Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
Vom Netzwerk:
Frauen die Anweisung, alles nötige für einen Spielkasinobesuch in Baden-Baden vorzubereiten. Man möge nicht vergessen, seinen Smoking und das Smokinghemd einzupacken. Und auch nicht, ein Zimmer in Brenners Parkhotel zu reservieren.
    »Bereiten auch Sie alles vor«, wies er danach den angesichts der spontanen Genesung, die er mit seinem Scherz ausgelöst zu haben schien, sprachlos staunenden Anwalt an. Oder war der Kranke nur ein eingebildeter Kranker gewesen, der sich nur krank gestellt hatte?
    »Wir brechen morgen im Laufe des Vormittags auf«, informierte Hubert ihn weiter, »unterrichten Sie bitte meinen Sohn, die ganze Familie soll anwesend sein, das verlange ich!«, sagte er mit Nachdruck.
    Der Anwalt versicherte hastig, er habe am nächsten Tag Termine bei Gericht, die nicht zu verschieben seien, die Idee mit dem Spielkasino sei nicht ernst gemeint gewesen, danach verabschiedete er sich eilig und verließ fluchtartig die Wohnung. Hubert stutzte einen kurzen Moment, entschied dann, Franz selber zu informieren, und fuhr am frühen Abend in Begleitung seines Chauffeurs unangemeldet auf den Amselhof.
    Franz erschrak, als er den Vater dann völlig unerwartet in der Tür zum Wintergarten stehen sah, sichtbar außer sich. Er sprang sofort auf und ging auf ihn zu.
    »Was machst du denn hier, ist etwas passiert? Du holst dir ja noch eine Lungenentzündung, den sicheren Tod«, stotterte er, als er die fiebrige Hitze in Huberts Gesicht erkannte, wollte seinen Arm nehmen und ihn zu einem Stuhl führen. Doch Hubert lehnte ab, er musterte seinen Sohn misstrauisch und erklärte dann: »Ich möchte, dass du mich morgen mit deiner Familie nach Baden-Baden ins Spielkasino begleitest.«
    »Aber um Gottes willen, was willst du denn im Spielkasino?«, fragte Franz, jetzt noch fassungsloser.
    »Ja, was denn wohl?! Spielen natürlich!«, antwortete Hubert. Am liebsten hätte er hinzugefügt: Mein ganzes Vermögen verspielen! Aber darüber durfte er nicht sprechen.
    »Spielen und gewinnen«, sagte er schnell, »des Menschen Gier ist unersättlich, wie du weißt!« Er lachte sein joviales Lachen, das ihm seit Lexas Verhör nicht mehr gelungen war, und es bestätigte ihn noch mehr in seinem Vorhaben.
    Niemand führe nach Baden-Baden, entschied Franz, der sich wieder gefasst hatte. Er bestand darauf, den Vater, der keinesfalls auf dem Amselhof bleiben, noch nicht einmal Alexandra begrüßen wollte, zurück nach München zu begleiten. Während der Fahrt redete er auf ihn ein wie auf ein Kind, ermahnte ihn, den Anweisungen seines Arztes zu folgen, im Bett zu bleiben, und kündigte an, ihn gleich am nächsten Tag zu besuchen.
    Ich werde nicht zu Hause sein, wollte Hubert sagen, verkniff es sich aber, bei dieser seiner Unternehmung war es ratsam, nicht zu viele Worte zu machen. Er folgte Franz und dem Arzt, der bereits, von Franz alarmiert, auf ihn wartete, und legte sich wieder ins Bett. Zwei Tage darauf verließ er es und fuhr in Begleitung des Chauffeurs und seiner Sekretärin gegen Mittag nach Baden-Baden.
    Nach seiner Ankunft in Brenners Parkhotel, er hatte sich frisch gemacht und umgezogen, nutzte er den Service des Hotels und ließ sich mit seiner Sekretärin vor dem Spielkasino vorfahren. Trotz der mehrstündigen Anreise stieg Hubert ohne einen Anflug von Müdigkeit aus, übersah den bereits routinemäßig dargebotenen Arm seiner Begleiterin und nahm mit Schwung die Stufen zum Kasino. Er fühlte sich in Hochform: Er würde nicht das erste Mal am Spieltisch sitzen und Roulette spielen, doch anders als die Male zuvor, wo er sich über seine Verluste, vergleichsweise minimale Einsätze wie Verluste, geärgert hatte, würde er sich an diesem Abend über seine sehr hohen Einsätze und Verluste freuen. Auf dem Höhepunkt seiner Freude, dem Totalverlust seines gesamten Vermögens, würde er seinen Revolver ziehen und sich erschießen. Wie in einem Roman. Nur dass er sich nicht aus Verzweiflung erschießen würde, sondern aus Vergnügen über die Verzweiflung seiner Erben.
    Hubert war zufrieden, als er das Entree des Kasinos betrat und sich im Vorübergehen in einem der vielen Spiegel sah, eine imposante Erscheinung, zweifellos, er war elegant gekleidet, vielleicht sogar ein wenig zu elegant. Nun, er kam nicht zu irgendeinem Fest, sondern zum Abschlussball seines Lebens! Er führte seine Hand zur Brust, dorthin, wo sich in der Innentasche seiner Smokingjacke der Revolver verbarg, noch gesichert. Er lächelte dem Spiegelbild seiner

Weitere Kostenlose Bücher