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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Schöpfung. Er hatte in seinem ewigen Schaffensdrang selbst die tote Leere verändert und mit Magie erfüllt.
    Ronan lächelte, als er sich umsah. Er stand im Nichts, Weite umgab ihn. Hierin glich dieses Jenseits dem, das er kannte. Doch diese Weite hier war durchströmt von Licht. Von Materienebeln, Funken aus Licht und Magie, die wie Sterne wirkten und die sich zu Bändern fanden, die dem Fluss der Sterne glichen, der den Himmel auch in der realen Welt durchzog.
    Ronan ging voran und staunte über das, was er sah – und hörte. Denn nicht nur sein eigenes Lied, sondern auch die Sterne, so hatte er den Eindruck, waren nicht nur Lichtquelle, sondern auch Klang. So wie jeder Ton seiner Flöte, seiner Stimme dank der Nebel ein tanzender Funke wurde, war diese Endlosigkeit mit Klang und Musik und Licht erfüllt, die Gestalt annahmen.
    Noch während er die Schönheit bewunderte, die ihn umgab, fiel ihm auf, dass die Bänder aus Lichtfunken in etwa dem Horizont entsprachen. Und auch ihre Farbe fiel ihm auf: Silbrig und Purpurfarben wirbelten sie um ihn herum und in die Unendlichkeit hinein, so als kämen sie aus ihm selbst. Und Ronan erkannte, dass die Muster, Farben und Formen, die ihn umgaben, den Mustern glichen, die in seinem eigenen roten Seelenbild zu sehen waren.
    Es fiel ihm schwer, angesichts dieser Wunder weiterzusingen, doch er wusste, er musste die Königin finden. Erst versuchte er, die wirbelnden Funken, die ihn umgaben, zu ignorieren, doch er sah sie auch mit geschlossenen Augen, und plötzlich erkannte er, dass sie ihm einen Weg wiesen. Besonders die dunkleren der Funken fanden sich in einigem Abstand zu einer Form zusammen. Mit Erstaunen stellte Ronan fest, dass das ohne sein Zutun geschah.
    Schließlich gaben sie eine Gestalt wider. Eine kniende Dari in weiten Gewändern. Sie hielt ein kleines Gefäß in der Hand, eine Kugel, die Ronan von der Machart her an die Kugeln erinnerte, die man zu Ehren der Ys herstellte; hohler und von verschlungenen Mustern durchbrochener Alabaster.
    Doch diese hier leuchtete violett.
    Vorsichtig näherte Ronan sich. Er wollte die Seele, die dort kniete und die wahrscheinlich die der Königin war, nicht erschrecken. Jetzt erkannte er auch den Gegenstand klarer, den Ireti wie ein Opfer in Händen hielt. Es war in der Tat eine Kugel, die aussah, als habe man sie aus Amethystopal gemacht, und so schillerte sie in allen Schattierungen von Violett und Purpur. Im Gegensatz zu den Kugeln, die man Ys weihte und deren Muster eher rundlich und fließend waren, hatte diese eines, das Flammen glich, schroffen Felsen, und spitz war wie Kristall oder Schwerter.
    Noch bevor Ronan sich Gedanken machen konnte, was dieser Gegenstand darstellen sollte, klang ein Schluchzen an seine Ohren.
    »Du bist der Gebieter! Ich habe dir alles geopfert, ich habe dir alles gegeben für den Frieden, doch du hilfst mir nicht mehr! Du hast dein Antlitz abgewandt von mir, deiner treuen Dienerin …«
    Ein herzzerreißendes Weinen schloss sich an.
    Ronan sah sich um. Erst jetzt erkannte er, dass sich vor Ireti der Funkenfluss, der in ihm selbst seinen Ursprung zu haben schien, zu einem Flammenwirbel zusammengefunden hatte.
    Er hielt den Atem an, sein Blick ging zu Iretis Seelenbild, doch diese schien nicht das Gleiche zu sehen. Wieder und wieder bat sie den Schöpfergeist, den Erschaffer von Chaos und den Kräften der Änderung, sich zu zeigen und ihr Geschenk, das sie in Händen hielt, anzunehmen.
    Doch niemand kam, um es ihr abzunehmen. Schließlich ließ sie die Kugel, die sie vor sich gehalten hatte, in den Schoß sinken.
    »Warum nur versagst du mir deinen Segen?«, wisperte sie. »Die Welt braucht die Veränderung. – Es ist falsch, den reinblütigen Kindern des Vanar den Vorzug zu geben, wie du es bisher tatest!«, stieß sie dann hervor. »Es waren die Landarias, die einst den Menschen die Gaben der Elben brachten und sie teilten, sodass diese nicht mehr eifersüchtig zusehen mussten, wie Wasser und die Gaben der Pflanzen, Schatten und Kühle und die Worte,mit denen man Dinge benennen konnte, nur dem einen Volk gehörten«, sprach sie weiter. »Die Welt versinkt in Stagnation, wenn nur ein Zwillingsmond herrscht. Das wusstest du, Schöpfer aller Dinge! Der Goldmond darf nicht allein herrschen. Ich nahm den Norani, die sich für die Reinsten aller Elben halten, die Macht bereits. Und ich werde auch das letzte Menschenvolk besiegen, das aus reinem Feuer besteht, denn auch ihnen darf die Welt nicht

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