Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
Spätestens, als ihr beide Heinrichs Geld und diesen komischen Schlüssel in meiner Garage versteckt habt, hast du dich verraten. Also, gibst du es zu?«
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Vincenzo öffnete die Augen, beugte sich etwas zur Seite, um die Kontrahenten zu sehen. Sie standen sich direkt gegenüber. Alber hatte noch immer die Schaufel in der Hand, würde sie die kleinste Bewegung machen, mussten sie eingreifen. Hatte Alber Ferrari angestiftet, müsste sie sich wie ein in die Enge getriebenes, angeschossenes Tier fühlen. Das schien in dem Moment auch Kofer bewusst zu werden, denn er wich ein paar Schritte zurück.
Vincenzo presste sich die Faust vor den Mund. Wenn Alber jetzt nicht antwortete, war mit einem langwierigen Indizienprozess zu rechnen, dessen Ausgang, trotz des Geldes, das dort in der Erde liegen musste, ungewiss war.
Kofer wirkte sichtlich angespannt. Er war auf einen Angriff vorbereitet, wollte die Situation aber mit einer Frage entschärfen. »Willst du mich auch umbringen, Christine? Ganz allein? Ohne deinen Luigi?«
Alber lachte auf. »Du machst dich schon wieder lächerlich.«
Vincenzo blickte zu Marzoli und hob den Daumen.
Kofers Haltung entspannte sich. »Hat Luigi eigentlich damals wirklich meinen Porsche genommen, um den Anschlag auf dich vorzutäuschen?«
Alber schnaubte verächtlich durch die Nase. »Natürlich, aber das war keine große Leistung, wenn du deine Garage offen stehen und den Autoschlüssel stecken lässt. Wie dämlich kann man eigentlich sein?« Als der Hotelierin bewusst wurde, was sie da gerade gesagt hatte, entstand erneut ein Schweigen zwischen den beiden.
Wieder war es Kofer, der es durchbrach. »Jetzt kannst du mir auch den Rest erzählen.«
»Welchen Rest?«
Vincenzo hielt den Atem an.
»Hör auf mit dem Quatsch, Christine.«
»Und wenn du verkabelt bist?«
»Was?«
»Wenn hier irgendwo die Bullen sind? Wenn du ein Mikro hast und gemeinsame Sache mit ihnen machst?«
Was für eine skurrile Situation. Vincenzo war sich sicher, dass er irgendwann darüber lachen würde.
Kofer schüttelte den Kopf. »Was bist du nur für ein kaputter Mensch. So voller Misstrauen. Aber bitte«, er hob beide Arme in die Höhe, »wenn du dich dann besser fühlst, tu dir keinen Zwang an.«
Alber legte die Schaufel zur Seite, ging auf Kofer zu und tastete ihn tatsächlich von oben bis unten ab. Als sie nichts fand, war der Rest Formsache. Sie legte ein umfassendes Geständnis ab. Nicht weil sie ihr Gewissen erleichtern wollte, sondern aus einer merkwürdigen boshaften Eitelkeit heraus. Wiederholt garnierte sie ihren Monolog mit aufgesetzten Lachern. Vor allem, als sie voller Stolz in allen Einzelheiten schilderte, wie sie zusammen mit Luigi Markus Pircher betrunken gemacht und danach in die Burg gelockt hatte. Selbstverständlich war Luigi für das, was sie vorhatte, viel zu weich gewesen. Er hatte sich gesträubt, seinen alten Bergkameraden seinem Schicksal zu überlassen. Aber ein, wie sie es formulierte, schneller Burgfick hatte rasch die gewünschte Wirkung gezeigt.
»Was Sara angeht, musst du uns doch eigentlich dankbar sein, Andreas. Oder willst du leugnen, dass sie dir ein Dorn im Auge war? Nicht dass sie dir wie dieser Wachtler mit einem erfolgreichen Museum hätte Konkurrenz machen können, aber sie hatte im Vergleich zu dir den bei Weitem besseren Riecher. Hat sie nicht bedeutend mehr veröffentlicht, war präsenter in den Fachmedien? Sei ehrlich, du hast auf unserer kleinen Expedition in die Berge bestimmt Momente gehabt, in denen du dachtest: Nur ein kleiner Stoß, und ich wäre alle Sorgen los.«
Sie ließ Kofer nicht die Zeit für eine Erwiderung, sondern beendete ihren Monolog mit einem Vorschlag. »Jetzt weißt du alles, Andreas, und trotzdem wird es dir nichts nützen. Es steht Aussage gegen Aussage. Offiziell habe ich genau das gesagt, was Luigi den Bullen erzählt hat. Du warst bei seinem Geständnis dabei. In der Erde unter mir liegen drei Millionen Euro. Wir können uns streiten, uns gegenseitig bei den Bullen beschuldigen oder das Geld holen, es durch zwei teilen und unserer eigenen Wege gehen. Bellini hat mit Luigi seinen Schuldigen. Wenn er kein Geld bei mir findet, sind wir nur noch wegen Unterschlagung dran. Luigi hingegen ist für lange Zeit weg vom Fenster. Wobei mir soeben eine geniale Idee kommt. Wir könnten behaupten, auch eine Affäre zu haben. Immerhin bist du doch seit jeher scharf auf mich. Stimmt doch, oder? Für den Zeitpunkt
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