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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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erwartete und den sein Feind nicht mehr hätte verhindern können, wurde er abgeführt und zum Lagerkommandanten gebracht. Der sprach ihn zwar mit seiner Nummer an, fragte aber ganz konkret, ob er wirklich davon überzeugt gewesen wäre, auf naturwissenschaftlich technischem Wege industriell Gold herstellen zu können.
    Friedrich versuchte, sich zu erinnern, und nickte schließlich nur.
    »Das haben wir uns gedacht. Wir geben dir noch einmal eine Gelegenheit«, sagte der Lagerkommandant.
    Auf einen Wink hin trat sein Bewacher neben ihn und befahl: »Umdrehen!« Friedrich wurden die Augen verbunden. Also doch, dachte er und erwartete wieder den Schuss ins Genick. Als er dann stolperte, half man ihm. Er wäre fast in Tränen ausgebrochen, wenn er noch hätte weinen können, so sehr erschütterte es ihn, dass ihm jemand half.
    Er wurde mit verbundenen Augen aus der Baracke herausgeschubst und auf den Sitz eines Autos gestoßen. Wie lange die Fahrt dauerte, hätte er nicht sagen können. Jetzt, nach der gerade durchstandenen unbeschreibbaren Enge im Güterwaggon beim Transport von Dachau nach Sachsenhausen, dehnte sich die Zeit wie der ungewohnte Raum im Auto. Er wurde wieder aus dem Auto gezerrt und von einem neuen Bewacher am Arm in eine Baracke geführt und wieder hätte er in Tränen ausbrechen können, weil ihn jemand am Arm führte.
    Noch bevor man ihm den Stofffetzen von den Augen nahm, wusste er, dass er sich in einem Labor oder in einer Werkstatt befinden musste, denn es roch nach Maschinen und nach Chemikalien. Diese einst so vertrauten Gerüche hatte er nicht vergessen.
    Als man ihm dann den Stofffetzen von den Augen nahm, erkannte er einen Ort, der Labor und Werkstatt zugleich war. In dem künstlich beleuchteten fensterlosen, lang gestreckten Bau arbeiteten Männer in Häftlingskleidung sowohl an Maschinen als auch an Tischen, an denen sie mit Gerät hantierten, das Friedrich aus chemischen Labors gut bekannt war.
    Trotz der Geschäftigkeit war es sehr ruhig in dem großen Raum. Und sehr geordnet und sauber. Selbst die Männer in Häftlingskleidung wirkten geordnet und sauber. Und nicht so abgemagert wie er, sie schienen sogar recht gut genährt.
    Es dauerte eine endlose Weile, bis Friedrich benennen konnte, was ihm am meisten auffiel: Es fehlte die Angst, die sonst herrschte, wenn auch nur ein einziger SS -Mann auftauchte. Hier hielten sich unübersehbar gleich mehrere auf. Trotzdem zeigte keiner von den Männern in Häftlingskleidung Angst. Nicht jene Angst, die sonst in Anwesenheit bewaffneter SS den Körper eines jeden unweigerlich zusammendrückte, ihn tatsächlich schrumpfen ließ.
    »Mitkommen!«, befahl der SS -Mann, an den Friedrich jetzt übergeben wurde. Er führte ihn einen Gang hinunter und in ein komplett mit Büromöbeln eingerichtetes Büro, wie Friedrich es in den Lagern nie gesehen hatte. Es war auch fensterlos. Und nun erfuhr er von dem SS -Mann hinter dem Schreibtisch, dass er nicht Gold machen sollte, wie er zwischen all dem Nichtdenken, das er sich angewöhnt hatte, dann doch einmal gedacht hatte, sondern Geld.
    Völlig abgeschirmt vom Lager würde hier eine Geldfälscherwerkstatt entstehen, erklärte der SS -Mann. Mit seinen herausragenden Kenntnissen in Chemie würde er unter der Aufsicht von Spezialisten an der Entwicklung und dem Aufbau mitarbeiten. Er würde gute Verpflegung, saubere Kleidung und einen Schlafplatz innerhalb des abgeschlossenen Barackenkomplexes erhalten wie die anderen auch. Und er könne sich, wenn er seine Arbeit gut machen und der Feind die gefälschten Scheine als echte erkennen würde, in ein paar Jahren die Freiheit erkaufen.
    »Für zehn oder zwanzig oder dreißig Millionen englische Pfund kann man sich alles kaufen, auch die Feiheit«, sagte der SS -Mann hinter dem Schreibtisch und gab dem anderen einen Wink. Friedrich wurde wieder abgeführt.
    Kaum war er draußen auf dem Gang, hörte er den SS -Mann im Büro laut auflachen und ausrufen: »Für zehn Millionen englische Pfund!«, hörte eine Faust oder vielleicht auch einen Gegenstand auf die Tischplatte aufknallen, »für zehn oder zwanzig oder dreißig Millionen Pfund!«, steigerte sich der SS -Mann noch und lachte und lachte.
    Friedrich hätte ihm auch ohne dieses Lachen nicht geglaubt. Nicht wegen der Millionen, sondern weil er wusste, dass diese SS -Männer wirklich glaubten, was sie glaubten. Diese Ungeheuerlichkeiten, die ihm Lowicki immer wieder eingeimpft hatte. Er selber hatte es damals nicht

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