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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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letzten Zeit versagte er öfter beim Anlassen.
    »Ihr müsst auf den Motor aufpassen«, rief er zurück.
    Sie liefen los. Kurz darauf hörte er, wie der Motor nach mehrmaligen Startversuchen ansprang und gleichmäßig blubberte. Erleichtert hörte er dem sich schnell von der Bucht aufs Meer hinaus entfernenden Motorengeräusch hinterher und gestand sich ein, froh zu sein, dass die Zwillinge für die nächsten Stunden beschäftigt waren und sich nicht langweilen würden.
    Sissi schlenderte von ihrem Platz hinüber zu Anton im Schatten der Korkeiche und brachte ihm ein Glas Wasser.
    »Man trocknet schrecklich aus bei der Hitze«, sagte sie, setzte sich auf den Rand der Liege und fächelte sich und ihm Luft zu, ihre Oberarme waren von Hitzebläschen übersät. Sie hielt die Augen geschlossen und den Kopf leicht nach hinten gebogen. Ihre Haut glänzte in einem hellen Goldbraun. Wie schön sie ist, dachte Anton und berührte sie. Ein Lächeln flog über ihr Gesicht, und sie schüttelte leicht den Kopf: »Viel zu heiß …«
    Er sah ihr hinterher, wie sie zurückschlenderte und ihre Hände wieder in die Schüsseln mit den schmelzenden Eiswürfeln tauchte. Danach fiel er in eine Art Halbschlaf, die schwüle Feuchtigkeit legte sich schwer auf seine Brust.
    Sissis Stimme holte ihn aus dem Zwischenreich zurück. Ob er den Donner höre, drang ihre Frage zu ihm durch. Benommen drehte er den Kopf, sah, wie sie auf der Terrasse stand und lauschend ihr Ohr in Richtung Meer hielt. Er setzte sich auf und bemerkte die Rinnsale von Schweiß, die sich in seinen Bauchfalten stauten. Er stand auf, der Schweiß perlte jetzt an seinem Körper hinunter, dehnte seine Glieder, reckte sich und blickte dabei hinauf in den Himmel. Im Auge des Hurrikan, dachte er unwillkürlich, als er sich von rundum aufgetürmten Wolkenbergen umgeben sah, nur ein kreisrundes Stück leuchtend blauer Himmel zeigte sich direkt über seinem Kopf.
    »Hörst du den Donner?«, rief Sissi noch einmal, und dieses Mal klang ihre Stimme beunruhigt.
    Er lauschte, hörte ein leichtes Grollen und Rumoren. Es kam von weit her. Er ging zu ihr an den Rand der Terrasse und schaute über das Meer. Es war flach. Kein Windhauch kräuselte die Oberfläche. Er beobachtete jedoch, wie Motorboote, Yachten und Segelschiffe Richtung Hafen fuhren, der ein paar Buchten weiter die felsige Steilküste hinunter im geschützten Golf lag.
    »Wo sind die Kinder?«, fragte Sissi und suchte mit zusammengekniffenen Augen und einer steilen Falte zwischen den Brauen das Meer nach dem Schlauchboot ab. Das Grollen kam langsam näher, das Auge des Hurrikans schrumpfte und mit ihm schwand das Licht. Nein, er konnte es nirgends entdecken. Er holte das Fernglas.
    »Der Punkt dort draußen, das könnten sie sein«, sagte er, zeigte in die Richtung und überließ Sissi das Fernglas.
    Weit weg, kaum erkennbar, zuckten erste Blitze durch die Wolkengebirge, sehr viel später erst folgte der Donner.
    »Mein Gott, wie weit draußen sind sie denn«, sagte Sissi und ihre Stimme vibrierte leicht.
    Eine fast unheimliche Ruhe lag über dem Meer, den Buchten und der Hügelkette. Nur Sissis Atem hörte Anton plötzlich ganz laut. Und dann hörte er sich selber atmen.
    Ohne Vorankündigung fuhr eine Sturmböe vom Hügel hinunter und in die Kronen der hochgewachsenen Eukalyptusbäume, rüttelte an den starren Ästen der Korkeichen und zerzauste die Schirme der Parasolpinien, schüttelte die Mimosenbüsche, wirbelte Lorbeerblätter, Nadeln, Sand und Staub vor sich her, ergriff die Sonnenschirme auf der Terrasse und trug sie hinunter in die Felsspalten am Meer, wo sie hängen blieben. Der Sturmböe folgte ein Augenblick absoluter Windstille, danach brach das Unwetter über sie herein.
    Eilig verriegelten Anton und Sissi die Fenster und Türen des Cabanon, stellten sich in den tobenden Sturm und tauschten hektisch das Fernglas.
    Der böige Wind packte jetzt das Meer und peitschte das Wasser zu gegenläufigen Wellen auf, zu Haufen, die hier und dort bereits gegeneinander anrannten und in kleinen Schaumkronen gipfelten. Sie wuchsen zusehends, schäumten mehr und mehr auf. Und so wie der Wind aus allen Richtungen zu stürmen schien, so zuckten nun rundum Blitze durch die Wolkenmassen, deren nachfolgender Donner unaufhaltsam anschwoll.
    Anton und Sissi konnten das Schlauchboot jetzt deutlich erkennen, Moritz hockte vorn am Bug und Simon am Heck neben dem Motor, er umklammerte das Ruder. Die Wellen und ihre Brecher warfen das Boot

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