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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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spürte Ärger und Verdrossenheit aufsteigen, während seine Töchter nun damit beschäftigt waren, sich gegenseitig die Haare mit ihren Palästinensertüchern zu trocknen. Er schaute missvergnügt aus dem Fenster, der Bus bog beim Café Kranzler in den Kurfürstendamm ein. Paula hatte er zuletzt auf dem Ball im Bayerischen Hof gesehen, und das lag zehn Jahre zurück. Er hatte durch Lexa von Paulas Solidarisierung im Anschluss an den 2. Juni gehört, an dem sie zufällig in den Polizeikessel geraten war. Ihren Wandel von der modebewussten jungen Frau, die das Dolce Vita genoss, zu einer Polit-Aktivistin konnte er sich einfach nicht vorstellen. Vor allem nicht bei einer doch mittlerweile fast Vierzigjährigen.
    »Und weshalb, wenn ich fragen darf, besuchen wir Paula?«, wollte Franz, nun ungehalten, wissen. Er war schließlich nach Berlin gekommen, um mit Lexa über die Lüge des geistesgestörten Lowicki zu sprechen, um endlich einmal alles auszusprechen, was ihm durch den Kopf ging, um über diese ganze Geisteskrankheit zu reden, die vielleicht auch schon ihn befallen hatte. Denn auch er dachte bereits: Und wenn es nun doch wahr ist?
    »Wegen der Badewanne«, sagte Lexa, »wir haben keine, deshalb baden wir samstags bei Paula.«
    Franzi und Lexa holten nun die Flugblätter aus ihren Umhängetaschen und begannen, sie zu zählen. Nein, er wolle den Text nicht lesen, zumindest nicht jetzt im Bus, sagte Franz unwillig, als Franzi ihm ein Flugblatt über den Gang hinüberreichte. Er nahm es dann aber doch, als Lexa erklärte, diese Flugblätter würden immerhin mit seinem Geld bezahlt werden, faltete es ungelesen zusammen und steckte es in die Mantelinnentasche, wo er auch den Scheck aufbewahrt hatte. Er zögerte kurz, dann überreichte er ihn Lexa.
    »Nett von dir«, sagte sie, »auch dass du gekommen bist.«
    »Ich muss mit euch reden«, sagte er und sah seine Töchter eindringlich an, »es liegt mir etwas auf der Seele, das ich mit euch besprechen muss.«
    Lexa nickte und schaute auf die Wasserlache am Boden, Franzi sah ihn erstaunt an.
    Auf der Hälfte der Strecke stiegen sie in einen anderen Bus um und erreichten nach einer insgesamt halbstündigen Fahrt bis an den Halensee und nach einem kurzen Fußweg das Mehrfamilienhaus aus den Gründerjahren, in dem Paula wohnte.
    Kaum hatten sich Paula und Franz begrüßt, der eine verlegener als die andere, zog Lexa den Vater von der Garderobe zur Seite. Er dürfe auf keinen Fall mit Franzi über diese schreckliche Sache mit der Bank reden, sagte sie leise in beschwörendem Ton. Franzi sei viel zu sensibel, erklärte sie und flüsterte nun fast. Überhaupt solle er hier bei Paula nicht die familiären Verflechtungen mit dieser Bank erwähnen. Nicht vor Paula, und ganz gewiss nicht vor Peter und Christoph.
    »Auf gar keinen Fall vor meinen Freunden!«, wiederholte Lexa flüsternd, sie sah ihn fast flehend an. Und auch sie wolle nichts damit zu tun haben, sagte sie dann, »das ist deine Geschichte, oder die Geschichte deines Vaters, aber auf gar keinen Fall meine!«. Sie warf ihm jetzt einen entschiedenen Blick zu und ging ihm voraus in die Küche.
    »Schade«, murmelte Franz und hängte seinen nassen Regenmantel auf einen Bügel, damit er abtropfen könne. Er fühlte sich seltsam matt und war mehr als nur enttäuscht. Ausgebremst, dachte er.
    In der Küche setzte er sich zu seinen Töchtern und Paula an den Tisch und trank den heißen Tee, den Paula ihm einschenkte. Noch mit Lexas Redeverbot beschäftigt, folgte er eher abwesend den Gesprächen über die beiden Penner, die Lexa und Franzi im Regen hätten stehen lassen. Schon bald klingelte es, und dann saßen auch Peter und Christoph in der Küche am Tisch und erklärten, sie wären von einem Genossen Volkspolizist am Übergang von Ost- nach Westberlin aufgehalten worden.
    »Wegen der Buletten«, sagte Peter. Der Genosse Volkspolizist habe wohl gedacht, sie würden ein paar Mikrofilme schmuggeln, weil die Dinger so hart wären. Christoph habe darauf bestanden, sie vom Ausflug nach Ostberlin mitzubringen, erklärte er nun Franz, denn Christoph halte sie für eine echte proletarische Delikatesse. Er, Peter, misstraue jedoch den Zutaten, die ihnen die Konsistenz von Wurfgeschossen verleihen würden.
    »Probier mal«, forderte er Franz auf und bot ihm eine von den Buletten an. Franz war immer noch mehr abwesend als anwesend und schaute auf die Bulette, ohne zu reagieren.
    »Probier doch mal«, wiederholte Peter fordernder und

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