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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Farce wieder vorbei war. »Nimm Rotwein, der passt besser zur Carbonara.«
    »Wie du meinst, Schatz.« Sie gab Hansi die Karte zurück. »Bitte einen halben Liter vom Hauswein.«
    Als Hansi verschwunden war, schaute Vincenzo Mauracher ernst an. »Hören Sie, Sabine, halten Sie sich bitte etwas zurück. Schatz geht wirklich ein bisschen zu weit.«
    Mauracher wirkte schuldbewusst. »Ich versuche nur, meine Rolle so gut wie möglich zu spielen, Commissario. Pärchen sagen nun eben Schatz, Liebste, Süße und was weiß ich nicht noch alles zueinander. Jetzt seien Sie halt nicht so. Ist doch höchstens für ein paar Stunden.«
    Insgeheim musste Vincenzo ihr recht geben. Seine Kritik resultierte eigentlich auch nur aus Marzolis Einschätzung und seiner dadurch veränderten Sicht auf Mauracher. Doch das konnte und sollte sie nicht wissen. »Okay, aber keinen Schritt weiter. Und sobald die anderen Gäste gegangen sind, verwickeln wir Hansi in ein Gespräch.«
    Der freundliche Wirt kam zurück an ihren Tisch und brachte den Wein und ein Helles – in einem Maßkrug. Ungläubig starrte Vincenzo auf den riesigen Humpen. »Das ist ja ein Liter!«
    Hansi zuckte mit den Schultern. »Stimmt. Das haben diese Krüge so an sich. Und?«
    »Ich habe doch nur ein normal großes Helles bestellt!«
    »Stimmt auch. Und? Ist das etwa kein normal großes Helles?«
    »Nein! Ja, schon, aber …«
    Hansi klopfte mit zwei Fingern sanft auf den Tisch. »Kein Aber. Bei mir sieht ein normal großes Helles so aus. Und jetzt iss brav deine Nudeln, dann gibt’s hinterher noch ein leckeres Tiramisu. Selbst gemacht natürlich. Du wirst schon sehen, so eine Maß ist schneller leer, als du denkst.«
    Mauracher hatte die Szene mit offensichtlicher Erheiterung verfolgt. »Hansi ist echt ein genialer Typ. Der hat vielleicht einen schrägen Humor. Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, der ist auch sehr auskunftsfreudig. Prost!«
    Vincenzo nahm einen großen Schluck. Das Bier schmeckte köstlich – umso mehr, weil es seit Neujahr der erste Alkohol für ihn war. »Weißt du !«
    »Wie bitte?«
    Diesmal lachte Vincenzo. »Wir duzen uns. Schon vergessen?«
    Auf eine unerklärliche, kaum beeinflussbare Weise war die Stimmung gekippt. Nichts mehr erinnerte an eine geplante polizeiliche Befragung. Vincenzo kam der Gedanke in den Sinn, dass Mauracher und er in diesem Moment der Inbegriff der perfekten Undercoveragenten waren. Bevor die zweite Maß gebracht wurde, auch Mauracher hatte den ersten halben Liter Wein bereits geleert, kassierte Hansi den letzten Tisch ab. Jetzt konnten sie sich auch endlich dem eigentlichen Zweck des Abends zuwenden.
    »Komm, Hansi, setz dich zu uns an den Tisch. Hast du Lust, etwas mit uns zu trinken?«
    Hansi grinste über das ganze Gesicht. »Mit euch zwei Netten? Natürlich. Ihr seid ein hübsches Paar, so verliebt. Seid’s erst frisch zusammen, stimmt’s?« Hansi verschwand hinter dem Tresen, um sich ebenfalls eine Maß zu zapfen.
    Trotz des bereits erreichten Alkoholpegels war Vincenzo peinlich berührt. Frisch verliebt?
    Als ob Mauracher seine Gedanken gelesen hätte, beruhigte sie ihn. »Läuft doch alles prächtig, Commissario, ich meine: Schatz . Der hält uns einfach nur für verknallte Touristen.«
    Hansi kam mit der Maß, einer großen Flasche und drei Schnapsgläsern zurück. »Das ist mein berühmt-berüchtigter Hansi Libre. Ein Aufgesetzter, den ich selbst mache. Die eine Hälfte ist Willi, der Rest bleibt mein Geheimnis.« Im Stehen füllte er die Gläser bis zum Rand. »Die und die nächsten gehen auf meine Kosten. Ich mag verliebte Pärchen. Auf die Liebe! Prost!« Er setzte sich zu seinen Gästen. »Normalerweise würde ich jetzt, kurz vor Mitternacht, ja schon schließen, aber wir drei werden bestimmt noch viel Spaß miteinander haben. Erzählt doch mal: Wie heißt ihr, wo kommt ihr her?«
    Vincenzo, der die zweite Maß fast schon zur Hälfte geleert hatte, fand die Situation erheiternd, aber skurril zugleich. Da saß er, der Commissario aus Bozen, mit seiner jungen Kollegin, einer Polizeianwärterin, in einer Jausenstation im Pflerschtal, betrank sich mit dem Wirt namens Hansi und mimte den männlichen Teil eines frisch verliebten Touristenpärchens. Aber zum Nachdenken war keine Zeit. Er erzählte Hansi, dass seine Familie aus der Region stamme, Sabine jedoch aus Stuttgart käme, und nannte Hansi ihre echten Namen. Stuttgart? Wie war er bloß ausgerechnet auf Stuttgart gekommen?
    Hansi schenkte ihnen bereits

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