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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Lied eine Brise, in der sich die leichten Seidengewänder der Königin und das dunkle Haar, das zwischen den Schulterblättern mit einem Seidenband zusammengefasst war, kaum sichtbar bewegten.
    Es sah unheimlich aus und so, als habe schon ihr Körper etwas Geisterhaftes, denn sie gab nicht zu erkennen, dass sie den Heiler, der Kälte und frischen Wind ins ethandin gebracht hatte, bemerkte.
    Telarion wartete ihre Reaktion nicht ab. Er legte in einem raschen Griff die Hand auf ihre Stirn und begann sofort, die magischen Worte zu sprechen, die einer Seele, die den Körper verlassen hatte, befahlen, wieder dorthin zurückzukehren.
    Die Worte waren zwingend. Vanar selbst hatte sie erfunden, um dem Wesen, das er aus Blüten und Blättern geformt hatte, Magie und damit dem wenn auch schönen, so doch leblosen Holz und Laub ein eigenes Leben einzuhauchen.
    Die Heiler im Palast der Winde lehrten diese Worte nur denjenigen, die die Prüfung zum Shisan der zweiten Ordnung ablegen wollten; denjenigen, die sich hinterher die Haare schoren. Nur die, die bereit waren, sich den Gesetzen des Lebens vollkommen zu unterwerfen, erfuhren das Geheimnis dieser Formeln, bei denen es nicht nur auf die Worte selbst, sondern auch auf die Art ankam, wie man sie aussprach.
    Telarion hatte sie zuvor erst einmal verwandt – als sich Sanara Amadian den dunkelmagischen qasarag ins Herz gestoßen hatte. Die Magie, die er hatte hineinlegen müssen, hatte ihn erschöpft. Sie zehrte auch jetzt zusehends an seiner Kraft, doch nun hielt ihn der Gedanke aufrecht, dass er Ireti nur für alles strafen konnte, was sie ihm angetan hatte, wenn ihre Seele in den Körper zurückkehrte.
    Doch sie weigerte sich zuerst, ihm zu gehorchen. Telarion spürte, dass die Magie, aus der die Königin bestand, machtvoller war, als er erwartet hatte. Zumal sie nicht mehr nur aus Wasser und Nebelrauch zu bestehen schien. Da war mehr, eine Art blutiger Schwere voller Klang, die den Nebeln Substanz verlieh und die seinen Worten ebenbürtig war. Und Telarion begriff, dass das an der Kraft lag, die Ireti dem Musikanten genommen hatte.
    Der schwere, beinahe dröhnende Klang, der seiner eigenen Heilkraft entgegenstand, machte die Beschwörung schwieriger und kräfteraubender, doch Telarion gab nicht nach. Die Seele der Königin schrie, als sie sich in ihren Körper zurückbefohlen sah, sie tobte, setzte sich zur Wehr und versuchte, das goldene Leben, das sie zwang, zu zerfetzen. Doch Telarion erwies sich als stärker.
    Schließlich riss er sie mit einem letzten Kraftakt in ihren Leib zurück. Der Körper unter seiner Hand begann zu schwitzen und zu zittern. Schließlich verstummte das Lied, das aus der Kehle der Königin in der wirklichen Welt gedrungen war, und machte einem Schrei Platz, der von bitterer Enttäuschung und Wut zeugte.
    Zu Telarions Überraschung sprang sie auf und wirbelte herum. Wie eine Furie stürzte sie auf ihn zu, und nur seinen als Heermeister geübten Reaktionen war es zu verdanken, dass ihre zu einer Kralle geformten Finger nicht über seine Augen und seine Wange kratzten. Mit einer schnellen Drehung wand er sich unter ihr fort, griff nach ihrem rechten Handgelenk und drehte es gnadenlos auf den Rücken. Sie stöhnte vor Schmerz auf und ging beinahe sofort in die Knie.
    »Seid verflucht, Telarion Norandar!«, zischte sie. »Seid auf ewig verflucht!«
    »Euer Fluch kümmert mich nicht, Verräterin«, gab er zurück. »Ihr seid entlarvt, die Fürsten stehen nicht mehr hinter Euch!«
    Sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, doch es gelang ihr nicht. Wieder schrie sie außer sich vor Zorn auf. »Ihr glaubt, Ihr hättet mich besiegt, doch dem ist nicht so«, rief sie. »Ich weiß, dass Ihr es glaubt, habt Ihr Euch doch sogar mit Eurem Erzfeind, dem Schmied, verbündet. Doch dass dieser meinen über alles geliebten Bruder tötete, wird Euch noch leidtun!«
    Telarion zerrte sie hoch, sodass sie zum Stehen kam. »Mir ist einerlei, was Ihr zu sagen habt, Verfluchte«, rief er ungerührt und zerrte sie aus der rauchgeschwängerten Luft hinaus vors Zelt. Ein wenig erleichtert atmete er dort die entschieden klarere Luft der Wüstennacht ein.
    Als er mit Ireti vor den Soldaten stand, die sich nun in größerer Zahl auf dem Platz vor dem königlichen ethandin versammelt hatten, ging ein Ruck durch die Menge. Telarion stieß Ireti von sich. Sie stolperte und ging vor ihm und den Abgesandten der elbischen Fürsten in die Knie. Einer der Elben, die sich versammelt

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