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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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»Aber wir haben angeklopft, Commissario, und zwar mehr als nur ein Mal. Sie waren vollkommen in Gedanken versunken. Ich habe Ihnen übrigens etwas mitgebracht.« Marzoli wedelte mit einer großen Einkaufstüte. »Für Ihre Schublade. Die fühlt sich bestimmt ganz elend, so leer, wie sie neuerdings ständig ist.«
    Vincenzo schaute in die Tüte und musste trotz seiner düsteren Gedanken laut lachen. Marzoli hatte ihm sage und schreibe zehn Packungen Cantuccini mitgebracht. Ein wenig dezenter Hinweis darauf, dass sein Vorgesetzter, der Commissario, schon seit Monaten beharrlich vergaß, seine unterste, eigens dafür reservierte Schublade mit Cantuccini zu füllen, für deren Verschwinden allerdings überwiegend Marzoli zuständig war.
    »Ich habe mich übrigens beteiligt, Commissario.« Auch seine Freundin auf Zeit, Sabine Mauracher, liebte Cantuccini, sehr zu Marzolis Leidwesen. Vincenzo verstaute neun Packungen in der Schublade, in der anschließend kein Blatt Papier mehr Platz gefunden hätte. Den Inhalt der zehnten verteilte er auf die drei Ebenen seiner Etagere und stellte den Rest in der Tüte auf den Besprechungstisch. »Setzt euch, dann machen wir es wie immer. Ich rede, konstatiere, schlussfolgere, plane, während ihr binnen Minuten die gesamte Etagere abräumt und ich selbstverständlich nichts abbekomme. Und vielleicht hört ihr mir ja sogar nebenher mal mit einem Ohr zu?«
    Mit Marzoli und Mauracher hatte Vincenzo zwei Kollegen, die unkompliziert, zugänglich, menschlich und immer in der Lage waren, einen angeschlagenen Commissario aufzuheitern. Hätte er in seiner seelischen Schieflage auch noch ein miserables Betriebsklima ertragen müssen, wäre er wahrscheinlich tatsächlich bald bei einem Psychiater gelandet.
    »Aber Scherz beiseite. Tragen wir die Fakten zusammen.« Wenngleich es ein Gag gewesen war, machten sich die Liebhaber der süßen Cantuccini bereits unbarmherzig über sie her. Von wegen Geschenk! Unbeirrt ging Vincenzo zu seiner Pinnwand. »Was haben wir bisher?« Er heftete eine ganze Reihe Pappkarten an die Korkplatte. »Familie Gamper kommt bei einem Feuer ums Leben. Wochen vorher deutet Frieda Gamper im Gespräch mit ihrem Nachbarn an, dass die Familie zu Geld gekommen ist oder kommen wird. Stichwort Geld: Museumsdirektor Kofer, der unter chronischem Geldmangel leidet, fährt plötzlich einen Porsche, und der Hotelier vom Tribulaun gibt den Hinweis auf eine angebliche Erbschaft. Markus Pircher, Bergführer, wird erfroren in einem Burgverlies aufgefunden. Die Obduktion steht noch aus. Es stellt sich heraus, dass der verstorbene Heinrich Gamper zuvor das Gerücht verbreitet hatte, Pircher befände sich auf einer Expedition im Himalaja, aber nicht der Urheber dieses Geredes war. Bei der letzten Führung auf Burg Reifenstein im letzten Herbst waren Familie Gamper und der Porsche fahrende Andreas Kofer dabei, und dazu die Pflerschtaler Hotelierin Christine Alber mit ihrem Koch, Luigi Ferrari. Irma Patscheider kann sich erinnern, dass genau nach dieser Führung der Hauptschlüssel verschwunden war. Wir müssen abwarten, was in diesem Zusammenhang eure Telefonaktion bei den Südtiroler Schmieden ergibt. Unklar ist noch immer der Verbleib der Archäologin Sara Gasser. Sie hat bei Hansi merkwürdige Andeutungen gemacht, von einem ominösen Fund gesprochen. Was könnte sie gemeint haben? Und was haben diese Menschen gemeinsam, außer dass sie alle aus dem Pflerschtal kommen? Ich denke, dass es sich hier um Zufälle handelt, können wir getrost ausschließen.«
    Marzoli, der unter Maurachers missbilligenden Blicken bereits eine halbe Tüte Cantuccini in sich hineingestopft hatte, schaute auf die Pinnwand. »Sechs Namen, acht Menschen, die auf den ersten Blick nur der Ort miteinander verbindet. Vier davon sind tot, beim Brand der Familie Gamper gab es keine Hinweise auf ein Verbrechen. Gasser wird vermisst. Bleiben drei, die wir befragen können: Alber, Ferrari und Kofer.«
    »Ich würde sagen, dass wir zuvor noch die Ergebnisse von Spurensicherung und Rechtsmedizin abwarten. Normalerweise sollten sie morgen vorliegen. Dann fahren wir ins Pflerschtal.« Vincenzo hielt kurz inne. »Ich frage mich schon die ganze Zeit, was man bloß in den Bergen finden könnte, was sich zu richtig viel Geld machen lässt? Da oben gibt es zwar noch ein paar alte Silberminen, aber viel kann da nicht mehr drin sein, sonst würden nicht jeden Tag Hunderte von Touristen da reingelassen werden. Aber hören wir erst einmal,

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