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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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wickelte es ihm fest um die Hand.
    »Ist nicht so schlimm«, sagte er und half Franz zurück auf seinen Stuhl. Dann beseitigte er die Blutspuren und die restlichen Scherben.
    »Tut mir leid«, sagte Franz.
    »Ist nicht so schlimm«, wiederholte Peter und legte Franz eine Hand auf die Schulter: »Alles okay?« Er sah ihm in die Augen und Franz fand, dass er ihm sehr nett in die Augen sah.
    »Ist nicht so schlimm«, wiederholte nun auch Franz.
    Und dann fand er bald auch tatsächlich alles nicht mehr so schlimm, vor allem die Sache mit der Bank, und die mit Paula schon gar nicht mehr. Zunächst hatte es ihn nicht nur gestört, es hatte ihn fast empört, ja, wütend gemacht, wie Paula auf dem Schoß von Peter saß, sie, die viel Ältere. Nein, das wollte er nicht sehen. Doch jetzt, wo Paula ihm einen richtigen Verband anlegte und erzählte, dass sie an einem Erste-Hilfe-Kurs teilgenommen habe und bei Demonstrationen schon öfter im Einsatz als Ersthelferin gewesen sei, gefiel sie ihm immer besser. Es gefiel ihm ohnehin ausgesprochen, hier in der Küche um den Tisch herum zu sitzen, auf den Paula jetzt einen Teller mit aufgeschnittenem Butterkuchen stellte. Er streckte sofort seine Hand danach aus und verspürte einen richtigen Heißhunger, obwohl er normalerweise keinen Kuchen aß. Franz lehnte sich mit dem Stück Butterkuchen in der Hand zurück und sah in die Runde. Wie hübsch meine Töchter aussehen, dachte er und war jetzt richtig stolz auf sie.
    Als der Joint wieder kreiste und auch Lexa und Franzi einen Zug nahmen, probierte Franz das verbotene Kraut erneut. Er war jetzt bereits geübter und behielt den inhalierten Rauch eine Weile in der Lunge, bevor er ihn wieder entließ, schaute ihm hinterher und hörte sich sagen: Nein, ich werde nicht über die Bank und die familiären Verwicklungen sprechen, nie mehr ein Wort. Doch ich möchte jetzt, hier im Kreis vor euch Jüngeren, vor allem möchte ich euch beiden jungen Männern jetzt sagen: Ich habe gekämpft! Ich hatte keine Zeit zu trauern, obwohl ich traurig war, ich hatte auch keine Zeit, lustig zu sein wie ihr, obwohl ich es vielleicht auch gern gewesen wäre, in eurem Alter habe ich dafür gekämpft, dass ihr es besser habt! Und darauf bin ich stolz! Er wollte jetzt sein Glas erheben und darauf anstoßen, doch er griff ins Leere. Er schaute verwundert, erinnerte nun die Scherben, sah in die Runde, niemand schien ihm zugehört zu haben, alle unterhielten sich über die neue Schallplatte einer Sängerin. Paula wollte sie auflegen, doch Christoph protestierte und behauptete, Janis Joplin würde ihm Angst machen, auch eine andere Schallplatte, eine von Jimi Hendrix, wurde von ihm abgelehnt, zu emotional, entschied er.
    »Wie wär’s denn mit den Beatles?«, schlug Franz nun vor.
    Peter legte » Magical Mystery Tour« auf. Als die Stelle kam, sang Franz mit I am the walrus und Franzi und Lexa lachten, und beim nächsten Mal sang er wieder I am the walrus. Dieses Mal lachten auch Peter und Christoph und Paula.
    Es wurde an diesem Nachmittag in Paulas Küche viel gelacht, bis es dunkel wurde. Dann sprang Franzi plötzlich auf, sagte etwas von einer Versammlung, zu der sie müsse, tauschte den Bademantel gegen ihre mittlerweile trockene Kleidung. Sie käme am nächsten Tag Punkt dreizehn Uhr ins Restaurant auf der Dachterrasse des Hilton-Hotels, verabschiedete sich Franzi vom Vater.
    Es war wie ein Startschuss, alle anderen brachen nun auch auf.
    »Wir nehmen dich mit«, entschieden Lexa und Christoph für Franz, der Paula zum Abschied umarmte und sagte, er sei sehr glücklich über dieses Wiedersehen. Er war es tatsächlich, seit Langem hatte er sich nicht mehr so aufgehoben und wohl gefühlt wie in Paulas Küche, war er so befreit von den quälenden Gedanken gewesen und so vergnügt mit seinen Töchtern, er hatte sich weder alt noch uralt gefühlt, ganz im Gegenteil.

9.
    Sie nahmen wieder den Bus. Es war ein Doppeldeckerbus wie in London. Franz wollte auf das Oberdeck und setzte sich dort in die erste Reihe. Lexa meinte, Franz habe es ganz schön erwischt und sie hoffe nur, der Joint habe zusammen mit Rum keine üble Wirkung, sie musterte ihren Vater prüfend. Franz versicherte, es ginge ihm so gut wie schon seit Langem nicht mehr.
    »Was meinst du?«, fragte Lexa Christoph zweifelnd. Christoph beugte sich vor zu Franz.
    »Mir geht es ausgezeichnet«, erklärte Franz und lächelte beiden glücklich zu, »wirklich ganz ausgezeichnet.«
    Christoph meinte, Franz sei

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