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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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Verantwortung?«, wollte er bestätigt wissen.
    Anton nickte: »Volle Verantwortung.«
    Hans-Ulrich zog einen Flachmann mit Brandy aus seiner Gesäßtasche, schraubte ihn umständlich auf und nahm einen Zug.
    »Ich nehme an, du willst nicht«, sagte er, schraubte den Flachmann wieder zu und verstaute ihn in seiner Gesäßtasche.
    »Keine Angst«, erklärte er dann, »Alkohol am Arbeitsplatz wird es nicht geben.« Für einen Moment vertiefte sich der spöttisch amüsierte Zug um seinen Mund. »Ehrenwort.« Daraufhin setzte er mit Antons Hilfe sein offizielles Bewerbungsschreiben auf.
    Mit Leni besprach Anton sein Vorhaben nachts unter der Bettdecke, weil es kalt war im Zimmer, und flüsternd, weil es ihm so schwerfiel, auch nur auszusprechen, was es für sie beide bedeutete.
    »Karriere oder Liebe«, sagte er leise, »du musst dich entscheiden. Wenn du unsere Sekretärin bist, kannst du nicht die Geliebte vom Chef sein.«
    Nach einer Bedenkzeit von mehreren Tagen entschied sich Leni für die Karriere. Anton war froh darüber und doch auch nicht. Die Winternächte mit Leni waren nicht zu vergleichen mit den rauschhaft heißen Sommertagen, aber sie wärmten, auch sein Herz. Er würde sie vermissen.
    Weit mehr jedoch würde er Leni als Vertraute brauchen. Sie war die Einzige, auf die er sich bei seiner neuen Aufgabe ganz und gar würde verlassen können, auch dabei, Hans-Ulrich in Schach zu halten. So begrüßte er letztlich Lenis Entscheidung für die Karriere, auch wenn ihn der Verlust schmerzte.
    Leni schien der Abschied ungleich leichter zu fallen.
    »Stell dir vor, wir werden den ganzen Tag zusammen sein!«, zwitscherte sie, und weinte dann doch ein bisschen.

4.
    Er war zwei Jahre früher aus der Haft entlassen worden. Insgesamt hatte er vier Jahre im Internierungslager verbracht.
    »Ich werde eben gebraucht«, erklärte Hubert beim ersten Rundgang mit Franz über den Amselhof. »Sie wollen, dass ich beim Aufbau unserer neuen Bundesrepublik Deutschland mithelfe«, fuhr er gut gelaunt fort, blieb stehen und beobachtete eine Weile die Ziegen und Schafe, die auf dem Hügel grasten.
    »Bald wird alles wieder beim Alten sein«, sagte er dann.
    »Nie wieder!«, rief Franz empört. »Wir leben jetzt in einer Demokratie!«
    »Ich meinte den Amselhof«, klärte er seinen Sohn amüsiert auf, »wir sind doch keine Bauern!«
    Er lächelte sein freundlich überlegenes Lächeln und Franz ärgerte sich über sich selbst. Seitdem der Vater zurückgekehrt war, und das waren noch keine achtundvierzig Stunden, meinte er, sich gegen ihn behaupten zu müssen, und war ständig darauf bedacht, sich von ihm abzugrenzen, als wäre er noch ein Halbwüchsiger. Dabei war er verheiratet und mittlerweile sogar schon Vater von zwei Töchtern. Er hatte den Amselhof mit Alexandra und Rosi erfolgreich bewirtschaftet, die Währungsreform, den mit ihr verbundenen Zusammenbruch des Tauschhandels überstanden und einen bescheidenen Warenhandel aufgebaut. Viel wichtiger aber war, dass er eine Vision hatte!
    Nun war Hubert zurückgekehrt und mit ihm seine alte Autorität, die er ungebrochen einforderte. Franz fühlte sich vom ersten Augenblick an herausgefordert.
    Hubert bemerkte es noch nicht einmal. Franz war ein fester Posten seines Betriebskapitals, mit dem er in seinen Fantasiegeschäften gerechnet hatte, so wie mit allem anderen auch, mit Alexandra, mit dem Amselhof, selbst mit Rosi, die er erst jetzt kennenlernte. Sie sollte der Familie Söhne gebären, die später Geschäftsführer der Tochtergesellschaften des in den Haftjahren geplanten Münzer’schen Großunternehmens sein würden. Für seine Gründung brauchte er aber zuerst einmal Franz. Schon am dritten Tag nach seiner Rückkehr begann Hubert mit der Umsetzung seines Plans.
    »Sie haben wieder zu essen, jetzt brauchen sie ein Dach über dem Kopf«, erfuhr Franz von Hubert.
    Sie, das waren die vielen ausgebombten Bewohner der Stadt München. Für sie würde er Wohnungen bauen, die mit Krediten von seiner Bank finanziert wären. Er selber durfte wegen seiner Haftstrafe nicht zurückkehren in seine Bank, aber Franz bekäme sofort einen guten Posten, nicht als sein Nachfolger, sondern als Außenposten des Unternehmens. Er würde das schon bald regeln, teilte Hubert seinem Sohn mit. Glänzende Verbindungen habe er schließlich immer noch. Hubert schaute Franz zufrieden an.
    Franz schluckte. Stolz, Aufbegehren und noch viel mehr schluckte er hinunter und berechnete die Vor- und Nachteile, die

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