Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
ausgestattet war, fühlte sich von ihm eingeschüchtert.
»Es ist ein gutes Gefühl, Gesetz und Gerechtigkeit zum Erfolg zu verhelfen. Allerdings will ich mich nicht mit fremden Lorbeeren schmücken. Ich habe phantastische Kollegen, und di Cesare und sein Team haben hervorragende Arbeit geleistet. Tja, und ohne den Vice-Questore wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Unglaublich, wie schnell er die Durchsuchungsbeschlüsse besorgt hat. Es gibt keinen Besseren für diesen Posten. Er ist wie Sie, Dottore, ein Vorbild für uns alle.« Er wartete ab, wie das Lob für den Vice-Questore ankam.
Patricello trommelte sanft mit seinen von schwarzen Haaren übersäten Fingern auf das Nussbaumholz seines Schreibtischs. »Ja, ein fähiger Mann. Leider hat er bei Ihrem letzten Fall seine Kompetenzen überschritten. Blöde Sache das. So etwas kann ich als Polizeichef nicht durchgehen lassen. Das verstehen Sie doch?«
Vincenzo hob abwehrend die Hände. »Selbstverständlich, Dottore! Wo kämen wir hin, wenn sich jeder alles erlauben würde?«
Patricello nickte wohlwollend. »Sie sagen es.«
Vincenzo nickte heftig. »Jeder muss sich an die Vorschriften halten, unabhängig von seiner Position. Ansonsten herrscht hier bald Chaos. Deshalb haben Sie entsprechend der Vorschriften ja auch die interne Untersuchungskommission eingerichtet, die sich um den Fall Baroncini kümmern wird. Ich muss einfach noch einmal sagen, dass Sie in Ihrer Position ein Vorbild für alle niederen Dienstgrade sind.«
»Das haben Sie genau richtig erkannt. Bravo, Commissario.«
»Dann kümmere ich mich jetzt am besten um das Protokoll.«
»Das ist eine ausgezeichnete Idee, Bellini. Sie sind mein bester Commissario. Ihre Aufklärungsquote ist wirklich beachtlich. Weiter so!«
Vincenzo stützte sich mit den Armen auf den Lehnen des ledernen Besuchersessels ab, um aufzustehen, ließ sich dann aber wieder in das überdimensionierte Sitzmöbel zurückfallen.
Patricello, der sich schon wieder dem Dokument auf seinem Schreibtisch gewidmet hatte, hob den Kopf. »Ist noch was, Commissario?«
»Aber ich will Ihre Zeit nicht über Gebühr strapazieren, Dottore.«
Patricello lächelte jovial. »Ich bitte Sie. Was haben Sie auf dem Herzen?«
»Es würde mich interessieren, was aus Salvatore geworden ist?«
Patricello war überrascht. »Salvatore? Wen meinen Sie?«
»Salvatore Borgogno, der Carabiniere, der das Praktikum bei uns macht. Er hat Marzoli bei einer Befragung im Pflerschtal begleitet. Erinnern Sie sich? Sie haben ihn meinem Kollegen persönlich zugeteilt.«
Das Thema schien dem Capo della Polizia unangenehm zu sein. »Ja, sicherlich, sicherlich. Was ist mit Salvatore? Hat er sich … danebenbenommen?«
»Ganz im Gegenteil, Marzoli war hellauf begeistert. ›So ein sympathischer und kluger Junge‹, hat mein Kollege gesagt. Aus dem wird bestimmt mal was werden.«
Entspannt atmete Patricello aus. »Das freut mich zu hören.«
»Stimmt es eigentlich, dass Sie mit seinem Vater befreundet sind? Ist der nicht Chef der hiesigen Carabinieri? Ich kenne mich mit denen ja nicht so gut aus, aber er soll ein fähiger Mann sein, nicht wahr?«
Patricello räusperte sich. »Ja, wir kennen uns. Warum wollen Sie das wissen, Commissario?«
Vincenzo winkte ab. »Nur so, ich wünsche dem Jungen wirklich von Herzen allen erdenklichen Erfolg, allerdings war ich etwas überrascht, dass Salvatore als Carabiniere ein Praktikum bei der Polizia di Stato machen kann. Wegen der unterschiedlichen Ministerien. Ich wusste gar nicht, dass so etwas rechtlich möglich ist. Aber als einfacher Commissario kenne ich die Vorschriften, durch die solche Praktika geregelt werden, natürlich nicht. So, und jetzt mache ich mich an das Protokoll. Und grüßen Sie Salvatore ganz herzlich von mir, wenn Sie ihn sehen. Sollte er Fragen haben, Hilfe brauchen, egal wobei, kann er jederzeit zu mir kommen. Ich habe stets ein offenes Ohr für ihn.«
33
Vernazza, Sonntag, 13. Mai
Eng aneinandergeschmiegt lagen sie am Strand, redeten nicht, lauschten nur dem leisen Rauschen der Wellen.
Noch bevor Vincenzo das Protokoll geschrieben hatte, hatte er Gianna angerufen, um sie an die ligurische Küste einzuladen. Sie hatte zugestimmt, ohne zu zögern. Er hatte sich Donnerstag und Freitag freigenommen, war so glücklich wie seit langer Zeit nicht mehr. Mit dem beruhigenden Gefühl, einen vertrackten Mordfall abgeschlossen zu haben, fuhr er am frühen Donnerstagmorgen nach Süden, um Gianna
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