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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Luft.
    Als Marzoli den Wagen direkt vor dem Hof geparkt hatte, war Vincenzo noch immer so in Gedanken, dass er es nicht bemerkte. Der Ispettore räusperte sich vernehmlich. »Auf den ersten Blick halten sich die Schäden in der Tat in Grenzen, die Feuerwehr muss frühzeitig hier gewesen sein. Ich bin gespannt, was uns dieser Josef Theiner erzählen wird.«
    Doch Theiner war wenig begeistert, als die Beamten vor seiner Tür standen. »Ich habe doch schon mit Ihren Kollegen gesprochen.«
    »Stimmt, aber wir haben noch ein paar weitere Fragen an Sie.«
    Theiner lebte allein in einem kleinen Haus älteren Baujahrs, in dem es muffig roch. Er führte Marzoli und Vincenzo durch eine kleine holzvertäfelte Diele in eine ebenso kleine und holzvertäfelte Stube, in dem ein Specksteinofen bullerte. Theiner war nicht direkt abweisend, aber es war ihm anzumerken, dass er nur über wenig soziale Kontakte verfügte. Er war klein und hager, seine leicht gebeugte Haltung ließ stumm erduldete Schicksalsschläge vermuten. Vincenzo schätzte ihn auf Mitte sechzig.
    »Herr Theiner«, ergriff der Commissario das Wort. »Ihr Anruf bei der Feuerwehr ging gegen vier Uhr nachts ein. Warum haben Sie nicht geschlafen?«
    Theiner lachte bitter auf. »Schlafen? Seit dem Tod von Anna, meiner Frau, ist das für mich ein Fremdwort. Wissen Sie, wie lange wir zusammen hier gelebt haben?«
    Das erklärte natürlich einiges, doch darum ging es nicht. »Das tut mir sehr leid, Herr Theiner. Können Sie uns trotzdem noch einmal sagen, wie Sie das Feuer bemerkt haben? Unseres Wissens ist es im Hausinneren ausgebrochen.«
    Theiner schnaubte verächtlich. »Hausinneren, dass ich nicht lache! Bei denen war innen ja schon fast außen. Sie haben ja selbst die großen Fensterfronten gesehen. Deshalb konnte ich das Feuer im Wohnzimmer sofort sehen. Frieda war eine nette Frau, mit der konnte man sich gut unterhalten, aber Heinrich war ein eingebildeter Schnösel. Hielt sich für was Besseres, nur weil er in der Verwaltung arbeitete. Und ehe Sie fragen: Ich stehe oft am Fenster und gucke raus, gerade nachts. Es beruhigt mich ein wenig, wenn ich nicht schlafen kann. In der Nacht bin ich um kurz vor vier aufgestanden und zum Fenster gegangen. Ich habe das Feuer drüben sofort lodern sehen. Zuerst dachte ich, die feiern wieder und haben den Kamin an, aber dann habe ich gemerkt, dass die Flammen dafür viel zu hoch schlagen. Ich habe sofort die Feuerwehr gerufen, und trotzdem war es zu spät. Es tut mir leid.«
    Die Geschichte hatte Theiner schon den ermittelnden Kollegen erzählt, doch Vincenzo ging es vornehmlich um etwas anderes. Abwehrend hob er die Hände. »Machen Sie sich keine Vorwürfe. Sie haben getan, was Sie tun konnten, mehr war nicht möglich. In der Akte habe ich nachgelesen, dass Sie niemanden in der Nähe des Hauses bemerkt haben. Aber haben Sie vielleicht im Laufe des Abends mitbekommen, dass Gampers Besuch hatten, vielleicht sogar, wen?«
    Theiner schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe den ganzen Abend ferngesehen und niemanden bemerkt. Gegen eins bin ich ins Bett gegangen und habe wie immer wach gelegen. Aber halt, als ich die Tür abgeschlossen habe, ist mir aufgefallen, dass vor dem Haus der Gampers ein auffälliger Sportwagen stand. Ein Porsche, glaube ich. Wissen Sie, so ein Auto passt eigentlich nicht in unser Tal, und Gampers hatten nur einen Volvo. Also dachte ich mir, typisch für den Angeber, dass der solche Leute kennt.«
    Ein Porsche mochte vielleicht nicht in das Tal passen, war aber immerhin ein recht eindeutiges Indiz dafür, dass die Familie Besuch gehabt hatte. Das erklärte auch den Alkoholpegel der Erwachsenen. Sie mussten also herausfinden, wer Gampers Gäste gewesen waren. Blieb noch eine letzte Frage. »Ist Ihnen bekannt, ob Gamper Feinde hatte? Ich kann mir vorstellen, dass er in seiner Position manchmal unpopuläre Entscheidungen treffen musste.«
    Theiner dachte nach. »Feinde? Schwer zu sagen. Wie gesagt, er war ein eingebildeter Hund. Aber deswegen bringt man doch keinen um, wenn Sie auf Brandstiftung anspielen wollen, oder? Mir ist übrigens noch etwas aufgefallen. Ist allerdings schon eine Weile her. Wie war das noch gleich?«
    Seit der ersten Meldung des Brandes hatte Vincenzo ein merkwürdiges Gefühl beschlichen. Seine kriminalistische Ausbildung sagte ihm, dass er es mit einem tragischen Unfall zu tun hatte, doch sein Instinkt behauptete steif und fest das Gegenteil. Vielleicht war ja dieser Zeuge der Schlüssel.

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