Goldmarie auf Wolke 7
magisch angezogen von Traumzeit .
Montag war Niki nicht zur Arbeit gekommen, aber zum Glück hatten Nives und ich es auch alleine geschafft. Mal sehen, war sie heute wieder aufgetaucht? Ich spähte durch das Schaufenster – und tatsächlich: Sie war wieder da! Allerdings wirkte es so, als hätten sie und Nives Streit. Nach dem offenbar heftigen Wortwechsel stürmte Niki aus dem Laden, sah mich dabei aber zum Glück nicht.
Ich wartete, bis sie Richtung Mühlenkamp abgebogen war, und öffnete dann die Tür. Nives hob müde den Kopf. »Niki hat gerade gekündigt. Sie hat gesagt, dass sie enttäuscht von mir sei und ihr die Arbeit hier schon lange keinen Spaß mehr machen würde. Nun muss ich mir wohl eine neue Angestellte suchen. Aber wo bekomme ich die jetzt auf die Schnelle her?« Eine Woge schlechten Gewissens überflutete mich. Niki war bestimmt gegangen, weil sie weder Dylan noch mich sehen wollte. Aber dann kam mir eine Idee. »Ich könnte meine Schwester Lykke fragen, ob sie an den Tagen, an denen ich nicht im Laden bin, arbeiten kann. Aber natürlich wird das alleine nicht reichen, da sie ja auch noch zur Schule geht.« Nives nickte. »Für den Anfang könnte das eine Lösung sein. Der Tag mit Julia hat ja auch sehr gut funktioniert. Aber meinst du denn, sie hat Lust dazu? Und kann sie sich überhaupt freimachen? Du hast doch erzählt, dass sie in einer Bäckerei arbeitet.« Ich dachte an den niedrigen Lohn, den die Drachenlady zahlte. Wie ich Lykke kannte, würden die zehn Euro pro Stunde sie reizen.
Und genauso war es auch!
Doch nicht nur meine Stiefschwester war begeistert von der Aussicht, bei Traumzeit anzufangen, sondern auch Kathrin. Als wir im Restaurant Maharaja saßen und unsere Dal-Suppe löffelten, ohne uns dabei wie sonst immer nur anzuschweigen, strahlte sie über das ganze Gesicht. »Ich stelle es mir toll vor, wenn ihr beide zusammenarbeitet. Das wird ein richtig schönes Schwestern-Projekt!«
»Aber das werden wir doch gar nicht«, widersprach ich. »Lykke wäre genau an den Tagen da, an denen ich nicht kann, also dienstags, mittwochs und freitags.«
»Und was ist mit den beiden langen Samstagen bis Weihnachten? An denen werdet ihr doch sicher gemeinsam arbeiten, nicht wahr?«, widersprach Kathrin. Ich versuchte gerade, mir vorzustellen, wie das funktionieren sollte. Bislang hatten wir es ja noch nicht einmal geschafft, zusammen die Küche zu tapezieren. (Ein mittleres Desaster, an das ich mich nur ungern erinnerte.) Geschweige denn gemeinsam so etwas Simples hinzukriegen, wie einen Kuchen zu backen. Nur weil wir beide zur selben Zeit am selben Tisch saßen, hieß das noch lange nicht, dass wir jetzt beste Freundinnen waren! »Sollten wir nicht erst einmal abwarten, was Ludmilla dazu sagt, wenn Lykke Knall auf Fall kündigt?«, versuchte ich, ein wenig Tempo und Druck aus der Sache zu nehmen. Vielleicht war das Ganze ja doch keine so gute Idee gewesen? Vielleicht hätte ich erst mal über die Folgen nachdenken sollen, bevor ich Nives dieses Angebot gemacht hatte?
34. Marie Goldt
(Mittwoch, 7. Dezember 2011)
So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr gewesen!
Dylans vierzehnjähriger Bruder Mic hatte Geburtstag und ich war auch zu seiner Party eingeladen! »Ist es nicht ein bisschen früh, um schon den Eltern vorgestellt zu werden?«, witzelte Julia, während wir uns zum Sport umzogen. Heute stand Stufenbarren auf dem Programm und ich überlegte schon die ganze Zeit, wie ich mich davor drücken konnte. »Er stellt mich ja nicht seinen Eltern vor, sondern er nimmt mich mit zum Geburtstag. Dylan hat übrigens vier Geschwister, krass, oder?« Julia rollte mit den Augen. »Also mir reichen ehrlich gesagt schon Finja und Elric mit all ihren Macken. Finja kommt überhaupt nicht mehr von ihrem Märchen-Trip runter und hat uns allen verordnet, sie die nächste Zeit nur noch Eure Königliche Hoheit zu nennen. Und Elric weiß nicht, wohin mit sich vor lauter Pubertät. Neulich hatte er Besuch von einem wirklich süßen Mädchen, das total in ihn verschossen zu sein scheint. Aber anstatt sich mit ihr zu beschäftigen, hatte er nichts Dümmeres zu tun, als sie MIR aufs Auge zu drücken. Der Nachmittag endete damit, dass ich, anstatt zu lernen, mit ihr und Finchen den Film Verwünscht angeschaut habe, während mein Bruderherz oben in seinem Zimmer vor sich hin gegrummelt hat.« Ich lachte. Nicht mehr lange, dann würde Elric mit seinem guten Aussehen und dem Charme, den er durchaus hatte, alle
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