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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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erlösen.
    Ronan schwieg.
    »Woher wollt Ihr das alles wissen?«, fragte er schließlich.
    Der Geist brauchte erneut lange, bis er antwortete.
    Ich dachte, das wüsstest du schon längst , sagte er dann. Du bist ein Kind des Schöpfers der Veränderung, wie ich auch. Das sehe ich in dir. Wenn wir beide ihn bitten – wenn du mich hinübersingst in die Leere, in der er haust –, dann wird er mir – uns! – seinen Segen nicht verweigern, und die Macht der Elben wäre gebrochen. Komm zu mir. Zusammen werden wir erreichen, was wir für uns und die Welt wünschen.
    Ronan schloss die Augen. Er horchte in sich hinein und dachte an die violetten und silbrigen Funken, aus denen seine Seele bestand, und die sich in anmutiger Verflechtung durch sein Inneres zogen wie die Töne einer Melodie.
    Er hatte kein Hauszeichen wie Sanara oder wie Telarion Norandar es in sich trugen. Das hatten nur noch wenige, sie galten als adlig und man billigte ihnen besondere Kräfte und Privilegien zu. Diese Leute konnten in der Regel auf einen Stammbaum zurückblicken. Doch im Grunde besaß jeder, der über Magien verfügte, eine ganz eigene Zeichnung, eine ganz eigene Mischung und ein individuelles Muster, das sich in seinem Seelenbild spiegelte.
    Ronan gehörte keinem Haus an, doch in ihm war die Magie so stark, dass Morotand ihm zu seiner Weihe einen Seelennamen geschenkt hatte: der Schimmernde.
    »Die Essenz deiner Magie funkelt silbrig und violett, obwohl deine Kraft blutrot ist und über den Tod gebietet«, hatte der Älteste gesagt. »Eine seltene Gabe, die einen Namen verdient.«
    Jetzt erinnerte Ronan sich daran.
    Als er wieder in die Nische hinter dem Herd sah, war der Schatten dahinter nur noch dunkel. Ronan blickte noch eine Weile nachdenklich auf die niedergebrannte Glut im Herd, bevor er einschlief. Vielleicht hatte die Königin recht. Wenn nicht, würde er es jedenfalls nicht erfahren, wenn er ziellos durch die Welt streifte. Also brach er am nächsten Tag auf, obwohl der Wirt ihn zu halten versuchte und ihm sogar eine Kupfermünze für jedes Lied versprach, wenn er bis Ende des Herbstes bliebe. Auch die Kinder des Dorfes waren enttäuscht, dass er gehen wollte; und so erzählte Ronan ihnen zum Abschied noch einmal die Legende von der Entstehung der Welt.
    Er schloss sich einer Karawane an, die zwei Tage zuvor eingetroffen war und die an diesem Morgen weiterreiste. Der Karawanenführer wollte in die Stadt Farokant am Fuß der Kantarberge, in denen sich das Heiligtum der Tiefe befand. In Gesellschaft zu reisen war sicherer, nun, da er den Gebieten näher kam, die die Elben der Königin Ireti besetzt hielten.
    Doch man mied ihn. Ronan wunderte sich erst darüber, stellte aber bald fest, dass der Führer der Karawane schon einmal in der besetzten Wüste gewesen war. Dort war er auf Elben getroffen und auch auf anderes; er schwor, er habe nie geglaubt, dass es Dschinne in der Wüste gäbe – genauso wenig wie es die Vayaden des Meeres gab, die Fischer ins Verderben lockten und ihre Boote auf Riffe laufen ließen –, hätte er die Totengeister nicht mit eigenen Augen im Heerlager der Ireti gesehen.
    Ronan stutzte, als er hörte, dass die menschlichen Sklaven des Heers dem Händler gar berichtet hatten, sie selbst hätten eines Abends nach dem Ende der Roten Stunde einen blutigen Schatten gesehen, der das ethandin der Königin betreten habe. Doch auch wenn einer der Vorarbeiter des Heers – so der Händler – berichtet hatte, es sei nichts an diesen Gerüchten, verstummten sie nicht.
    Ronan bot an, die nächtlichen Lagerplätze der Karawane mit seiner Flöte zu sichern. Man nahm das Angebot an, doch es führte dazu, dass man danach seine Gesellschaft nicht mehr suchte und nur noch selten von allein um eine Geschichte oder ein Lied bat. Es stimmte Ronan traurig, dennoch spielte er jedenAbend, denn er legte keinen Wert darauf, Besuch von den Weisen zu erhalten oder von der Königin. Das hätte die Händler noch mehr verschreckt. So ging er auch selbst nicht in die Nebel, um Sanara zu suchen oder die Königin zu sehen.
    Erst, als sie in der ersten Oase am Rande der Wüste von Solife rasteten, wanderte er eines Abends während der Roten Stunde hinaus in die Dünen aus goldenem Sand, um der Königin mitzuteilen, dass er auf dem Weg zu ihr sei und in wenigen Zehntagen bei ihr sein könne.
    Sie schwieg. Fast hatte er den Eindruck, es erzürne sie, dass er nicht schneller käme. Doch sie sagte nichts dazu, nickte nur.
    Sanara dagegen

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