Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
Gespür für Geld, was aber nicht hatte verhindern können, dass ihr Hotel unter schwindenden Gästezahlen litt. Vielleicht war es Intuition gewesen, als sie sich auf der Ladurnerhütte zu ihm und Sara, mit der sie nicht das Geringste verband, gesellt hatte. Wäre sie nicht dazugekommen, würde er sich jetzt nicht durch das Hochgebirge kämpfen.
Sara hatte zunächst nur Andeutungen gemacht. »Es gibt Dinge in den Bergen, auf die würdet ihr nicht einmal im Traum kommen. Habt ihr überhaupt eine Vorstellung, was für faszinierende Dinge über euren behaglichen Häusern im Tal auf ihre Entdeckung warten?«
Christine hatte sofort begriffen, dass Sara etwas auf der Spur sein musste, das sich in bare Münze umwandeln ließ. Ihr verschlagener Gesichtsausdruck war ihm keineswegs verborgen geblieben. Im Unterschied zu Luigi. Der einfältige Geliebte der Hotelierin himmelte das Objekt seiner Begierde von der Seite an und hatte sein Gehirn währenddessen anscheinend ausgeschaltet. Obwohl schon über fünfzig, sah Christine noch immer blendend aus. Sie konnte es sich leisten, ihre verführerische Weiblichkeit zur Schau zu stellen. Sie hatte pralle Brüste, die jedes männliche Augenpaar zum Hingucken verführten. Der arme Luigi. Er hatte nicht die geringste Ahnung, dass seine Christine, die es ihm fast täglich besorgte, eine Femme fatale war. Die ihn nach Belieben benutzte und ihn für einen Hungerlohn malochen ließ. Das war auch der Grund, warum Heinrich Gamper selbst tunlichst die Finger von ihr ließ. Dass sie ihn geil machte, ließ sich nicht vermeiden, aber wenn sie ihm in seinen Phantasien begegnete, sorgte er lieber selbst unter der Dusche für Abhilfe.
Die Femme fatale bestellte Sara einen Willi nach dem anderen, und aus dem schweigsamen Waldkauz wurde bald eine Alleinunterhalterin, aus der die Worte nur so heraussprudelten. Faszinierend, wie zielstrebig Christine unbedarfte Menschen manipulieren konnte. Nach zwei Stunden wusste sie, was zu tun war, wen sie dafür brauchte und warum. Wenn Christine Euro witterte, funktionierte sie wie ein Hochleistungsrechner, kühl, methodisch, konsequent und gefühllos.
Gamper wusste, warum sie ihn brauchte. Mit seinen Kontakten und Einflussmöglichkeiten war er der Schlüssel zum Erfolg des Projektes. Wie gut, dass er den Charakter des gefährlichen Frauenzimmers bereits messerscharf analysiert und durchschaut hatte. Ihr aufgesetztes verführerisches Lächeln, das ihm zu sagen schien: »Du bist der eigentliche Held für mich. Wäre Luigi nicht hier, würde ich es dir beweisen. Und wie!« Er spürte, wie sich gleichzeitig eine Erektion und eine gewisse Form von Ekel in ihm regten. Ob vor Christine, sich selbst oder seinen Phantasien, er hätte es nicht sagen können.
Während Gamper sich in erotischen Träumen schwelgend gewünscht hatte, so schnell wie möglich auf sein Zimmer zu kommen, war Sara aufgesprungen und zur Toilette getorkelt. In der folgenden Nacht hatte sie sich mehrmals übergeben.
Am nächsten Morgen hatte Gamper Christine beim Frühstück beobachtet. Seine Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, hatte ihm schon damals gesagt, dass außer ihm zu diesem Zeitpunkt nur Christine wusste, dass sie alle jetzt zusammen unterwegs sein würden, auf dem Weg zu Reichtum und Ruhm.
Er sah auf seine Uhr, gleich fünf. »Es wird bald dunkel, Markus. Sollen wir uns nicht lieber ein lauschiges Plätzchen zum Übernachten suchen?«
Der Bergführer schützte seine Augen gegen das gleißende Licht der tief stehenden Sonne. Das markante Massiv des Hochfeiler türmte sich vor ihnen auf. Majestätisch ragte der dreitausendfünfhundertneun Meter hohe Gipfel gen Himmel. »Sieh ihn dir an! Ist er nicht wundervoll? Der höchste Berg der Zillertaler Alpen. Alle Routen außer der Normalroute von der Hochfeilerhütte sind echt anspruchsvoll. Interessanter finde ich persönlich nur noch den Pflerscher Tribulaun drüben in den Stubaiern. Das imposante Massiv ist sagenumwoben. Östlich seines Gipfels gibt es eine riesige Felsspalte. Einer alten Legende nach wurde sie von einem mächtigen Bergkönig in den Fels geschlagen, der einen Bergmann schützen wollte. Der Bergmann wurde vom König des Tals verfolgt, der zur Strafe von dem Bergkönig versteinert wurde. Der Tribulaun liegt genau auf der Ländergrenze, im Süden haben wir unser schönes Pflerschtal, unsere Heimat. Im Norden liegt auf österreichischer Seite das Gschnitztal. Aber auch der Hochfeiler ist ein erhebender Anblick. Du
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