Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
Vom Netzwerk:
wieder! Haltet Euch fern von mir.«
    Eine Pause entstand. Der jüngere der beiden Fürsten stand wie versteinert da. Er konnte nicht glauben, was sie sagte. Der Blick des Älteren wanderte langsam von Sanara, die er halb angewidert, halb bewundernd angesehen hatte, zu seinem Neffen.
    »Ich sehe ihre Redegewandtheit«, sagte Damastan dann. »Sie ist eine kluge Frau mit einem klaren und lebhaften Geist. Ich kann verstehen, was gerade dich, Neffe, an ihr anzieht. Dennoch solltest du dich nun auf das besinnen, was wirklich wichtig ist.«
    Telarion wollte aufbegehren, doch Damastan unterbrach ihn mit einer Handbewegung und den Worten: »Wir machten dich zum Reichsverweser deines Zwillings, weil er der Ältere war, wir dich aber für den Verständigeren hielten. Ich sehe, das war richtig – es scheint, als habe Ys dich wirklich gesegnet. Doch sie hat dir diese Feuerzauberin wohl kaum zu selbstsüchtiger Freude und Lust an die Seite gegeben. Vergiss nicht, dass es um höhere Dinge geht als das!«
    Jedes von Damastans Worten traf Sanaras Herz wie ein Messer, doch noch mehr traf sie, dass sein Neffe nichts dazu anmerkte. Er schwieg und hatte sich von ihnen beiden abgewandt, als erkenne er eine Wahrheit in Damastans Worten, die ihr verborgen blieb. Und vielleicht entsprachen sie auch der Wahrheit. Oft genug hatte Sanara sich selbst das Gleiche gesagt, seit sie mit dem Elbenprinzen vom Tempel der Quelle aus aufgebrochen war. Er hatte eine andere Zukunft als sie. Eine, in der sie für ihn kaum mehr sein konnte als ein Werkzeug.
    Also ergriff sie das Wort, bevor einer der beiden Fürsten es tun konnte. »Ich bin dieses Gesprächs überdrüssig«, sagte sie. »Daher werde ich Euch nun sagen, was ich entschieden habe.«
    Damastan runzelte die Stirn, Telarion wollte widersprechen, doch Sanara brachte beide mit einer herrischen Geste zum Schweigen. »Was Euch angeht, Daron Telarion, Ihr wisst, wie eilig es ist, dass wir nach Süden ins Heiligtum der Tiefe aufbrechen. Daran nach Kräften festzuhalten bin ich Ys schuldig, seid meiner Treue zu diesem Auftrag gewiss. Wir werden also miteinander zutun haben, doch ich werde nicht mehr so dumm sein, Euch eine Sonderstellung in meinem Leben einzuräumen.«
    Sie machte eine Pause und ließ ihre Worte wirken. Mit Genugtuung sah sie, dass Telarion nichts zu erwidern wusste. Entsetzen, Schuld und Schmerz waren in seinem Gesicht zu lesen. Und dass ihm die Beherrschung fehlte, wie gewohnt eine ernste und gelassene Miene zur Schau zu stellen, verriet, wie betroffen er von den Geschehnissen der letzten Minuten war.
    Dennoch wandte sie sich ab und Damastan zu. »Euch, Fürst, lege ich ans Herz, mir gegenüber einen angemesseneren Ton anzuschlagen. Ich bin Fürstin eines Volkes, das dem Euren in nichts unterlegen ist, außerdem eine von beiden Monden gesegnete Weise. Daher steht Euch eine Rede, wie Ihr sie führt, nicht gut zu Gesicht.«
    Damastan hob die Brauen, doch er schwieg.
    Für einige Sekunden war es still. Sanara schloss kurz die Augen. Ihre Kraft hatte sich erschöpft. Sie wollte allein sein. Der Kummer, den Telarion besänftigt hatte, brandete wieder gegen ihren Geist und ließ sie schwanken.
    Doch sie sprach weiter. »So wenig es mir oder Euch also gefallen mag, ich muss für die wenigen Nächte, die ich gezwungen sein werde, hier zu verbringen, ein Quartier haben. Es wäre Euch sicher so angenehm wie mir, Fürst Damastan, wenn es so weit wie möglich entfernt von Euren Gemächern und in der Nähe der Gebetsräume läge.«
    Sie warf Damastan einen herausfordernden Blick zu. Es brodelte in ihm, doch er wies mit einem kurzen Nicken den Soldaten, der Zeugnis für Telarion abgelegt hatte, an, Sanaras Wünsche zu erfüllen.
    Der Mann trat vor sie und lud sie mit einer Geste ein, ihm zu folgen.
    Sanara bedachte den Fürsten noch mit einem knappen Gruß, dann wandte sie sich ab und folgte dem Soldaten hinaus. Telarion Norandar würdigte sie keines Blickes mehr.
    Die Schänke, in der Ronan gezecht hatte, war auf primitive Weise aus trockenen Ästen errichtet, die man mit Lehm beworfen und verputzt hatte, dennoch unterschied sie sich nicht wesentlich von anderen Schänken, die Ronan der Flötenspieler in seinem Leben besucht hatte. Dass es an einem Ort wie diesem überhaupt eine Schankhütte gab, lag daran, dass sich hier mehrere Straßen kreuzten, unter anderem die, die aus Dabazar kam, und eine, die aus Bandothi herführte. Groß war das Dorf dennoch nicht; hinter dem würfelförmigen Haus der

Weitere Kostenlose Bücher