Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
Brüste bewundern konnte. »Ich plane größere Investitionen.«
»Investitionen? Welcher Art?«
Alber strich mit der Zunge über ihre Oberlippe. Eine erotische Geste, die ihre Wirkung hoffentlich nicht verfehlen würde. »Ich plane eine Erweiterung meines Hotels. Auf dem Grundstück ist noch genug Platz für einen Anbau mit zusätzlichen Zimmern und einem zeitgemäßen Fitness- und Wellnessbereich. Natürlich mit Saunalandschaft und allem Pipapo. Zusätzlich muss im Haupthaus die Küche modernisiert werden. Wenn man heutzutage erfolgreich sein will, muss man mit der Zeit gehen. Ich habe schon eine Skizze und eine grobe Kalkulation gemacht. Wenn ich Ihnen das mal zeigen dürfte?« Die Hotelierin legte die Blätter, die sie schon aus der Tasche genommen hatte, auf den Tisch. »Ich rechne mit einer Gesamtinvestition von ungefähr drei Millionen Euro. Die Kosten für das Grundstück entfallen, da es mir bereits gehört.«
Der Banker betrachtete die Entwürfe interessiert. »Haben Sie die selbst gemacht?«
Alber sah Reichegger gespielt ängstlich an. »Warum fragen Sie? Sind die nicht gut?« Ihre Erfahrung hatte sie gelehrt, dass man bei Männern weiterkam, wenn man sich hilflos gab und so ihren Beschützerinstinkt weckte. »Ich habe mir wirklich Mühe gegeben.«
Der Bankier hob abwehrend die Hände. »Nein, nein, die Skizzen sind sehr gut. Auch Ihre Kalkulation ist auf den ersten Blick absolut realistisch. Man merkt, dass Sie betriebswirtschaftlich geschult sind.«
Alber lächelte in sich hinein. Na also, es lief doch bestens. Ihrem Charme konnte niemand widerstehen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie bereits den fertigen Anbau vor sich. Wie lange hatte sie schon davon geträumt.
»… leider die Hände gebunden.«
Sie war so in ihre Gedanken vertieft gewesen, dass sie Reichegger einen Moment lang nicht zugehört hatte. »Entschuldigung, ich war einen Augenblick abwesend. Was haben Sie gesagt?«
Er sah seine Kundin mitleidig an. »Durch die neuen Eigenkapitalverordnungen von Basel II sind uns in den meisten Fällen die Hände gebunden. Ich nehme an, Sie haben davon gehört?«
Alber hatte keine Ahnung, wovon der Mann sprach. Sollte der Termin doch mit einem Misserfolg enden? Sie schüttelte den Kopf.
Der Kundenberater schob die Skizzen zu ihr zurück. »Abgesehen von den Regelungen von Basel II sprechen leider auch Ihre Zahlen und Trends gegen einen zusätzlichen Kredit. Die Buchungszahlen in Ihrem Betrieb sind seit Jahren rückläufig, inzwischen machen Sie sogar Verluste. Und falls Sie es vergessen haben sollten: Ihr gesamtes Hotel ist dermaßen mit Hypotheken belastet, dass es im Grunde ohnehin schon der Bank gehört. Und andere Sicherheiten können Sie nicht beibringen, nicht wahr?« Er wartete ihre Antwort nicht einmal ab. »So bedauerlich ich das persönlich auch finde, ich bin machtlos und kann Ihrem Wunsch nach einer Bankenfinanzierung nicht entsprechen. Auch nicht mit einem geringeren Volumen.«
Christine Alber war entsetzt. Mit allem hatte sie gerechnet. Dass es schwierig werden würde, dass man sie beschränken und ihre geplanten Investitionen kürzen würde, aber eine komplette Absage? Sie war verunsichert, und das kam wahrlich selten vor. »Aber …« Sie konnte nur stammeln. Ohne die Erweiterung und Modernisierung würde sie bald am Ende sein. »Ich bin seit mehr als zwanzig Jahren Kundin bei Ihnen. Sie können mich jetzt doch nicht hängen lassen!«
Doch Reichegger zeigte kein Erbarmen. Im Gegenteil. Er wies sie darauf hin, dass sie in letzter Zeit immer häufiger mit ihren Ratenzahlungen in Verzug geraten war. »Wenn sich das nicht bald bessert, müssen wir Ihren Kredit leider kündigen. Wegen Basel II . Was rede ich, Basel II … wegen Basel III ! Sie verstehen? Bitte entschuldigen Sie mich jetzt, ich habe gleich einen Anschlusstermin. Wenn Sie Fragen haben, können Sie natürlich jederzeit gern auf mich zukommen.«
Frustriert und mit hängenden Schultern verließ Alber die Bank. Weder harte Fakten noch weiblicher Charme hatten ihr geholfen. Jetzt konnte sie nur noch ein Wunder retten.
3
Sterzing, Freitag, 22. Juli
Andreas Kofer war stinksauer. Schon wieder hatte dieser widerliche Emporkömmling aus Innichen Glück gehabt und etliche wertvolle Stücke für sein Museum gefunden, das es ohne Fortuna, die ihm unbegreiflicherweise seit eh und je nachlief, gar nicht gäbe. Die Zeitungen hielten sich auffallend damit zurück, die neuen Funde detailliert zu beschreiben, und
Weitere Kostenlose Bücher