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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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setzen dann erst spät oder gar nicht ein. Denken Sie nur an Tote, die im Gletscher gefunden werden. Die sehen aus wie neugeboren.«
    Der Commissario war beeindruckt ob der nüchternen Analyse. Der Arzt hatte seinen ersten Befund wie ein Nachrichtensprecher runtergerattert. »So schnell können Sie das feststellen?«
    »Natürlich nicht mit letzter Sicherheit. Die wird erst die Obduktion liefern, aber der Tote hat bläulich violette Verfärbungen an Knien und Ellenbogen. Das sind typische Erfrierungserscheinungen, und in dem Verlies ist es eisig kalt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand dort lange überlebt. Zumal ist der Mann nur dünn bekleidet. Aber wie gesagt, die Obduktion wird Gewissheit bringen. Auf Wiedersehen, Commissario!«
    Vincenzo ordnete an, den Leichnam in die Gerichtsmedizin nach Bozen zu bringen, dann bat er einer Eingebung folgend die Burgführerin zu sich. »Frau Patscheider, Sie kennen sicherlich viele Leute aus der Gegend. Trauen Sie sich zu, den Mann einmal anzusehen?«
    Als Frau Patscheider mit starrem Gesichtsausdruck nickte, zog Vincenzo vorsichtig das Leichentuch, mit dem der Mann bedeckt war, bis zur Brust zurück.
    Die Fremdenführerin sah ihm kurz ins Gesicht und wurde noch eine Nuance blasser. »Ja, den kenne ich. Das ist Markus Pircher, ein Bergführer aus dem Pflerschtal.«
    Pflerschtal? Markus Pircher? Das war ja mal interessant. Sofort erinnerte sich Vincenzo an Hansis Schilderungen. Das konnte doch kein Zufall sein. »Sind Sie sich ganz sicher?«
    »Absolut, das war ein Hansdampf in allen Gassen, ein Draufgänger. Aber komisch, ich dachte, der wäre gerade im Himalaja.«
    Ein umtriebiger Bergführer, der spurlos verschwand, um Monate später tot in einem Burgverlies gefunden zu werden. Und mit Hansi gleich zwei Zeugen, die ihn auf Expedition vermutet hatten. »Warum dachten Sie, dass Pircher im Himalaja sei?«
    Frau Patscheider rieb sich nachdenklich das Kinn. »Wenn ich das nur wüsste. Ich glaube, Heinrich Gamper hat es mir erzählt, kurz bevor er bei dem Brand ums Leben gekommen ist. Ich war wegen einer Genehmigung bei ihm im Amt. Der wusste das mit Pircher wohl von jemand anderem.« Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, ich komme einfach nicht drauf. Aber das war für mich auch nicht von besonders großer Bedeutung. Ich konnte doch nicht ahnen, dass der arme Kerl Monate später tot in meinem Verlies liegt!«
    Vincenzo grübelte. Eine verworrene Angelegenheit. Heinrich Gamper hatte der Touristenführerin also erzählt, dass der Bergführer Markus Pircher auf einer Expedition sei, obwohl der zu dieser Zeit vielleicht schon längst tot in einem Burgverlies gelegen hatte. »Ich will Sie nicht länger mit Fragen bombardieren als nötig, Frau Patscheider, aber eins ist noch wichtig. Was können Sie mir zu der Burg und dem Kerker sagen? Wie lange war die Winterpause, was ist mit Bauweise, Temperatur, Luftfeuchtigkeit?«
    Der Burgherrin war deutlich anzumerken, dass sie ob des Themenwechsels hin zu ihrer Profession erleichtert war. Bereitwillig gab sie Auskunft. »Das heute war die erste Führung seit Ende Oktober. Das Verlies ist von zwei Meter dicken Mauern umschlossen, sodass sich Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Laufe eines Jahres nur wenig ändern. Sie können das gern nachprüfen, im Innern herrscht immer eine Temperatur so um die fünf Grad plus. Die Luft ist überraschend trocken, weil sich das Verlies im höchstgelegenen Teil der Burg befindet. Jedwedes Wasser in dem gesamten Bereich fließt sofort ab. Insgesamt ist der Kerker an die achtzig Quadratmeter groß, doch außer dem Einstiegsloch gibt es keinerlei Ein- oder Ausgänge. In diese Finsternis verirrt sich freiwillig kein Lebewesen, da können Sie sich sicher sein.«
    Vincenzo dankte ihr und verabschiedete sich mit dem Hinweis, dass keine Führungen stattfinden konnten, bis die Spurensicherung das Gelände nicht wieder freigegeben hatte. »Schließen Sie alles ab, außer meinen Kollegen darf im Moment hier niemand rein.«
    Abschließen. Sie hatte doch gewusst, dass sie vergessen hatte, dem Commissario etwas zu erzählen. Sie hielt Vincenzo am Ärmel fest. »Ich weiß nicht, ob das für Ihre Ermittlungen wichtig ist, aber nach der letzten Führung im Herbst war plötzlich der Hauptschlüssel verschwunden.« Patscheider erzählte Vincenzo die Geschichte des abhandengekommenen und nach mehr als einer Woche wie von Geisterhand wiederaufgetauchten Schlüssels und erklärte ihm das ausgeklügelte Alarmsystem, das

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