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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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    Und noch etwas anderes war gleich geblieben. Er sah, wie das Land unter der Last der elbischen Tyrannei stöhnte und wie die Menschen, aber auch das Volk des Goldmonds, unter Erdbeben, Überschwemmungen, oft auch Steppenbränden und anderen Naturgewalten zu leiden hatten.
    Er hatte sich zu Beginn der Reise geschworen, nie wieder mit seinem Tempel Kontakt aufzunehmen. Und so ignorierte er auch die Geister, die sich ihm manchmal zeigten. Es waren die farbigen Schatten der Lehrer, die ihm zuerst den Weg in die Jenseitigen Nebel gewiesen hatten. Die bunt glimmenden Seelenbilder derer, die wie er Shisans des Tempels der Quelle waren und die sich geschworen hatten, der Welt und dem Gleichgewicht der Kräfte zu dienen.
    Manchmal sprachen sie ihn an, baten ihn um Auskunft. Doch er antwortete nie.
    Nur selten tat er es ihnen gleich und suchte in den Nebeln die Feuermagierin, die er so liebte und die er an den Elbenfürstenverloren hatte. Das erste Mal, dass er es wagte, nach ihr zu suchen, war lange nach Beginn ihrer Reise. Da er nicht wusste, wo sie war, dauerte es, bis er sie fand – weit fort von Seleriad oder dem Tempel der Weisheit. Er sah ihr Seelenbild nur aus weiter Ferne und wagte sich nicht näher heran, damit sie ihn nicht bemerke, und doch erkannte er sie sofort: Eine Gestalt aus durchscheinendem Gelb, mit grünem Kern und dunklem Rauch, der sich in ihr kräuselte, saß in einem Boot auf einem Fluss, der dem Sonnenstand nach zu urteilen gen Süden floss. Es war der Sorinas, der in den Zandarbergen entsprang und dann die Länder Norad und Barat durchquerte, um bei Bandothi in den Lithon zu fließen.
    Doch sie war dicht umgeben von Schatten, die bläulich und grün schimmerten. Genauer sah Ronan sie nicht, er wollte keine Kraft verschwenden, indem er den Nebeln, die ihn umgaben, befahl, auch diesen Magien Gestalt zu verleihen. Die Wanderung seiner Seele über so große Entfernungen war schwer genug. Sanara schien es gut genug zu gehen, auch wenn ihr Gesicht schmaler schien, als er es in Erinnerung hatte. Und noch etwas fiel ihm auf: In ihr war nicht nur das Hauszeichen zu sehen, die Sonnenechse, die sich auf dem sternförmig geschliffenen Diamanten zusammenrollte. Da war mehr: Eine Kugel, wie aus durchbrochenem Alabaster, die silbrig leuchtete, schimmerte in ihr.
    Das Siegel. Sie hatte es also gefunden.
    Doch immer noch war sie in Begleitung Telarion Norandars, ein Schatten, der dicht bei ihr saß, war von einem goldenen Grün mit einem bernsteinfarbenen Kern. Dass sie von so vielen Elben umgeben war, beruhigte Ronan nicht. Im Gegenteil, er konnte sich der Vorstellung nicht erwehren, dass sie erneut gefangen gehalten würde.
    Seither hatte Unruhe ihn erfasst. Er dachte daran, sich ihr zu erkennen zu geben und ihre Magie zu stärken, wie er es einst getan hatte, als sie die Sklavin der Herrscherbrüder gewesen war.
    Doch er verwarf den Gedanken wieder. Die Auserwählte – und das Siegel bewies, dass seine Lehrer zumindest hierin recht behalten hatten – musste selbst wissen, was zu tun war. Und wenn sie das Siegel nun in den Süden bringen wollte, dann würde das schon seinen Grund haben. Ronan wusste, niemand, dem es nicht bestimmt war, durfte in die Pläne der Schöpfergeister eingreifen – oder Strafe erwartete ihn, großes Leid. So wie es ihm geschehen war. Die Schöpfergeister bestimmten, welche Rolle einem Geschöpf in der Welt zugedacht war.
    Er lauschte in sich hinein, in sein Inneres, das aus blutroten, silbrigen und violetten Funken bestand, und dachte erneut an die Strecke, die er in den vergangenen Mondumläufen zurückgelegt hatte. Obwohl er keine Antwort auf die Frage nach seinem Ziel gehabt hätte, erkannte er nun, dass seine Reise nicht so ziellos gewesen war, wie er es geglaubt hatte.
    Nach Süden. Sanara reiste nach Süden. Und Morotand hatte ihn nach Süden schicken wollen.
    Auch Ronan erhoffte sich dort im Heiligtum der Tiefe Hilfe und Rat. Vielleicht war es sein Ziel, weil es die Schöpfergeister es so wollten.
    Dennoch beschloss er, noch einen Tag in dem Dorf der Viehbauern, in dem er Aufnahme gefunden hatte, zu bleiben. Vielleicht sah er dann klarer, hier unter den einfachen Menschen, den Kindern, die ihn immer wieder um ein Märchen oder um ein Lied anbettelten, denen er gern von vergangenen Zeiten erzählte und ihnen beibrachte, einfache Melodien zu singen.
    Das Feuer im Herd der kleinen Schänke war bereits heruntergebrannt, als auch der letzte Betrunkene hinaustorkelte. Der

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