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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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nicht unwahrscheinlich ist, dass überhaupt nichts passiert. Ich dachte, ich entscheide in Ihrem Sinne! Ich wollte Ihnen eine Freude machen.«
    Marzoli reagierte für seine Verhältnisse außergewöhnlich heftig. »Was in meinem Sinne ist, entscheide ich immer noch selbst. Es kann nicht angehen, dass der Rambo spielt und ich drehe zu Hause Däumchen. Ich will dabei sein!«
    Vincenzo war von Marzolis emotionalem Ausbruch überrascht. Für Scherze oder verkrampfte Beschwichtigungsversuche war jetzt nicht der richtige Moment. »Wie Sie wissen, sind di Cesare und sein Team genau für solche Zwecke zusammengestellt worden. Aber Sie haben recht. Sie entscheiden selbst. Und wenn Sie wollen, können Sie mit Mauracher ein Team bilden. Und zwar augenblicklich, sprich, Sie werden sofort losfahren. Ich komme bald nach, um Christine Alber mit Ferraris Aussagen zu konfrontieren. Sie werden dann Ihren Beobachtungsposten verlassen und mich dabei unterstützen, Ispettore. Ich sage di Cesare Bescheid. Heute Abend kommen wir wieder und lösen euch ab. Außerdem quartiere ich uns nächteweise in einer Pension ein, damit wir sofort vor Ort sind, wenn sich etwas tut. Noch Fragen?«
    Mit einem seligen Lächeln griff Marzoli in Vincenzos Etagere. »Nein, ich würde nur gern zu Hause vorbeifahren und ein paar Sachen holen.«
    * * *
    Tief in Gedanken versunken fuhr Vincenzo auf der Brennerautobahn nach Norden. Giuseppe Marzoli war tatsächlich auf di Cesare eifersüchtig. Niemals hätte er das für möglich gehalten. Offensichtlich war die Kampfmaschine eine Reizfigur für seinen Kollegen. Lag es daran, weil di Cesare dem Ispettore vielleicht mit zu wenig Respekt begegnet war? Aber das war seine Art. Und Marzoli sollte das wissen, schließlich besaß er eine gute Menschenkenntnis. Seine Abneigung musste ihre Ursachen woanders haben. Das Einzige, was dem Commissario dazu einfiel, war sein eigener Umgang mit dem Neapolitaner. So verschieden sie einerseits waren, so gut kamen sie andererseits miteinander aus. Marzoli fühlte sich zurückgesetzt, missachtet. Vincenzo würde sich das zu Herzen nehmen.
    In Gossensaß bog er links ins Pflerschtal ab. Alber würde sicherlich kein Geständnis ablegen, aber vielleicht konnte er die Erfolgsaussichten der Überwachungsaktion steigern, wenn er die richtigen Worte fand. Der Wetterbericht sagte für das kommende Wochenende Traumwetter voraus. Dreißig Grad an der ligurischen Küste. Wehe, es hatte sich bis dahin nichts getan. Nötigenfalls mussten sie ihre Aktion mehrere Wochen durchziehen, zumal der Richter einer telefonischen Überwachung nicht zugestimmt hatte. Er sah die Notwendigkeit der Beschattung, erkannte aber keinen Zusatznutzen durch eine solch rigide Maßnahme. Alber durfte nicht straffrei ausgehen, andererseits brannte Vincenzo darauf, nach monatelanger Abstinenz endlich ein Wochenende allein mit Gianna zu verbringen. Der Zeitpunkt war richtig. Würde er noch mal zwei, drei Wochen warten, würden die aufkeimenden Gefühle zu ihm, die er bei ihr wahrnahm, vielleicht wieder abkühlen.
    Das erneute Verhör hatte keine neuen Erkenntnisse gebracht. Ferrari blieb bei seiner Aussage, die er nach seiner Verhaftung auf Kofers Grundstück gemacht hatte. Er belastete Christine Alber in allen Punkten.
    Vincenzo parkte seinen Alfa vor dem Hotel Christine. Marzoli war ein paar hundert Meter talabwärts dazugestiegen. »War Barbara überhaupt nicht sauer, dass der Vater ihrer Kinder möglicherweise tagelang nicht nach Hause kommt, Ispettore?«
    Marzoli lächelte selbstzufrieden. »Nicht die Spur. Im Gegenteil. Ich habe ihr von dem Kampfkoloss erzählt. Sie meinte, dass ich meine Fälle auch ohne dicke Muskeln lösen kann. ›Hirn bringt mehr als Fleisch‹, hat sie gesagt. Einzig ihren demonstrativen Blick auf meinen Bauch hätte sie sich sparen können.«
    Wobei Vincenzo auch bei di Cesare durchaus Hirn vermutete, eine ganze Menge sogar. Zudem hatte er einen überdurchschnittlich guten Instinkt und war empathischer, als er nach außen wirkte. Doch diese Einschätzung behielt er lieber für sich. »Sie sagen es, Ispettore. Kommen Sie, nehmen wir uns die Hotelierin noch einmal gemeinsam zur Brust.«
    Christine Alber stand wie immer am Empfangstresen. Ihre Begrüßung verlief unterkühlt. »Sie haben Luigi verhaftet?«
    »Ja, auf frischer Tat ertappt, sozusagen.«
    »Wovon reden Sie, Commissario?«
    Marzoli nahm den nachgemachten Burgschlüssel aus seiner Jackentasche und legte ihn vor Alber auf die Theke.

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