Goldmond
gerade erfahren, dass sie ihren Bruder verlor, den letzten ihrer Sippe, die von meinem Zwilling zu Unrecht vernichtet wurde!«
»Zügele deine Zunge, Neffe!«, gab Damastan scharf zurück. »Ich fürchte, diese Hexe hat dir den Kopf gründlicher verdreht, als du selbst es ahnst – siehst du nicht, dass sie dich gegen jeden in deiner Familie einnimmt?«
»Wie bitte!? Es scheint, als hättet Ihr kein Wort von dem gehört, was ich Euch sagte, Onkel!«
Damastan ging erregt ein paar Schritte auf und ab. »Ich habe es wohl gehört. Aber auch wenn ich nicht glauben kann, dass du lügst, was hätte es mit dem zu tun, was ich dieser Feuerhexe dort gegenüber empfinde? Und glaubst du wirklich, deine Entschuldigungen dieser Schwarzzauberin könnten mich verzeihen lassen, was mit meinem älteren Neffen geschah?«
»Oh, ich kam wahrhaftig nicht, um Eure Verzeihung zu erbitten!«, stieß Telarion außer sich vor Zorn hervor.
Damastan runzelte die Stirn. »Was dann? Soll ich vielleicht gutheißen und segnen, dass sich ein Fürstensohn wie du an eine wie diese fortwirft?«, spie er aus.
»Für das, was ich mit Sanara Amadian teile, besitze ich bereits den Segen des höchsten Schöpfergeistes!«, schrie Telarion. »Was bräuchte ich also noch den Euren!«
Er blieb stehen und versuchte, ruhiger zu atmen. »Nein, Onkel. Ich wünsche nichts von alledem. Mein Besuch hat nur einen einzigen Zweck: Ich kam, um meines Vaters Bruder, den Herrn meines Hauses, vor der zu warnen, die meinen Zwilling für ihre Zwecke missbrauchte, meinen Vater grausam tötete und die für all die Zwietracht verantwortlich ist, die derzeit in der Welt herrscht! Ich brauche nach wie vor Eure Hilfe, um das zu tun, was mir von Ys selbst aufgetragen wurde.«
»Und was soll das sein?«, knurrte Damastan.
»Die Shisani Sanara trägt das Siegel der Welt in sich, das Ys erschuf. Es muss von Syth, ihrem Geliebten, gesegnet werden, auf dass er wiederkehre und die Welt aus dem beharrlichen Griff des Unfriedens befreien und sie zum Guten verändern kann«, sagte Telarion. »Ihr tragt die Gabe des Lebens in Euch, Damastan! Seht Euch Sanara mit der Sicht des Heilers an, dann wisst Ihr, dass ich die Wahrheit spreche.«
Damastan richtete seinen Blick auf Sanara und sah gleichzeitig durch sie hindurch.
Sanara erschauerte unter den kalten Augen.
»Ich sehe, was du meinst, und doch sind hier Dinge zu unterscheiden«, sagte Damastan schließlich und wandte sich wieder seinem Neffen zu. »Offenbar trägt sie wirklich etwas in sich, das ihr Macht sowohl über dunkle als auch goldene Magie verleiht, denn sie besitzt beides – warum auch immer. Es sei dahingestellt, wie eine ihrer Abstammung an die Gabe unseres Hauses kam.« Er ging ein paar Schritte auf und ab. »Langsam begreife ich, was dich hertrieb. Wenn es so wäre wie du sagst und die Witwe meines älteren Neffen eine Verräterin und eine Dunkelzauberin ist – es wäre nicht auszudenken. Eine heimliche Seelenherrin, die die Krone der Elben trägt! Diese Schande könnte nicht geduldet werden. Wenn Tarind es wirklich gewusst hat, dann ist sein Tunschändlich – und es ist nachvollziehbar, dass du die Hand gegen ihn erhobst.«
Er warf Sanara noch einen Blick zu. »Auch wenn es mir widerstreben mag, dass du deine Strategie, an die Macht zu kommen, auf den Kräften einer Dunkelhexe aufbaust – es ist klug, daran zu denken und auch diese Front zu befrieden«, fuhr er fort. »Die Tochter dessen, der im Dunkelvolk als der Höchste galt, brächte dir Frieden mit den Sklaven.«
Er blieb vor Telarion stehen und sah ihn lange an. Zum ersten Mal war so etwas wie Milde in seinem Blick zu sehen. »Höre meinen Entschluss: Die Fürsten von Kantis, ich selbst, auch die von Nisan und Mundess, werden an deiner Seite stehen, wenn es so weit ist, Neffe.«
Telarion hatte ungläubig zugehört. »Was soll das heißen?«, fragte er nach einer Pause.
Damastan hob die Brauen. »Wie kannst du fragen? Du bist der Nachfolger deines Vaters und wirst König sein.«
Telarion starrte Damastan an. »Das war nie mein Streben.«
»Nun«, erwiderte der Fürst ungeduldig, »wenn du den Segen der Ys zu haben glaubst, ist es doch die logische Schlussfolgerung, oder nicht? Es ist deine Pflicht. Wie sonst würdest du die Welt befrieden wollen? Das Siegel lösen und sie dann sich selbst überlassen?«
Telarion schwieg, dann nickte er langsam. »Ich habe das lange befürchtet«, gab er nach einer Pause zu. »Ich wollte es nie, aber wahrscheinlich ist
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