Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
dabei wäre Vincenzo zuvor jede Wette eingegangen, dass die burschikose Sabine so etwas gar nicht besaß. Das Kleid reichte ihr bis kurz über ihre Knie, unter denen schwarze Lederstiefel endeten. Wäre sie ihm so auf der Straße begegnet, hätte Vincenzo zwei Mal hinschauen müssen, um seine Kollegin zu erkennen. Sie wirkte mindestens fünf Jahre älter. Von wegen Altersunterschied. Und dazu war sie mit einem Mal auch ausgesprochen hübsch und reizend.
    Mauracher bemerkte den ungläubigen Blick ihres Vorgesetzten und lachte. »Was ist, Commissario? Sind Sie über mein Aussehen erstaunt? Nennen wir das Kleid einfach Dienstkleidung, denn wir wollen doch schließlich wie ein Paar auftreten. Ich denke, meine Aufmachung ist realistisch. Wäre ich mit Ihnen zusammen, würde ich mich so anziehen.«
    Vincenzo hatte Mauracher, die erst im vergangenen Jahr in die Questura gekommen war, auf Anhieb gemocht. Und da er einen Blick für das nicht Offensichtliche besaß, hatte er bereits gewusst, dass dieses zierliche Mädchen hübscher war, als es sich selbst durch sein Outfit machte. Doch dieser Anblick war schlichtweg atemberaubend. Er musste schlucken. »Vielleicht sollten Sie so etwas häufiger tragen. Sie sehen phantastisch aus. Ich denke, wir geben wirklich ein glaubwürdiges Paar ab.«
    Mauracher senkte den Blick, räusperte sich verlegen. »An eines haben wir aber noch nicht gedacht, Commissario.«
    »Was meinen Sie?«
    »Nun ja«, druckste sie herum, »Paare siezen sich normalerweise nicht. Und viele halten in der Öffentlichkeit Händchen. Wie glaubwürdig soll unser Auftritt denn sein?«
    Vincenzo fühlte sich unbehaglich. Das hatte er tatsächlich vergessen. Es verstand sich von selbst, dass er Mauracher duzen musste, aber Händchen halten? Nun, auch das sollte kein Problem für ihn sein, eher schon die Tatsache, dass Vincenzo Sabine Mauracher das erste Mal als Frau wahrnahm, und dazu als ziemlich attraktive. Er konnte es nicht benennen, aber etwas an ihr zog ihn an. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht. »Dass wir uns an diesem Abend duzen, ist selbstverständlich.« Damit war also geklärt, dass das Du nur temporärer Natur sein würde.
    Mauracher bedachte seinen hölzernen Klarstellungsversuch mit einem koketten Augenaufschlag. Hatte diese für sie typische Geste ansonsten etwas eher Niedliches, fast Kindliches an sich, so wirkte sie nun beinahe verführerisch.
    Vincenzo zwang seine Gedanken in die einzig richtige Richtung: hin zu der bevorstehenden Ermittlungsarbeit bei Hansi. »Ein bisschen Händchen halten dürfte auch kein Drama sein, wir müssen ja nicht öffentlich rumknutschen. Kommen Sie, wir brechen auf.«
    Auf der Fahrt über die steile, schmale Straße sprachen sie nur wenig. »Hansis Stodl« lag malerisch oberhalb des Tals, sodass man am Tag von hier sicherlich bis nach Gossensaß sehen konnte. In der anderen Richtung wurde der Blick vom Tribulaun-Massiv beherrscht. Als die beiden Beamten den kleinen Gasthof betraten, waren nur zwei andere Tische besetzt. Sie würden in Ruhe etwas essen und sich, sobald die letzten Gäste, vermutlich Touristen, gegangen waren, Hansi vornehmen. Da noch keine offiziellen Ermittlungen eingeleitet worden waren und Vincenzo im Grunde vor allem seiner Intuition nachging, hatte er sich nach einigem Hin und Her dafür entschieden, mit Hansi vorerst sozusagen in inoffizieller Mission zu sprechen. Zudem waren Menschen meist gesprächiger, wenn sie sich nicht in der unangenehmen Situation eines Verhörs befanden.
    Der Besitzer machte den Eindruck eines sympathischen Naturburschen. Er hatte braune Haare, einen leichten Bauchansatz und eine ausgesprochen gesellige Art. Vincenzo schätzte ihn auf Mitte vierzig. Nachdem Vincenzo für sich und Mauracher Spaghetti Carbonara bestellt hatte, brachte ihnen Hansi eine große, gut gefüllte Pfanne, die er vor sie auf den Tisch stellte. Als er Vincenzos skeptischen Blick bemerkte, lachte er. »Als Paar esst ihr doch sicherlich aus einer Pfanne. Aber wenn ihr wollt, kann ich euch natürlich auch extra Teller bringen.«
    Vincenzo warf Mauracher einen verlegenen Blick zu. Sie lächelte und nickte leicht. »Nein, schon gut. Ich nehme noch ein Helles, gern ein großes. Und du, Sabine ?«
    Sie schaute in die Karte. »Was meinst du, Schatz, soll ich noch einen Roten oder doch lieber einen Weißen nehmen?«
    Schatz? Vincenzo schluckte bei der Bezeichnung, konnte aber in diesem Moment wenig dagegen machen. Er freute sich jetzt schon darauf, wenn diese

Weitere Kostenlose Bücher