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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Straßenverkehr völlig zum Erliegen gekommen. Die Meteorologen waren sich sicher gewesen, dass der Wechsel der Jahreszeiten damit eingeläutet worden war, hatten sich aber wie so oft getäuscht. Seit dem Wochenende trübte keine Wolke den Himmel, und die Temperaturen stiegen von Tag zu Tag. In Bozen tummelten sich die Menschen längst wieder in den zahlreichen Straßencafés.
    Heinrich Gamper war fest davon überzeugt gewesen, ihr Ziel in diesem Jahr auf keinen Fall mehr erreichen zu können. Er rechnete damit nicht vor dem nächsten Frühsommer, doch der jüngere der beiden Bergführer, Markus Pircher, hatte nur müde gelächelt. »Das ist völlig harmlos. In den nächsten Tagen taut es bis ganz oben an, und nachts nachfrieren tut’s auch nicht. Es gib keinen Grund, unsere Expedition zu verschieben.«
    Gamper hatte ihm geglaubt. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er ihm einfach auch glauben, trotz aller Strapazen. Schließlich war es die Chance seines Lebens.
    Während er nun langsam, Schritt für Schritt, hinter dem Bergführer den steilen Pfad bergan stieg und sich mühselig durch teilweise dicke Schneereste arbeitete, dachte er an den Abend im Juli zurück. Unglaublich, was es bedeuten würde, wenn Sara Gasser recht behalten sollte. Ausgerechnet Sara, die Personifikation des wortkargen Außenseiters. Wochen-, manchmal monatelang sah man sie nicht, weil sie in den Bergen unterwegs war. Sie lebte nur für ihre Steine und Mineralien, sprach aber kaum über sich und ihre Arbeit als Archäologin. Doch an jenem Sommerabend in der Ladurnerhütte war sie aufgrund ihrer Entdeckung nachgerade euphorisiert gewesen und hatte entgegen ihrer sonstigen Gepflogenheiten zu tief ins Glas geschaut. Es war reiner Zufall gewesen, dass auch er zu diesem Zeitpunkt auf der Hütte war. Sein Sohn sollte zu Hause mit zehn Freunden Kindergeburtstag feiern. Alle durften über Nacht bleiben, Schlafparty. Von wegen Schlaf, die ganze Zeit tobten die Jungs bei solchen Kinderfeten herum. Dieses Gekreische ging ihm regelmäßig auf die Nerven. »Herzchen«, hatte er zu seiner Frau Frieda gesagt, »das übernimmst besser du. Wird Zeit, dass ich mal wieder in die Berge komme. Morgen gegen Mittag bin ich zurück.« Und weg war er gewesen, lange bevor die ersten Kinder kamen.
    Die Ladurnerhütte war ein attraktives Ziel, bot eine schöne Aussicht, leckeres Essen und Bier vom Fass. Zwei, drei Mal im Jahr kam er hoch und blieb über Nacht, weil er es selten bei ein paar Bier beließ. An diesem Abend hatte er Sara getroffen, die öffentliche Plätze jedweder Art normalerweise mied wie der Teufel das Weihwasser. Schon angeheitert hatte sie sich ungefragt zu ihm an den Tisch gesetzt. Bei der Erinnerung musste er schmunzeln. Sie war ein so herber Typ, dass sie glatt als Mann durchgegangen wäre, hätte sie sich nicht den letzten Rest ihrer Weiblichkeit in Form ihrer langen braunen Haare bewahrt. Sie war an die ein Meter achtzig groß und hatte Muskeln, von denen er nur träumen konnte. Doch als sie ihm angetrunken gegenübergesessen hatte, schon ein bisschen lallend, hatte sie plötzlich etwas viel Weicheres, fast schon Verletzliches ausgestrahlt. Das hatte ihm gefallen. Wären in diesem Augenblick nicht Christine und Luigi an ihren Tisch gekommen, hätte er vielleicht versucht, die Situation auszunutzen. Die Vorstellung, eine alte Jungfer zu erobern, hatte ihn angemacht. Damals hatte er Pech gehabt, aber wenn sie fündig würden, gäbe es bald wieder einen Grund zum Feiern. Vielleicht ja dann.
    Luigi Ferrari war der Koch von Christine Alber. Er arbeitete in ihrem Drei-Sterne-Hotel im Pflerschtal und war seit Jahren ihr heimlicher Geliebter. Ihre persönliche Verbindung behielten die beiden tunlichst für sich, immerhin war Luigi, ein Schönling vor dem Herrn, Familienvater. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Antonio di Natale, war jedoch gut einen Kopf größer. Heinrich Gamper war ihnen schon vor Jahren auf die Schliche gekommen und hatte seither einen Deal mit Christine. Er hielt die Klappe und durfte dafür, wenn das Hotel geschlossen oder nichts los war, die große Suite mit eigener Sauna nutzen, um sich dort mit einer seiner zahlreichen Affären zu amüsieren. Sein Herzchen war eine gute Hausfrau und Mutter mit tollem Körper, immerhin war sie fast zwanzig Jahre jünger als er, aber im Bett trotzdem eine Null. Er hatte gar keine andere Wahl, und schließlich waren mit dieser Lösung alle zufrieden.
    Christine besaß ein gewisses

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