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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Serpentinen einen zumeist schmalen Pfad hinauf zur Krimmler-Tauern-Hütte. Vincenzo parkte, stieg aus und machte sich mit Skischuhen und -stöcken bewaffnet an den Aufstieg.
    Doch er bekam weder etwas von der Schönheit der stillen Landschaft um ihn herum mit, noch verschwendete er einen Gedanken an Alexander Thaler oder seinen Pflerschtaler Fall. Erst die Konzentration auf seine Schritte befreite ihn aus seinem Gedankenkarussell, das sich nur um Gianna drehte.
    Vincenzo erreichte die obere Tauernalm, die zweitausend Meter hoch lag und ab der sich die Schneeverhältnisse abrupt änderten. Hatte er sich bis hierhin noch halbwegs problemlos mit seinen Schneeschuhen fortbewegen können, sackte er in dem schnell tiefer werdenden Pulverschnee immer öfter ein. Entgegen seiner Selbsteinschätzung tauchte die tief verschneite Krimmler-Tauern-Hütte erst nach drei Stunden Gehzeit vor ihm auf. Vincenzo hockte sich vor den Dachüberstand der Hütte, nahm den Rucksack ab und aß Südtiroler Speck und Schüttelbrot, während er den imposanten Blick auf Dreiherrenspitze und Rötspitze genoss. Letztere hatte er schon mit Hans bestiegen, die Dreiherrenspitze war für den Sommer geplant. Wunderschön. Anders als die von Süden über den Gipfel aufziehenden Wolken und der plötzlich auffrischende Ostwind. Von Hans wusste Vincenzo, was das bedeutete. Ein Mittelmeertief zog heran, kalte Luft floss von Osten her ins Land. Es war noch heute mit Neuschnee zu rechnen.
    Er würde die Pause kurz halten müssen. Außerdem war er später noch mit Michael Wachtler verabredet, von dem er sich wichtige Informationen in Bezug auf den Goldfund versprach. Er durfte keine Zeit vertrödeln.
    Wachtler. Er hatte Vincenzo beschrieben, wo die Hütte des Bergführers stand. Vincenzo schaute nach Osten in Richtung Teufelsstiege. Kurz davor, zwischen Stiege und Wasserfallkopf, hauste Alexander Thaler. Nah genug an den Wanderwegen, um sie binnen kürzester Zeit zu erreichen, aber vor neugierigen Blicken geschützt durch eine Felsformation. Vincenzo erhob sich und marschierte weiter. Ein Steilabstieg führte in eine tiefe Senke vor der Teufelsstiege, die, ihrer Namensgebung entsprechend, treppenförmig wieder in die Höhe führte. Der Wind frischte weiter auf und wirbelte den in der Nacht gefallenen Neuschnee auf. Vincenzos Sicht verschlechterte sich, er sah kaum noch etwas. Seinen Blick hielt er starr nach Süden gerichtet. Unmittelbar vor ihm musste die Felsformation sein.
    Dann tauchte sie vor ihm auf. Genauso, wie Wachtler sie beschrieben hatte. Eine Gruppe markanter Felsen, die sich wie die Höcker eines Kamels aneinanderreihten, der letzte westliche endete in einer Hakenform, die an eine Adlernase denken ließ. Frei von Gedanken an Beziehungen und Stress und ganz in seinem Element verließ Vincenzo den Wanderweg und lief auf den Adlerfelsen zu. Der Wind blies ihm den aufgewirbelten Schnee von schräg vorn ins Gesicht. In dieser Höhe hatte es vielleicht gerade einmal fünf Grad unter null, aber durch den Wind und die immer mehr von Wolken verdeckte Sonne kam es Vincenzo vor wie minus fünfzehn. Er zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht, der Wind begann zu heulen. Ein unwirkliches Szenario. Wohl wissend, dass von der späten Winterrückkehr keine ernsthafte Gefahr ausgehen dürfte, genoss Vincenzo die Form der Ablenkung und näherte sich Schritt für Schritt dem Fels, den er in weniger als einer Minute umrundete.
    Vor ihm lag die einsame Berghütte. Sie war keine fünfhundert Meter vom Wanderweg Nummer dreizehn entfernt, dennoch hätte kein Wanderer erahnen können, dass sich hier oben eine Behausung befand, in der ein Mensch lebte. Vincenzo stapfte auf die Hütte zu. Gerade nach seinen Erlebnissen des Vortages freute er sich auf die Begegnung mit Thaler. Nicht nur als Zeugen.
    Wenige Minuten später stand er auf der Veranda, die wie die Hütte ganz aus Holz bestand, und klopfte. Nichts. Er rief Thalers Namen gegen den Wind. Wieder nichts. Hoffentlich hatte er nicht das Pech, einen der wenigen Tage erwischt zu haben, an denen der Bergführer nicht hier oben war. Vincenzo griff nach der Türklinke und drückte sie herunter. Die Tür sprang nach innen auf. Der Commissario rief mehrfach Thalers Namen, doch nichts regte sich. Schließlich trat er ein und schloss die Tür, als der scharfe Ostwind den Schnee in die Stube wehte. Kalt war es, kälter, als man es in einer Hütte erwarten würde. Nirgendwo ein wärmendes Feuer.
    Vincenzo sah sich um. Rechts ein

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