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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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großzügig. Geht auf meine Kosten, ich dürfte ein paar Gehaltsklassen über Ihnen liegen.«
    Bissige Kommentare und Wortgefechte waren Reiterers Lieblingsbeschäftigung. Vincenzo fragte sich, ob er in der richtigen Stimmung dafür war, andererseits war er für jede Ablenkung dankbar. Mit einem Café doppio in der Hand setzte er sich dem Spurensicherer gegenüber. »Lieber Signor Reiterer, nicht Geld ist es, was glücklich macht, sondern der Sinn in allem, was man tut. Im Grunde sind Sie doch auch nur ein Zuarbeiter. Gut, Sie besitzen allerlei technischen Schnickschnack, können sich manchmal ein bisschen wie James Bond fühlen, aber gelöst werden Fälle noch immer von Typen wie mir.« Vincenzo war zufrieden. Die Retourkutsche musste einfach gesessen haben.
    Reiterer spitzte die Lippen. »An Ihnen ist ein richtiger Philosoph verloren gegangen, Bellini. Respekt, Sie können nicht nur rumballern, sondern auch denken. Aber bitte vergessen Sie bei alldem nicht, dass Sie ohne mich keinen einzigen Fall lösen würden. Und wie oft musste ich Ihrer Kombinationsgabe schon auf die Sprünge helfen, womit ich bereits meinen Kompetenzbereich überschritten habe. Aber wenn Sie nicht von selbst draufkommen …« Er leerte seinen Espresso so schnell, dass Vincenzo zu keinem weiteren Gegenschlag ausholen konnte. »In diesem Fall werde ich mich jedoch auf die Fakten der Spurensicherung beschränken. Also, was haben wir hier?« Reiterer schob Vincenzo einige Fotos über den Schreibtisch zu. »Auf den Bildern sehen Sie Reste einer Stereoanlage, eines Fernsehers und noch einiger anderer Elektrogeräte. Blättern Sie weiter … Das da sind Brandschuttproben. Verzeihung, für Sie natürlich: Asche. Ich komme also zu folgendem Ergebnis: Das Feuer ist durch keinen technischen Defekt verursacht worden, es gab keine Selbstentzündung, und alle Proben weisen ausschließlich Brandschutt auf. Sprich, wir haben keinen Brandbeschleuniger gefunden. Es sieht also ganz so aus, als habe Funkenschlag aus dem Kamin zu dem Brand geführt. Das irritiert mich zwar ein wenig, weil der Kamin vorschriftsmäßig gesichert war, aber heutzutage passieren ja die verrücktesten Sachen. Gewundert hat uns allerdings auch, dass die Terrassentür nicht geschlossen war. Vielleicht waren die Hausbewohner aber auch nur betrunken und haben es schlichtweg vergessen, schließlich war Silvester. Alles in allem finde ich keinerlei Hinweise auf Brandstiftung.«
    Vincenzo blickte nachdenklich auf die Bilder der Brandschuttproben. »Wenn ich mir vorstelle, dass ich in meinem Bett liege und plötzlich ein Feuer ausbricht, würde ich versuchen zu fliehen. Warum haben die Bewohner das nicht getan? Könnte vielleicht jemand durch die Terrassentür gekommen sein, der den Brand vorsätzlich gelegt hat, zum Beispiel mit einem noch glühenden Kaminholz?«
    Reiterer schmunzelte. »Sie bringen da so einiges durcheinander, mein Lieber. Die Frage, warum die Hausbewohner nicht geflohen sind, müssen Sie Paci stellen, das ist nicht Aufgabe der Spurensicherung. Und um Ihre zweite Frage zu beantworten: Ja, natürlich ist das denkbar. Mit einem glühend heißen Kaminholz wäre das kein Problem gewesen.«
    Als Vincenzo sich freundlich von Reiterer verabschieden wollte, konterte dieser noch ein letztes Mal bissig: »Hat Ihnen eigentlich schon jemand gesagt, dass Sie in letzter Zeit ganz schön – wie soll ich es ausdrücken, ohne Ihre Gefühle zu verletzen? – pummelig geworden sind? Auch im Gesicht?«
    Ohne eine Erwiderung verließ Vincenzo das Büro. Er war dem Leiter der Spurensicherung nicht böse, schließlich hatte dieser es geschafft, ihn eine Zeit lang von seiner persönlichen Trübsal abzulenken. Auch hätte er nichts dagegen gehabt, hätte er ihm eine perfekte Brandstiftung präsentiert. Ein anspruchsvoller Fall, der all seine Konzentration erfordert hätte, hätte noch mehr Ablenkung versprochen. Vielleicht hatte Paci ja Neuigkeiten, die in diese Richtung gingen.
    Die Gerichtsmedizinerin hatte ihre rote Löwenmähne in einer Hochsteckfrisur gebändigt, die ihren schlanken Hals vorteilhaft betonte. Im Unterschied zu Reiterer bestach sie durch eine eher sachliche Art. Scherze zählten nur in bescheidenem Umfang zu ihrem Repertoire. »Sieht nach einem eindeutigen Fall aus, Commissario. Alle drei sind an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben. Die Mutter wollte ihr Kind offensichtlich noch retten, hat es aber nicht mehr geschafft. Sie ist auf der Galerie zusammengebrochen. Alle sind

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