Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
Sexappeal, die sich ihrer Wirkung bewusst war. Dazu ein jüngerer Mann mit einer schwachen Persönlichkeit. Leicht zu beeinflussen. Sie hatte den Sex als Waffe eingesetzt, und Ferrari war ihr mit Leib und Seele verfallen.
»Bevor wir Sie nach Bozen bringen, habe ich noch zwei letzte Fragen, Signor Ferrari. Erstens: Wo ist das Geld?«
»Ich habe nicht den leisesten Schimmer.«
»Erzählen Sie keinen Blödsinn.«
»Wirklich nicht. Christine hat ihren und meinen Anteil genommen und versteckt. Sie meinte, wir sollten jedes Risiko vermeiden, dass Silvia etwas mitbekommen könnte. Später, wenn ein wenig Gras über die Sache gewachsen wäre, wollte sie mir das Geld geben.«
Wenn Alber die eigentliche Drahtzieherin war, hatte sie es mehr als geschickt angestellt. Es würde schwierig werden, ihr all das nachzuweisen. Es schien auf einen reinen Indizienprozess hinauszulaufen. »Okay, dann die letzte Frage: Haben Sie den Burgschlüssel und Gampers Geld in der Garage versteckt?«
»Ja. Wir haben Kofer unter dem Vorwand besucht, ihm drohen und sein Haus durchsuchen zu wollen. Als wir wieder draußen waren, haben wir uns vergewissert, dass er uns nicht beobachtet, und sind in seine Garage geschlichen.«
»Aber warum? Eine nicht abgeschlossene Garage ist ein ziemlich dummes, weil zu einfaches Versteck. Im Haus wäre es viel glaubwürdiger gewesen. Ihnen muss klar gewesen sein, dass uns das misstrauisch macht.«
Ferrari zuckte mit den Schultern. »Sie sind vielleicht gut. Im Haus. Und wie hätten wir das anstellen sollen? Mit einer Reisetasche bei ihm auftauchen? Sehr unauffällig. Das Geld lag im Kofferraum. Als wir draußen waren, haben wir es geholt und in die Garage gebracht.«
»Und wer hat dann das Geld und den Schlüssel in die Kiste gelegt? Sie oder Frau Alber?«
»Ich.«
»Hat Frau Alber überhaupt irgendwas gemacht? Zum Beispiel das Garagentor geöffnet oder geschlossen oder sich auf dem Auto abgestützt?«
Kopfschütteln.
Eine Hotelfachfrau als Meisterin des perfekten Verbrechens. Sie hatte an jedes Detail gedacht. Selbst daran, keine verräterischen Fingerabdrücke zu hinterlassen. Sofern Ferrari die Wahrheit sagte.
Alle Zeugen waren vernommen, die Spurensicherung hatte ihr Potenzial ausgeschöpft. Es gab nur noch eine Möglichkeit, zumindest ein weiteres Indiz gegen Christine Alber zu sammeln. Vincenzo nahm di Cesare zur Seite. »Auf ein Wort, Kollege. Wir wissen beide, dass der hörige Koch nicht in der Lage ist, gleich mehrere perfekte Morde im Alleingang zu verüben. Aber gegen Alber haben wir nicht so viel in der Hand, als dass ein Gericht sie sicher verurteilen würde.«
Mehr musste der Commissario nicht sagen. Di Cesare wusste, worauf sein Kollege hinauswollte. »Jeweils zwei Mann reichen, rund um die Uhr. Wir sind zu neunt, könnten aber noch drei zusätzliche Leute dafür gebrauchen. Wenn wir das übernehmen sollen, erwarte ich, dass Sie, Bellini, auch Ihren Beitrag leisten.«
Vincenzo gefiel, dass di Cesare so schnörkellos und ohne Umschweife auf den Punkt kam. »Marzoli würde ich gern raushalten. Der hat Frau und Kinder zu Hause. Sind Sie einverstanden, wenn Mauracher und ich dabei sind?«
Di Cesare reichte seinem Gegenüber die Hand. »Gute Einstellung, Bellini. Sie und ich, wir bilden ein Team. Die anderen teile ich gleich ein.« Er sah auf die Uhr. »Es lohnt sich nicht mehr, noch ins Bett zu gehen. Sie fahren nach Hause und sehen zu, dass Ferrari ins Gefängnis kommt. Ich schlage vor, dass wir zwei die Schicht ab morgen Abend übernehmen. Wie sieht es mit einer Telefonüberwachung aus?«
Vincenzo wog Vor- und Nachteile ab. »Grundsätzlich eine gute Idee. Aber das kann dauern. Ich rufe nachher Baroncini an. Vielleicht kann er kurzfristig Richter Kienzl kontaktieren, obwohl der Vice-Questore momentan unter ziemlichem Druck steht. Unabhängig davon fangen wir sofort an.«
31
Bozen, Montag, 7. Mai
Ispettore Giuseppe Marzoli war gekränkt, bekümmert, beleidigt, in seiner Ehre getroffen. Selbst die Cantuccini lehnte er ab. »Das ist gemein und ungerecht. Sie paktieren mit dieser Kampfmaschine, aber mich, Ihren engsten Kollegen, schicken Sie nach Hause. Ich habe immer geglaubt, wir wären mehr als nur Kollegen, aber da habe ich mich anscheinend getäuscht.«
Vincenzo und Mauracher sahen sich fragend an. Eigentlich hatte Vincenzo seinem Kollegen einen Gefallen tun wollen, indem er ihn nicht mitnahm. »Ispettore, Sie gehören zu Ihrer Familie, nicht in ein abgelegenes Hochtal. Zumal es
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