Goldmacher (German Edition)
macht er immer bei Fremden«, sagte Hubert.
»Meine Frau hatte den Wintergarten dem General zur Verfügung gestellt, und dort«, Hubert wies mit der Hand auf mehrere Rundbögen, die den Seitenflügel mit dem Hauptflügel verbanden, »dort hinter diesen Fenstern wurden die Verträge für den Erwerb von Anteilsscheinen unterschrieben.«
Die Eingangstür wurde geöffnet, und Rosi trat heraus, die Kinder liefen sogleich zu ihr.
»Auch Ihr Vater wird dort unterschrieben haben, für Sie also ein schicksalhafter Ort, den wollte ich Ihnen nicht vorenthalten. Ist der Tee fertig?«, fragte er Rosi, »meine Schwiegertochter kennen Sie ja bereits. Ich denke, Sie wollen mich allein sprechen, also folgen Sie mir bitte.«
Anton fand kaum Zeit, Rosi zu begrüßen, so schnell eilte Hubert ihm voraus. Doch Rosi hatte bei seiner Begrüßung auch kaum eine Miene verzogen. Sie hatte den Abend im Hassler in schlechter Erinnerung. Anfangs hatte sie versucht, Antons Besuch auf dem Amselhof zu verhindern. Erst als sie von Franz erfuhr, er gelte dem Schwiegervater, Anton wolle ihn zum Goldmacher befragen, als Zeugen, stimmte sie zu. Sie nannte das Treffen nun eine Begegnung zweier Beelzebuben. Sie sei sehr gespannt, wie es ausginge, hoffe aber auf eine Niederlage des Alten, gestand sie Franz.
»Viel Glück«, rief Franz nun Anton hinterher, er hörte es nicht mehr.
Hubert saß bereits am Tisch und wies auf den Stuhl ihm gegenüber, eine Art gepolsterter Korbsessel auf hohen Beinen, als Anton den Raum betrat.
»Setzen Sie sich, schenken Sie sich Tee ein, nehmen Sie sich vom Kuchen«, forderte er Anton auf, schenkte sich selber Tee ein und legte sich ein Stück Kuchen auf seinen Teller.
»Was wollen Sie denn von mir wissen?«, fragte er dann umstandslos und sah Anton freundlich an.
Anton schloss die Wintergartentür hinter sich, verweilte einen Augenblick, wieder musste er Johanns Schatten vertreiben, um diesem Hubert Münzer aufzulauern, der sich bereits in seinem Bau verschanzt hatte, der bereits am Tisch saß, um ihn abzuspeisen. Das sah Anton nun ganz deutlich.
»Schauen Sie sich ruhig um«, übernahm Hubert wieder das Kommando, »damals hatte der General hier einen langen Konferenztisch mit vielen Stühlen aufbauen lassen, es gab Platz für zwanzig Personen. Hat Ihr werter Herr Vater auch eine Zeichnung vom Wintergarten gemacht? Nein, nur von der Technik? Interessant!« Hubert beugte sich über die Zeichnung, die Anton ihm reichte, Johann hatte sie vor vielen Jahren eigens für die Chronik seines Sohnes angefertigt.
»Imposant!«, Hubert lehnte sich wieder zurück. »Aber wenn ich etwas Persönliches sagen darf: Im zweiten Anlauf hat es ja dann doch geklappt! Was Ihrem Vater nicht gelang, ist Ihnen gelungen, Sie haben sich mit Ihrem Blättchen in den Besitz einer veritablen Goldgrube gebracht, gratuliere!« Er amüsierte sich über seinen Einfall.
»Nun setzen Sie sich doch«, wiederholte er schließlich.
Anton legte Johanns Zeichnung auf den Tisch und setzte sich, schenkte sich auch Tee ein und nahm sich ein Stück Kuchen.
»Es soll zu Beginn mit dem Goldmachen fast geklappt haben, behauptet meine Frau, aber die Anlage sei zu klein gewesen«, Hubert wies auf die Zeichnung, »sieht hier größer aus, aber Sie haben ja eben das Gewölbe gesehen. War eigentlich nicht viel mehr als ein Labor. Wenn Sie mich fragen: Die Leute wollten es einfach glauben!«
»Sie nicht?«
»Ich? Nein, ich wusste immer, dass das Hokuspokus ist.« Hubert lachte. »Es war meine Frau, die sich dem General verbunden fühlte.«
»Wenn Sie nichts über die Goldmacherei und die genaueren Umstände wissen, vielleicht können Sie mir dann Ihre eigene Geschichte erzählen«, schlug Anton vor.
»Meine Geschichte?« Hubert blickte Anton entgeistert an.
»Franz hat angekündigt, Sie kämen aus familiären Gründen zu uns auf den Amselhof. Ihr Vater muss ein leichtgläubiger Mensch gewesen sein, mehr kann ich zu der ganzen Geschichte überhaupt nicht sagen.« Entschieden legte sich Hubert ein weiteres Stück Kuchen auf seinen Teller.
»Sie sprachen vom General, woher kannten Sie ihn?«
Hubert streckte das Kinn vor: »Kannte ich ihn? Habe ich das behauptet? Ich sagte doch bereits, die Sache mit der Goldmacherei ist ein Hobby meiner damals sehr jungen, sehr schwärmerisch veranlagten Frau gewesen.«
Er hielt inne und fuhr dann mit bedauerndem Blick fort: »Ich möchte nicht, dass Sie mit meiner Frau über dieses Thema sprechen, es würde sie zu sehr
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