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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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Zuhörern sowohl Wehmut als auch Schmunzeln aus, ja, manchmal sogar ein erlösendes Lachen. Selbst bei Abschieden für immer. Und oft ließen sie sowohl aus dem einen als auch aus dem anderen Grund die Augen seiner Zuhörer feucht werden. Hans-Ulrich merkte, wie ihm der Schweiß ausbrach, das durfte ihm nicht passieren, dass er hier vor versammelter Mannschaft heulte!
    Um das zu verhindern, betrat er nun mit finsterem Gesicht den großen Konferenzraum. Von allen Seiten applaudierten Mitarbeiter, mit ihnen viele prominente Gäste, auch die Vertreter großer Anzeigenkunden und die Chefs der Werbeagenturen. Unter ihnen war auch Luzie Mayer, die neue Chefin einer kleinen, aber sehr feinen Werbeagentur. Wie alle anderen begrüßte er auch sie mit leicht grimmiger Miene. Dann sah er in einiger Entfernung Anton in der Menge und wie er die Gäste, die ihn umringten, unterhielt. Er musste sich nicht mehr zwingen, jetzt überflutete ihn echter Ingrimm: Er, Hans-Ulrich Hacker, würde gleich von Anton Bluhm verabschiedet, wo es doch schon sicher gewesen war, dass er Anton Bluhm verabschieden und seinen Platz einnehmen würde!
    Keinem der Anwesenden entging Hans-Ulrichs Grimmigkeit, doch jeder schrieb sie seinem Bemühen zu, sentimentale Gefühle verbergen zu wollen.
    Eine Mitarbeiterin aus der Kantine kämpfte sich, ein Tablett balancierend, auf dem Gläser mit Weißwein, Wasser und Orangensaft standen, zu ihm hindurch. Hans-Ulrich griff nach einem Glas mit Wasser, er wollte seine Laune keinesfalls mit einem alkoholischen Getränk verbessern oder gar dadurch die Kontrolle über seine Gesichtszüge verlieren. Er stürzte das Wasser in einem Zug hinunter und stellte das leere Glas zurück aufs Tablett. Auch seine Hände wollte er frei haben, sollte Anton nach der Rede, er war bereits unterwegs Richtung Rednerpult, auf ihn zukommen und ihn umarmen wollen.
    Als Anton dann das erhöhte Rednerpult bestieg, bildeten die Umstehenden eine schmale Gasse für Hans-Ulrich. Sie schloss sich wieder hinter ihm, nachdem er sie, wenn auch zögernd, er wäre lieber inmitten der Mitarbeiter stehen geblieben, durchschritten hatte und nun unterhalb des Pults vor Anton stand, der ihn begrüßte und den Gästen und Mitarbeitern gleich darauf versprach, eine lange Geschichte kurz zu erzählen, nämlich die gemeinsame Geschichte von Hans-Ulrich Hacker und Anton Bluhm, die in der HJ ihren Anfang genommen, sich nach dem Krieg in der englischen Kommandantur in Hannover fortgesetzt hatte, um sich dann mit der Gründung des Blattes bis zum heutigen Tage fortzuschreiben.
    »Sie begann mit ›Moby Dick‹ und der Feier des Tausendjährigen Reichs unter einer tausendjährigen Eiche«, sagte Anton, »sie setzte sich fort mit englischen Toffees und Thukydides. Und in unserem Blatt. Mit einem Zitat von Friedrich Engels, das Hans-Ulrich Hacker mit unserer langen gemeinsamen Geschichte widerlegt hat, wohlgemerkt: widerlegt hat, möchte ich nun diese lange Geschichte kurz erzählen.«
    Anton sah in die Runde, dann blickte er Hans-Ulrich an, schließlich schaute er hinunter auf das Blatt Papier.
    »Ich zitiere Friedrich Engels«, sagte er und las: »Was jeder Einzelne will«, seine Hand mit dem erhobenen Zeigefinger fuhr hoch hinaus, »das wird von jedem anderen verhindert«, fuhr er fort, »und was herauskommt«, er blickte kurz auf, »ist etwas, das keiner gewollt hat.« Anton ließ Hand und Kopf sinken.
    Alle im großen Konferenzraum schienen den Atem anzuhalten, so still war es geworden, auch Hans-Ulrich. Dann blickte Anton auf und ihm in die Augen. Das alte vertraute Lächeln, schalkhaft und ironisch zugleich, breitete sich über sein zerfurchtes Gesicht aus, und er sagte in die Stille hinein zu ihm: »Du hast dieses Manifest vom alten Engels über die menschliche Natur, wenn ich es so nennen darf, widerlegt! Ja, du hast es widerlegt. Du hast, was ich gewollt habe, nicht verhindert, im Gegenteil, du hast es erst möglich gemacht. Und das, was dabei herausgekommen ist, ist etwas, was wir alle gewollt haben!«
    Wie erlöst brach großer Beifall aus, und Hans-Ulrich schoss das Wasser in die Augen. Alles, was Anton sonst noch sagte, hörte er nicht mehr, wurde übertönt von dem Tumult, der in ihm ausgebrochen war: Noch nie hatte ihn jemand dazu gebracht zu heulen! Er biss die Zähne zusammen, bis es ihn schmerzte.
    Irgendwann klatschten die Mitarbeiter und Gäste vehement Beifall, Anton stieg vom Rednerpult und kam auf ihn zu, schüttelte ihm die Hand, Blitzlichter

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