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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Wirt hatte Ronan erlaubt, neben der Glut zu schlafen, doch der Musikant fand keine Ruhe. Der Gedanke, seine Reise hätte doch ein festgelegtes Ziel, kreiste in seinem Kopf. Er ließ die Finger über die Saiten seiner pathi gleiten und sah auf den glimmenden keosot -Dung, als hielte dieser eine Antwort auf seine Fragen bereit.
    Nun, Musikant? Du bist ruhelos. Vielleicht habe ich dich deshalb so lange nicht gefunden.
    Ronan fuhr herum. Dann fiel es ihm ein. Er hatte vergessen,die Melodie zu spielen, die ihm die Geister sowohl der Seelenherren des Tempels als auch diesen hier, den Geist der Ireti Landarias, fernhielt.
    In einer Nische hinter dem Herd herrschte besonders tiefer Schatten. Zwei violette Funken leuchteten an der Stelle, an der er am dunkelsten war. Rauchige Nebelfahnen hatten sich zu einem Schemen zusammengefunden.
    »Ich grüße Euch, Königin«, murmelte er.
    Ich habe lange nichts von dir gehört. Ich dachte schon, dass du mir untreu wurdest.
    Er antwortete nicht.
    Du bist weiter im Süden, nicht mehr im Hochwald meiner Heimat, wo ich dich das letzte Mal sah und wo du mir versprachst, zu mir zu kommen. Es ist wohl so: Auch wenn die Richtung deiner Reise stimmt, du folgst ihr nicht mit dem Herzen, habe ich recht?
    »Wer sagt Euch, dass ich Euch jemals loyal gesinnt war?«, wollte Ronan unwillig wissen.
    Obwohl er kein Gesicht sah, kam es Ronan so vor, als lächle der Geist. Ich weiß, dass du mir in deinem Herzen zustimmst. Habe ich dich jemals belogen? Ich sagte dir, dass der Elbenfürst sich des Willens und der Seele deiner geliebten Feuermagierin bemächtigen würde. Ich sagte dir, dass er sie, wenn er sie erst in seinen Fängen hat, nicht mehr loslassen wird.
    Ronan schwieg. Er wusste nichts darauf zu sagen. Er dachte an die Begegnung mit Sanara, als er sie auf dem Sorinas gesehen hatte. Er wusste nicht genau, wo sie sich dort befand, aber den Hochwald hatte das große Boot mit ihr bereits verlassen. Rechts und links vom Ufer hatte er vage Hügel gesehen, an denen auf Terrassen Wasserkorn angebaut wurde, manchmal wirkte es auch so, als würden die Bauern dort Trauben züchten, was bedeutete, dass sich das Boot bereits Barat näherte oder sogar dort befand.
    Doch wie dem auch immer war, das würde er der Königin sicher nicht sagen.
    Du sagst nichts, weil du weißt, dass ich recht habe , sagte sie nun. Die Siwanonstochter hat bereits das Siegel gefunden, doch es ist nicht zerstört, nicht wahr? Also besteht noch Hoffnung.
    »Ihr wisst von den Plänen der Schöpfergeister auch nicht mehr als jeder andere«, sagte Ronan. »Ich weiß sie nicht, und selbst wenn – keiner von uns könnte sie ändern! Dazu habt nicht einmal Ihr die Macht, auch wenn Euch das nicht gefallen mag.«
    Sprich nicht so mit mir! , fuhr der Geist auf. Ich weiß, was du gesehen hast, denn ich habe es auch gesehen: dass der verfluchte Prinz von Norad die Siwanonstochter erneut gefangen nahm! Sage mir nicht, dass dies dein Herz nicht genauso beunruhigt wie meines!
    Ronan musste über den Zorn der Nebelgestalt lachen. »Erst wolltet Ihr Sanara überzeugen, es Eurem Gatten zu geben, und seit sie floh und Euer Schwager Euren Gemahl tötete, versucht Ihr mich zu überzeugen. Versucht es zur Abwechslung doch selbst. Wenn Ihr so machtvoll seid, wie Ihr behauptet und nur im Namen der Schöpfergeister handelt, so werdet Ihr das doch bewerkstelligen können.«
    Ein langes Schweigen trat ein, sodass Ronan schon annahm, dass sie verschwunden sei, als sie doch wieder das Wort ergriff.
    Du weißt, dass meine Kräfte allein nicht stark genug sind. Nicht einmal die dieses Schankmädchens, der Siwanonstochter, reichten aus. Ein Herr des Lebens musste ihr die nötige Kraft geben, um das Siegel zu bergen. Und so vermag auch ich es nicht allein, kein Geschöpf der Zwillingsmonde könnte das. Ich hätte dich gebraucht. Doch es ist noch nicht zu spät, Flötenspieler.
    »Sie hat das Siegel. Nicht Ihr«, wandte Ronan ein. »Glaubt Ihr, Ihr könntet es ihr gegen den Willen der Schöpfergeister abnehmen?«
    Ys schafft nichts ohne ihren Geliebten. Du kennst die Sagen und Legenden besser als ich. Du weißt, dass sie das Siegel zwar erschaffen konnte, und doch wurde es erst wirksam, als Syth es durch seinen Weggang aus dieser Welt geschehen ließ. Was glaubst du, warum die Trägerin auf dem Weg nach Süden ist? Sie muss das Siegel segnen lassen von dem, den es befreien soll . Erst dann kann er wieder zurückkehren in die Welt und diese aus ihrem Zustand

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