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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ich haben. Aber du hast sie in der letzten Zeit auch nicht erlebt. Sie ist jetzt ein anderer Mensch, der nichts mehr mit meiner Gianna gemein hat. Sei mir nicht bös, aber ich würde das Thema gern beenden und lieber über meinen aktuellen Fall reden. Vielleicht kannst du mir ja als Bergexperte einen Tipp geben, was dahinterstecken könnte.« Vincenzo spürte, wie ihm bei Hans’ Versuchen, ihn aufzuheitern, die Tränen in die Augen stiegen, wollte aber keine derartige Schwäche zeigen. Da sie sich schon zu Beginn ihres Treffens ausführlich über Hans’ Expedition unterhalten hatten, erzählte er nun eigentlich nur der Ablenkung halber von seinem neuen Fall. Doch Hans war ein noch besserer Tippgeber, als Vincenzo geahnt hatte.
    »Die Alpen stecken noch immer voller Edelsteine und Gold. Erfahrene Alpinisten und Hobby-Schatzsucher gehen nicht selten in die Berge in der Hoffnung, dort ihr großes Glück in Form von Gold zu finden. Was du erzählst, klingt verdächtig nach so einer Goldgräberexpedition.«
    Vincenzo starrte Hans an. »Ist das dein Ernst? Aber wenn dem so ist, warum weiß ich dann nichts davon? Ich meine, die Medien müssten doch voll davon sein? Und wenn es in unseren Bergen noch so viele Reichtümer gibt, warum sind wir dann nicht alle Millionäre?«
    Hans schmunzelte. »Berechtigte Fragen. Aber ich habe ja auch nicht gesagt, dass es einfach ist, die Schätze zu heben. Es reicht nicht, dir deinen Rucksack zu schnappen und loszumarschieren. Du musst genau wissen, wo du suchen musst. Darin liegt das Problem, und dieses Geheimnis geben die Berge nur ausgesprochen ungern preis. Daran ändert auch die moderne Technik nicht viel. Außerdem hast du es mit einer ziemlich komplizierten Rechtslage zu tun. Solltest du tatsächlich Gold finden, gehört dir nicht automatisch alles. Soviel ich weiß, bekommt ein Teil davon immer der Staat. Wenn du Genaueres darüber wissen willst, müsstest du allerdings einen Fachmann zurate ziehen.«
    Vincenzo schwenkte nachdenklich den Ripasso in seinem Glas. Er kam sich vor wie in einem uralten Schwarz-Weiß-Film. Goldrausch in Südtirol. Verrückt. Ein Anachronismus und ganz sicher ein Motiv für ein Kapitalverbrechen. Was als Ablenkung von einem leidigen Thema gedacht gewesen war, würde die geplanten Verhöre im Pflerschtal nun in eine gänzlich andere Richtung lenken. »Und wo finde ich so einen Fachmann?«
    Hans rieb sich nachdenklich das Kinn. »Ich wüsste da jemanden aus Innichen. Der Mann heißt Michael Wachtler. Wir kennen uns über unsere gemeinsame Leidenschaft: Berge und Natur. Michael ist Naturdenker, Schriftsteller und Filmemacher und gilt als einer der besten Kenner der Dolomiten. Vor einigen Jahren hat er selbst sogar Gold gefunden. Es war der größte neuzeitliche Goldfund in den Alpen. Aber frag mich nicht, wie er das angestellt hat, das muss er dir schon selbst erzählen. Sagt dir das DoloMythos etwas? Es gehört Michael.«
    »Ich werde mich an ihn wenden. Der tote Bergführer im Verlies von Burg Reifenstein hieß übrigens Markus Pircher. Sagt dir der Name was?«
    Hans verdrehte die Augen. »Natürlich, den Pircher kennt doch jeder. Ein guter, verantwortungsvoller Bergführer, aber ein Aufschneider. Der ist den zehnten Schwierigkeitsgrad nicht geklettert, um eins mit der Natur zu sein, sondern um abends bei den Mädels damit anzugeben. Wir sind uns nie grün geworden. Trotzdem tut es mir leid um ihn.«
    »Kannst du dir vorstellen, dass der sich in einen Kerker abseilt und dabei verunglückt?«
    »Du stellst vielleicht Fragen. Aber sagen wir es mal so: Wenn ich einem Kollegen zutrauen würde, sich in ein Verlies abzuseilen, dann ihm. Dass er dabei verunglückt, kann ich mir allerdings weniger vorstellen. Es sei denn, er war nicht mehr nüchtern. Apropos: Nehmen wir noch ein Fläschchen?«
    Vincenzo lachte. »Selbstverständlich. Und im Anschluss gehen wir noch auf einen Absacker zu mir. Mal sehen, wie gut der Ripasso gegen meinen Amarone ankommt.«

16
    Bozen, Mittwoch, 18.   April
    »Sie sehen angeschlagen aus, Bellini. War es gestern Abend mal wieder spät?«
    Vincenzo sah sich mit Reiterers breitem provokanten Grinsen konfrontiert. Offensichtlich suchte der Leiter der Spurensicherung wieder einmal Zerstreuung in Form eines anregenden Wortgefechtes mit seinem Lieblingsgegner, bevor er seine Fachexpertise in Sachen Burgleiche zum Besten geben würde. »Sie dürfen sich ruhig einen fünffachen Espresso nehmen. Vielleicht macht der Sie ja wieder fit. Wobei,

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