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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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gehören.«
    Wieder unterdrückte sie ein Weinen und barg die Kugel, die sie hielt, an der Brust. »Du teiltest deine Gaben gerecht, Schöpfer, auf dass keines der Völker bevorzugt werde. Nur ich, eine Landarias, vereine beides in mir, die Dunkle Magie und auch die Goldene. Ich tat alles dafür, dass du mir die Macht schenkst, mir, denn ich allein verdiene sie. Warum verweigerst du sie mir?«
    Ronan starrte verwirrt auf die Szenerie. Vor der kauernden Ireti brannte immer noch ein loderndes Feuer aus violetten und purpurfarbenen Flammen und Funken. Es brannte stetig und glich in gewisser Weise dem Seelenbild eines Elben – auch die Bilder dieser Wesen sah Ronan hier, doch es war schwer und kostete Kraft, ihnen aus Nebeln eine Gestalt zu verleihen, die der des jeweiligen Elben in der wirklichen Welt glich. So beließ er es gewöhnlich dabei, dass er ihr Bild der Magie und nicht das ihres Körpers sah.
    Diesen Eindruck eines Bildes der Magie hatte er hier auch, doch als er genauer hinschaute, war das Bild des Feuers anders als alle, die er bisher gesehen hatte. Flammen, keine einzelnen, sondern viele, aus reinem Purpur, klarer als die Rote Sonne selbst, brannten vor Ireti in der Leere, die unter ihr so unendlich war wie über ihr, und glichen keinem Abbild von Magie, das er je gesehen hatte.
    Ronan fragte sich erneut, wie die Königin das Feuer nicht sehen konnte, das doch direkt vor ihr stand. Während er noch überlegte, ob es vielleicht daran lag, dass ihre Magie zu schwach war, erklang Gelächter.
    Es war laut und klangvoll, wie Musik, und schien die Unendlichkeit, in der Ronan stand, zur Gänze zu erfüllen. Ronans Lippen verzogen sich unwillkürlich zu einem Lächeln, denn es war ein schöner Klang, der bis in sein Inneres drang und ihn mit der Freude ansteckte, die darin lag.
    Der, der die Energien von meiner Geliebten und mir in sich trägt, kann mich also erkennen. Nun, das ist eine Überraschung, aber es ist eine angenehme. Es beweist, dass meine Verbannung dem Ende entgegengeht.
    Ronan ging in die Knie, als ihm bewusst wurde, wem er gegenüberstand. Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander.
    »Ich weiß nicht, warum du dich mir zeigst, Schöpfer aller Dinge«, murmelte er schließlich. »Ich bin mir der Ehre bewusst, aber ich kann dir nur sagen, ich habe nicht die Kraft, dich zu befreien.«
    Wieder brandete Gelächter auf, und Ronan sah auf. Der Klang war so allgegenwärtig, dass er glaubte, er müsse auf magische Weise sichtbar werden.
    Du kannst mich sehen, erkennen, weil meine Geliebte dich segnete, so wie ich es einst tat. Ich ging, weil Ys glaubte, Ordnung könne es nur geben, wenn die Dinge getrennt sind. Ich versprach, ihr den Willen zu erfüllen, doch ich sagte auch, dass sie einst würde einsehen müssen, dass das nicht der Weg sei. Sie erwiderte, sie würde mir jemanden als Zeichen schicken, wenn dies der Fall sein würde. Einen, der sowohl ihren als auch meinen Segen besitzt.
    Und nun bist du da, Geschöpf.
    Ronan wagte erst nicht zu antworten. Er konnte kaum fassen, was er hörte, und wusste gleichzeitig, dass es die Wahrheit war. Und doch hatte er so viele Fragen. Er hob den Kopf und wies mit dem Kinn auf Ireti.
    »Was ist mit ihr? Sie glaubt, sie sei deine Botin«, sagte er langsam.
    Die Flamme antwortete nicht sofort. Sie ist nicht das Werkzeug , sagte sie dann . Ich dachte es erst, denn sie wurde tätig. Doch sie zerschlug keine Strukturen. Sie will sie behalten und nichts opfern von dem, was war.
    »Opfern?« Ronan verstand nicht.
    Wer Veränderungen will, muss etwas hergeben. Eine Tür muss geschlossen werden, wenn sich eine neue öffnen soll. Doch diese hier will nur Türen schließen, die für andere wichtig sind. Und doch will sie die Veränderung für sich selbst. Siehst du das nicht?
    Ronan betrachtete Iretis Gestalt genauer.
    Die Königin hatte aufgehört zu weinen. Sie starrte auf die Kugel in ihren Händen. Ihr dunkles Haar fiel wie ein dichter Vorhang über ihr Gesicht. Immer noch war sie so reglos, als könne sie weder Ronan noch ihren Schöpfer sehen.
    »Du meinst …« Ronan unterbrach sich. »Du meinst, sie hat Dajaram und auch Tarind auf dem Gewissen«, murmelte er dann.
    Sie nahm Leben, wie es ihr beliebte. Dieses Geschöpf hier sagte, es wolle die Herrschaft der Norani, der Wesen, die dem Goldmond nahe stehen, brechen, und vernichtete dabei viele Leben. Sie verhinderte nicht einmal, dass der Gefährte ihrer Seele von seinem Zwilling getötet wurde, obwohl sie den Streit

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