Goldmond
es wirklich das, was Ys …«
Sanara ertrug es nicht mehr. »Schweigt!«, schrie sie. »Beide!«
Damastan fuhr herum. »Ihr wagt es, ihn zu unter…?«
»Ich sagte, schweigt!«, rief Sanara. »Wie könnt Ihr behaupten, Ihr wüsstet, was die Schöpfergeister wollen!«
Es war, als stünde sie neben sich und höre sich sprechen. Sie war selbst erstaunt, wie fest und bestimmt ihre Worte klangen.
Telarion wandte sich ihr zu. »Sanara, du weißt so gut wie ich, was Ys uns auf Seleriad …«
»Sei doch still!«, rief Sanara und fuhr herum. Die Lava in ihr war nun die des Zorns, nicht mehr die der Trauer. »Ihr seid wahrlich nicht besser als jeder andere Elb: kalt und berechnend und ohne Liebe! Ihr nahmt mich in den Arm, habt mich geküsst – und wusstet doch in jeder Sekunde, dass Ihr meinen Bruder kalten Bluts ermordet habt! Und nun könnt Ihr an nichts anderes denken als an Eure Krone!«
Er wich zurück und schluckte. »In mir brennt Euer Feuer, Shisani, das wisst Ihr sehr wohl, und ich könnte seine Wärme und Fröhlichkeit um nichts in der Welt wieder hergeben. – Doch es war immer Eure Flamme, nicht die Eures Bruders!«
»Ihr seid ein solcher Heuchler!«, stieß Sanara verächtlich hervor. »So schont Ihr mich, da mein Schmerz auch Eurer sein könnte. Aber meine Verwandten dürft Ihr töten, weil Ihr ein Herr des Lebens seid, Erbe des Königstitels des Älteren Volks, und weil Ihr Euch die Haare schert? Meine Magie, die Ihr zu kennen vorgebt, die Euch angeblich wichtig ist, ist die meiner Familie! Sie brennt in jedem Amadian, jedem Menschen, jedem Einzelnen von Akusus Geschöpfen!«, schrie sie aufgebracht. »Bei Ys, nie sah ich einen, der darauf bestand, die Verkörperung des Lebens an sich zu sein und dabei so leichtfertig tötete, wie es ihm gerade beliebt!« Sie ballte die Hände zu Fäusten, sodass sie kein Feuer darauf beschwor, das sie hätte auf diese beiden Elbenfürsten schleudern können. »Aber was habe ich auch erwartet – Euer Onkel hat recht! Ein solch kaltblütiges Töten ist wahrlich eines Prinzen würdig, der die Krone der Elben tragen wird!«
»Das ist es in der Tat«, sagte Damastan kalt. »Denn was ich von Euch höre, ist keine Entschuldigung für die Rebellion gegen den obersten Schöpfergeist Ys, der sich Euer Vater, Euer Bruder und nicht zuletzt Ihr selbst schuldig machten. Ihr alle lehntet Euch gegen die Gesetze auf, die wir Elbenfürsten der Welt gaben, um den Frieden und die Ordnung zu wahren, die von Ys stammen. Behauptet Ihr nicht, Ihr seid eine Abgesandte der Ys? Wie könnt Ihr das sein, wenn Ihr die Ordnung der Dinge nicht anerkennt?«
»Ordnung? Wessen Ordnung ist das?«, rief Sanara. »Wer gab den Elben das Recht zu bestimmen, was die Ordnung der Welt ist? Und Rebellion gegen was? Die Schöpfermonde teilten die Gaben der Magie und der Welt gerecht auf und verboten, dass eine von ihnen bevorzugt werde. Wer gab Euch also das Recht zu entscheiden, wer in dieser Welt dienen muss und wer herrschen darf?«
Wieder kam der jüngere der beiden Elben auf sie zu. »Glaubt mir, Sanara«, sagte er eindringlich. »Niemand weiß besser als ich, dass die dunkle Magie nicht unbedingt der Vernichtung entspricht. Eure Flamme ist kostbar und bedeutet in keiner Weise den Tod, sondern schenkt Leben. Das weiß ich nicht zuletzt deshalb, weil Vanar selbst Euch segnete!«
Er wollte sie offenbar erneut berühren, doch sie schlug seine Hand mit aller Kraft, die sie in sich finden konnte, weg.
»Ich kann nicht glauben, was Ihr da sagt!«, rief sie. »Habt Ihr denn nichts begriffen?« Sie keuchte. »So konntet Ihr mich also nur berühren, weil mein Feuer – welches sind wohl da die richtigen Worte? – Euren Wind in sich trägt und somit Eurer … Reinheit würdig ist? Ist es das? – Wie könnt Ihr es wagen!«, fügte sie nach einer Pause hinzu. »Wie konntet Ihr es wagen, Euch zu mir zu legen, mich in die Arme zu nehmen und … wenn Ihr so über das denkt, was ich bin!«
Er schüttelte unwillig den Kopf und kam noch einen Schritt näher. »Das war es nicht, was ich meinte, Shisani, und das wisst Ihr sehr wohl! Es sind Zorn und Kummer, die Eure Gedanken nun in die falsche Richtung lenken.« Der Duft nach Weihrauch verstärkte sich, als er näher kam, ebenso die trockene Kälte, die er in sich trug.
Beides hatte sie geliebt, beides weckte nun Übelkeit in ihr. Sie wandte den Kopf ab und wich der Hand aus, die sich auf ihre Wange legen wollte.
»Berührt mich ja nicht«, rief sie. »Tut es nie
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