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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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nicht experienced, vielleicht wäre es doch besser, ihn ins Hotel zu bringen.
    Das lehnte Franz ganz entschieden ab. Er wollte auf dem Oberdeck in der ersten Reihe sitzen und die bunten Lichter auf sich zu- und an sich vorbeiströmen sehen. Es erinnerte ihn ans Fallschirmspringen. Natürlich nicht wirklich, aber das Schwindelgefühl im Bauch und im Kopf, das war ähnlich. Zumindest machte es ihn glücklich, versetzte ihn in den Zustand gedankenloser Leichtigkeit.
    Tatsächlich war Franz dann auch nicht zu bewegen, Lexa und Christoph aus Sicherheitsgründen, wie sie sagten, ins Kino zu begleiten. Er säße gerade im schönsten Kino der Welt, verabschiedete er sich von ihnen, als sie aussteigen mussten.
    Mehrmals fuhr Franz nun den von bunten Reklameschriften und hellen Schaufenstern erleuchteten Kurfürstendamm entlang, immer auf dem Oberdeck in der ersten Reihe. War sie nach dem Wechsel im neuen Bus besetzt, bot er zehn Mark für einen freien Platz. Er hätte auch mehr für diesen schwebenden Zustand und das berauschende Schwindelgefühl geboten, das er hier oben erlebte. Er registrierte durchaus den von Cannabis und Rum verursachten Ausnahmezustand, in dem er sich befand. Im Vergleich zu seinem Befinden in den vergangenen Wochen erschien ihm der jedoch paradiesisch. Er war in der Hölle gewesen, und in die wollte er nicht wieder zurück. Also blieb er erst einmal auf dem Oberdeck.
    Irgendwann leuchtete es ihm dann von einer Hausfassade her verlockend entgegen, eine bunte Lichtfontäne, aus der sich in immer neuen Farben die Konturen einer Frau bildeten.
    An der nächsten Haltestelle stieg er aus, ging den Weg zurück und sah schon aus einiger Entfernung das bunte Pulsieren der Lichtfontäne. Die Magical Mystery Tour begann in ihm zu summen, sie begleitete seine Schritte, während er in rot glühender Schrift »Chez Nous« las. Er drückte die große Klinke einer schweren schwarzen Tür hinunter. Entgegen seiner Erwartung öffnete sie sich leicht in einen winzigen Vorraum mit einer Garderobe ohne Garderobiere, dann trat er durch eine schwere Samtportiere.
    Seine Augen mussten sich erst an das intime Dämmerlicht gewöhnen, bevor er den überschaubaren Ort mit der Bar und den Barhockern davor, mit den dunkelroten, samtgepolsterten und verheißungsvoll illuminierten Nischen, mit den Clubsesseln und den niedrigen Tischen, mit der kleinen Tanzfläche, der winzigen Bühne und dem Glitzervorhang erkennen konnte. Er war der einzige Gast.
    Ein elegant gekleideter junger Mann kam auf ihn zu, das Etablissement sei noch nicht geöffnet, sagte er, bemerkte die Enttäuschung in Franzens Gesicht und bat ihn, einen Moment zu warten. Er verschwand, Franz hörte ein Flüstern, dann kehrte der junge Mann zurück und bot ihm einen Platz an der Bar und einen Drink an. Die Lady wünsche es so, sagte er lächelnd und mischte für Franz auf Kosten des Hauses einen Singapore Sling. Daraufhin verschwand er wieder.
    Die Farbe des Getränks, ein lichtes Erdbeerrot, versprach vieles, auch Süße, und Franz hatte ein großes Verlangen danach. Er trank begierig, leerte gleich die Hälfte des Glases in einem Zug, schloss die Augen und ließ die leicht herbe und, wie ihm tatsächlich schien, allumfassende Süße wirken. Da hörte er ein Knistern und dann das Knacken von einem Mikrofon.
    Er öffnete die Augen, drehte sich um und sah nun auf der winzigen Bühne eine Frau stehen, das Mikrofon in der Hand. Sie trug ein atemberaubendes Kleid und begann, ohne irgendeine Begleitung zu singen. Franz glaubte, noch nie eine so schöne Stimme und so schönen Gesang gehört zu haben, er glaubte, noch nie eine so schöne Frau gesehen zu haben. Und diese schöne Frau sang, wie es schien, nur für ihn.
    Er verließ seinen Platz an der Bar und setzte sich zu ihren Füßen in einen der Clubsessel. Dort blieb er, auch nachdem sich die Bar gefüllt hatte, irgendwann sogar überfüllt war, den ganzen Abend lang sitzen.
    Die Sängerin trat in immer wieder wechselnden, fantastisch schönen Kleidern auf. Zum Schluss trug sie plötzlich nur einen strassbesetzten Slip mit einem Fragezeichen aus schwarzen Pailletten. Als er später, nach der Show, mit ihr tanzen durfte, war Franz bereit, für jede weitere Exklusivität jeden Preis zu zahlen.
    Sie sei keine Lady, flüsterte die Schöne ihm bald bei einem Tanz ins Ohr und schaute ihm dann tief in die Augen. Franz sah es geheimnisvoll darin funkeln. Er beteuerte, für ihn sei sie eine, und drängte sich immer heftiger an sie,

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