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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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sah. Sie glaubte, es sei das Opfer, das ich verlange.
    Ronan dachte nach.
    Ein Opfer schmerzt, das ist wahr. Doch für sie war Tarinds Tod kein Verzicht, denn sie wollte die Macht der Norani brechen.
    Wieder betrachtete er Ireti. Ihr Elend war unübersehbar. Und doch regte sich neben Mitleid auch Abscheu über den Machthunger, der dieser Halbelbin innewohnte, in dem Musikanten – und Reue, dass er versucht gewesen war, ihr zu glauben.
    »Sprichst du deshalb nicht zu ihr?«, fragte er dann. »Weil sich ihr Wunsch schon erfüllte?«
    Es schmerzt mich, eines meiner Geschöpfe so voller Trauer zu sehen, sagte das Feuer. Doch sie will nicht einsehen, dass die Macht den Herrschenden zu nehmen nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie selbst an ihre Stelle tritt. Doch Ireti ist selbstsüchtig. Sie will die Änderung für sich, nicht einfach um der Änderung willen.
    »Sie müsste auf die Macht, die sie so wünscht, verzichten«, flüsterte Ronan.
    Ein Opfer schmerzt , wiederholten die Flammen. Und doch gibt es Wesen, die begreifen, was der Sinn von Veränderung ist.
    Ronan holte Luft. Er dachte an seine Verluste in der letzten Zeit. Seine Heimat. Seine Lehrer.
    Sanara.
    Er hatte sie im Namen der Veränderung gesucht – und gefunden. Vielleicht bedeutete das, im Gegenzug auf sie verzichten zu müssen. Sie der Liebe zu dem Elb zu überlassen, die so unauslöschlich in ihrem Herzen brannte, und mit dem sie das Siegel hatte finden sollen.
    Der Gedanke gefiel ihm nicht. Und doch ließ er sich nicht mehr bannen.
    Plötzlich spürte er etwas Heißes auf der Stirn. Es glühte auf, als habe ihn die Spitze eines Metalls berührt, das lange in der Esse eines Schmiedes gelegen hatte.
    Du hast es begriffen, Geschöpf.
    Diese dort nicht. Deshalb kann ich sie nicht segnen, auch wenn sie es wünscht und sie mich rührt. Ihr Wunsch wäre nicht von Dauer und würde ihr und der Welt nur noch mehr Kummer bringen.
    Und so bin ich froh, dass du, mein Geschöpf, den Weg zu mir fandest. Denn nun muss korrigiert werden, was sie tat. Sie hat Türen geschlossen, ohne neue zu öffnen. Dies müssen nun andere verrichten .
    Ronan sah auf. »Willst du, dass ich es tue?«
    Wieder hallte Gelächter durch die Weite und brach sich an den Nebeln aus Klang und Form.
    Nicht allein. Vor einiger Zeit bereits kam einer, der ebenfalls eine Veränderung für sich wünschte. Sie war klein, doch er hat einen großen Geist und erkannte schnell, dass für das, was er wünscht, eine Tür in seinem Leben geschlossen werden musste, die ihm wichtig schien.
    Für das, was er aufgab, kann ich ihm mehr geben, als er wünschte.
    Ronan schwieg. »Du sprichst in Rätseln«, sagte er dann.
    Die Flamme antwortete nicht, und zu Ronans Enttäuschung erkannte er, dass das Feuer blasser wurde. Es begann, sich aufzulösen, und auch das wunderbare Lachen, der Klang der reinen Freude, wurde schwächer.
    Überwinde die Furcht vor der Tür, die sich schließt, Geschöpf. Erst wenn du glaubst, dass es richtig ist, dass sie sich schließt, wirst du das Gute hinter der sehen können, die sich öffnet.
    »Aber …«, setzte Ronan verzweifelt an, doch die Funken, aus denen das Flammenbild bestand, lösten sich weiter auf.
    Enttäuscht wollte der Musikant sich schon abwenden und davongehen. Doch die Funken wirbelten schneller um ihn herum, als wollten sie seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und so wandte er sich doch noch einmal der Stelle zu, wo das violett-purpurne Feuer gebrannt hatte.
    Iretis Gestalt kniete noch dort, reglos und starr. Wieder wallte Mitleid für sie in Ronan auf, doch bevor er sich ihr nähern und sie an die Hand nehmen konnte, um sie von hier fortzubringen, bildete sich vor seinen Augen ein neues, ein weiteres Seelenbild aus Licht.
    Das Licht war orange, bestand zu gleichen Teilen aus dem Gelb des Feuers und dem Rot der Erde. Die Gestalt, die immer lebensechter und deutlicher zu sehen war, wurde zu der eines Menschen. Ein Mann, der vor einer Art Altar stand – nein, korrigierte sich Ronan, einem Amboss. Ein Schmied, der einen Sickenhammer führte. Er bearbeitete eine Klinge, vorsichtig, mehr mit seiner Magie als mit dem Werkzeug, denn die Hand, die es führte, war verletzt und wohl ein wenig steif.
    »Meister Vakaran?«, fragte Ronan ungläubig und ging näher an die Gestalt heran. Sie erinnerte ihn an den alten Schmiedemeister aus den Liedern, die er auf dem letzten Feldzug der Elben öfter gesungen hatte. Auch das hatte er für einen Schmied getan, dessen Arbeit – eine

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