte sie beim schwachen Licht einer Lampe auf dem Kanapee unter einem Plumeau ein letztes Mal neben dem Mann, der einst ihren Arm genommen und sie auf den buchsbaumgesäumten Kieswegen durch den Park des Amselhofs geführt und ihr und Deutschland eine Welt voller Wunder prophezeit hatte. Eine Welt der Übermenschen, die sich dann in eine Welt von Unmenschen verkehrte.
    In der dritten, in der letzten Nacht ihrer Totenwache träumte Alexandra, wie Hubert nun an ihrem Arm den Kiesweg bis zur Madonna hinunterging. Dort blieb sie stehen und er löste seinen Arm aus ihrem und ging seinen Weg allein weiter. Sie sah nicht, wohin er ihn führte, allein und erleichtert ging sie zum Amselhof zurück. Als sie aus dem Traum erwachte, schlug sie gleich, als habe sie ihre Aufgabe erfüllt, das Plumeau zurück, stand auf, verabschiedete sich mit einem letzten langen Blick von dem Toten und verließ dann den kühlen Wintergarten. Der Morgen dämmerte bereits. Sie stieg die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. Plus II. lag neben der Tür und sprang an ihr hoch. Er jaulte vor Freude. Sie beruhigte ihn, streichelte sein weiches, flauschiges Fell. Er war wieder ein Mischling und erst wenige Monate alt. Fünf Jahre hatte sie um Plus I., wie sie ihn inzwischen nannte, getrauert, bis sie sich für Plus II. entschied. Sie ging in die Küche und goss sich einen heißen Tee auf.
    Franz wünschte

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